SZ NRW: Artikel über Uwe Fuchs

  • „Laune, Lust und Liebe“


    Uwe Fuchs, bester Absolvent des Trainer-Lehrgangs, über seine Vorstellung von Fußball


    Der frühere Fußball-Profi Uwe Fuchs (u.a. 1. FC Köln und Fortuna Köln) hat in einem sechsmonatigen Lehrgang seine Trainer–Lizenz an der Deutschen Sporthochschule in Köln erworben. Der 36-jährige Co-Trainer des Zweitligisten LR Ahlen saß mit den früheren Profi-Kollegen Jörn Andersen, Axel Roos oder Thomas Kastenmeier zusammen und schloss die Prüfung als Jahrgangsbester mit der Note 1,4 ab.


    SZ: Glückwunsch, Herr Fuchs. Abschlussnote 1,4 – die hatte ihr Chef damals bestimmt nicht.


    Uwe Fuchs (lacht): Uwe Rapolder hat seine Lizenz in der Schweiz gemacht. Das kann man nicht vergleichen. Aber es stimmt, diese Note ist sehr ordentlich.


    SZ: Vor allem, weil man Sie bisher gar nicht als strebsamen Schüler kannte.


    Fuchs: Das Schönste daran ist tatsächlich, dass die Leute endlich merken, dass ich kein Hallodri, Luftikus oder Paradiesvogel mehr bin. Deshalb waren viele wahrscheinlich auch so überrascht.


    SZ: Und jetzt haben Sie eine Lizenz in der Tasche, eine Stelle als Co-Trainer und bleiben wie der Kollege Michael Henke auf ewig glücklicher Assistent?


    Fuchs: Ich habe jetzt das Handwerkszeug bekommen, und glaube tatsächlich, dass man viele Dinge lernt, die für einen erfolgreichen Trainer wichtig sind.


    SZ: Was lernen Sie denn nun noch von ihrem Vorgesetzten Uwe Rapolder?


    Fuchs: Uwe hat eine unglaubliche Analyse, sieht einfach alles. Er macht nach zwölf Jahren natürlich vieles auch aus dem Bauch heraus – instinktiv.


    SZ: Ihr eigenes Entrée als Cheftrainer war nicht gerade glücklich. Entlassung bei Fortuna Düsseldorf – und bei Fortuna Köln haben Sie selbst hingeschmissen.


    Fuchs: Ich habe den Fehler gemacht, mich von Emotionen leiten zu lassen. Ich bin bei Fortuna Köln eingestiegen, weil ich an der Stadt und am Klub hänge und den naiven Traum hatte, mit ihm etwas zu erreichen. So ein Harakiri wie dort anzufangen, darf ich mir nicht noch mal erlauben. Denn es interessiert keinen, unter welchen Bedingungen man arbeitet.


    SZ: Zum Beispiel, dass nicht genug Geld da war, und dass Sie die Spielerverträge aushandeln mussten?


    Fuchs: Ich hätte mich einfach gern ausschließlich aufs Sportliche konzentriert.


    SZ: Und jetzt ist die große Jobsuche ausgebrochen. Ihr Vertrag in Ahlen läuft zum Saisonende aus.


    Fuchs: Na ja, natürlich würde ich gerne wieder als Cheftrainer arbeiten und ich traue mir schon zu, in der zweiten Liga anzufangen. Es ist nur die Frage, ob ich die Chance dazu bekomme.


    SZ : Sie wirken recht gereift!


    Fuchs: Es wäre früher undenkbar gewesen, dass ich mich ein halbes Jahr kontinuierlich hinsetze, ein Ziel verfolge und auch erreiche. Man lernt auch, viel strukturierter zu arbeiten. Und ich habe mich ja auch richtig reingehängt.


    SZ: Ein Beispiel, bitte.


    Fuchs: Ich habe vier, fünf Tage bis in die Nacht gesessen. Als es in Pädagogik um Referate ging, hab ich nicht irgendein Trallafitti gemacht, sondern mich in das Thema Konfliktlösung im Sport eingearbeitet. Ich habe mir Literatur geholt und diese durchgeackert.


    SZ: Das können Sie in Ahlen bestimmt gut gebrauchen. Rapolder gilt nicht gerade als sehr feinfühlig im Umgang.


    Fuchs: Uwe hat seine eigene Philosophie, und das ist auch gut so. Für mich ist es interessant, Konflikte im Fußball von einer höheren Warte zu betrachten.


    SZ: Die Sie aber nur als Cheftrainer auch umsetzen können.


    Fuchs: Natürlich habe ich eigene Vorstellungen von Fußball. Ich will nicht nur Kampf und Aggressivität. Meine Tugenden heißen Laune, Lust und Liebe zum Spiel – im fest vorgegebenen Rahmen eines organisierten Spielsystems. Das will ich gerne vermitteln.


    SZ: Sie haben ein halbes Jahr gebüffelt. Für verdiente Nationalspieler gab es dagegen einen Blitz-Lehrgang. Neidisch?


    Fuchs: Wenn ich so viele Länderspiele hätte, dass ich an einem solchen Lehrgang teilnehmen könnte, dann wäre ich jetzt Zweitliga-Trainer. Wir haben hier diese Orientierung an großen Namen.


    SZ: Also doch ein wenig neidisch?


    Fuchs: Nein, aber ich habe Hochachtung vor einigen, die sich ein halbes Jahr beurlauben lasen, um die Lizenz zu machen, auch familiär viel investieren, ständig von weit angereist kommen, um den Schein zu machen. Manche ärgern sich, dass andere es einfacher haben, das kann denen wohl keiner verdenken.


    SZ: Weil das Risiko groß ist, am Ende doch keinen gutem Job zu kriegen, weil da die Matthäus oder Brehmes kommen?


    Fuchs: Zumindest muss man sich um die keine Gedanken machen. Die brauchen nicht in der dritten Liga anfangen.


    SZ: Sie werden sich vermutlich noch gedulden müssen. Was macht Uwe Fuchs in der Zwischenzeit?


    Fuchs: Jetzt ist erst mal drei Woche Ruhe zum Runterpegeln. Aber dann werde ich mich sicher weiter fortbilden.


    SZ: Wo?


    Fuchs: Auf jeden Fall in der Sportökonomie, ich würde auch gern im Bereich des NLP etwas machen.


    SZ: NLP?


    Fuchs: Das steht für Neuro-Linguistisches Programmieren. Eine Wissenschaft, die sich mit den Grundlagen der Kommunikation zwischen Menschen beschäftigt. NLP untersucht die Muster, die durch die Interaktion zwischen Gehirn, Sprache und dem Körper kreiert werden und das Verhalten produzieren.


    SZ: Klingt nicht nach einer typischen Spielerkarriere.


    Fuchs: Aber es ist das, worauf ich Lust habe. Ich kann mir auch vorstellen, als Manager oder Geschäftsführer zu arbeiten. Ruhig auch in der freien Wirtschaft. Nur Spielervermittler oder Berater, das möchte ich nicht machen. Ich will mich nämlich nicht verbiegen.


    Interview: Dirk Graalmann

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