Presse Schalke - Arminia

  • WAZ Gelsenkirchen 


    Poulsen fehlt erstmals im Team


    Am kommenden Samstag im Schalker Heimspiel gegen Arminia Bielefeld gibt es eine erzwungene Premiere. Christian Poulsen wird erstmals seit er für den FC Schalke 04 spielt nicht in der Anfangsformation der Königsblauen stehen.


    Der dänische Nationalspieler ist der einzige Schalker Profi, der in der laufenden Saison noch keine Minute fehlte. Am Samstag ist es dann aber soweit. Der 23-jährige Mittelfeldspieler wird sich das Spiel nur von der Tribüne aus anschauen können, weil er zuletzt in Mönchengladbach seine fünfte gelbe Karte sah und deswegen gesperrt ist.


    Neben ihm kann dann auch Victor Agali Platz nehmen, der ebenfalls gesperrt ist. Über die exakte Länge seiner Zwangspause erfährt der Nigerianer erst am nächsten Donnerstag etwas, wenn das DFB-Sportgericht getagt hat und seine Entscheidung mitteilt. Auch Andreas Möller dürfte seinen Muskel-Faserriss bis Samstag kaum auskuriert haben und wird wohl fehlen.


    Ob es weitere personelle Probleme geben wird, muss noch abgewartet werden. Bei Ebbe Sand hofft Vereinsarzt Dr. Thorsten Rarreck, dass dessen Prellung bis zum Samstag wieder abgeklungen ist. Die Chancen sind wohl besser als die von Emile Mpenza, der bekanntlich wegen eines Bänderrisses in der Schulter pausiert.


    Das zeigt, dass Schalkes personelle Probleme in erster Linie der Offensive liegen. Es ist aber trotzdem so, dass in der Rückrunde eher die Abwehr schwächelt. In den bisher sechs Spielen der zweiten Serie kassierten die Königsblauen nämlich schon elf Gegentore - in der gesamten ersten Saisonhälfte waren es nur 14.


    Im vorderen Bereich sind die Königsblauen im neuen Jahr geradezu verlässlich geworden, denn sie erzielten bisher in jedem Rückrundenspiel zwei Tore. Dass dabei nur zwei Siege heraus sprangen, ist eine recht karge Bilanz.


    Am Samstag hofft Schalkes Trainer Frank Neubarth gegen Bielefeld natürlich auf den dritten Rückrunden-Erfolg seiner Mannschaft, die sich gegenüber der Konkurrenz um die UEFA-Pokal-Plätze abgrenzen will. Über eine mögliche Teilnahme an den Spielen der Champions-League in der nächsten Saison wird im Schalker Lager derzeit nicht mehr gesprochen - zumindest nicht öffentlich.


    03.03.2003 Von Wolfgang Kerkhoff
    http://www.waz.de/waz/waz.gels…port&region=Gelsenkirchen

  • Asamoah muss jetzt Gas geben - Nationalspieler will bleiben


    Von Norbert Neubaum


    Gelsenkirchen (5. März 2003) - Ganz schön nervig, dieser Sven Kmetsch. Schalkes Profis machen ein Trainingsspiel, und Kmetsch steht Gerald Asamoah so aufmerksam auf den Füßen, dass der Nationalspieler bei jedem Ballkontakt den heißen Atem seines Bewachers spürt. Trotzdem kann sich Asamoah hin und wieder durchsetzen. Im Prinzip bleibt ihm auch gar nichts anders übrig – denn der 24-Jährige muss jetzt richtig Gasgeben. Noch mehr als sonst.


    Die Vorlage kam im Winter von Rudi Assauer. „Von Gerald Asamoah muss mehr kommen“, hatte Schalkes Manager nach der Hinrunde verlangt. Asamoah hätte diese kritischen Worte etwas gelassener vernehmen können, wenn sein Vertrag nicht am Saisonende auslaufen würde.


    Eine kuriose Situation: Zwei aktuelle deutsche Nationalspieler hat Schalke, beide gehören aber zu den „Wackelkandidaten“, was ihre sportliche Zukunft in Schalke angeht. Während bei Böhme aber ausschließlich disziplinarische Gründe eine Rolle spielen, stehen bei Asamoah sportliche Argumente im Vordergrund. Die konnte er in der Rückrunde noch nicht liefern: Auch wegen seiner Leistenverletzung hat er in der Rückrunde erst ganze 16 Minuten gespielt. Seit einer Woche ist Asamoah wieder im Training, was ihn aber noch nicht automatisch zu einem Kandidaten für die Elf macht, die Samstag gegen Bielefeld aufläuft.


    Denn: Asamoah hat seine Vielseitigkeit zwar schon unter Beweis gestellt und zählte in den letzten Jahren zu den Schalker Spielern mit den meisten Einsätzen – aber einen Stammplatz auf einer festen Position hat er nicht.


    „Ich denke, dass ich meine Sache rechts offensiv ganz gut mache“, sagt Asamoah zwar, musste aber mit ansehen, wie ihm Gustavo Varela dort bis zu seinem Schädelbruch den Rang ablief. Begonnen hat Asamoah die Saison hinten rechts, da ist nun wieder Niels Oude Kamphuis gesetzt. Gekommen war Asamoah 1999 als Stürmer – da ist Schalke hochkarätig besetzt, und wenn – wie aktuell – Top-Leute ausfallen, steht Mike Hanke ein Gewehr bei Fuß.


    „Ich kann nicht ausschließen, dass meine Vielseitigkeit mich meinen Stammplatz kostet“, hat Gerald Asamoah neulich gesagt. Mit anderen Vereinen habe er sich dennoch noch nicht beschäftigt, er würde gerne bleiben. Für seine Vertragsverlängerung muss er aber Gas geben – ob man ihn auch lässt?

    http://www.buersche-zeitung.de

  • Neubarth: "Mund halten und Leistung zeigen!"


    Wehrt sich gegen Kritik: Frank Neubarth.

    Im Juni lachte Frank Neubarth über den Hinweis, dass er als Trainer des FC Schalke graue Haare bekommen werde. Inzwischen sieht er sie täglich im Spiegel.


    Acht turbulente Monate sind vergangen. Erst startete Neubarth durch, nach dem frühen Aus in DFB-Pokal und UEFA-Cup eskalierte die Situation nun durch den Streit zwischen Jörg Böhme und Frank Rost und die intern geäußerte Kritik des Torhüters, Fußball mache ihm unter Neubarth keinen Spaß mehr - was ein Mitspieler an die Bild-Zeitung verriet.


    Und plötzlich bekommt es Neubarth kräftig um die Ohren - als zähle es nichts, dass er seine Mannschaft im ersten Trainerjahr trotz eines unglaublichen Verletzungspechs konstant auf Platz vier hält. Jetzt wehrt er sich.


    kicker: Herr Neubarth, Sie wirken trotz aller Kritik sehr ruhig. Was geht wirklich in Ihnen vor?


    Neubarth: Ich bin nicht glücklich über die Situation. Am meisten nervt mich, dass wir selbst ständig für solche Schlagzeilen sorgen.


    kicker: Im Winter sagten Sie: Jetzt werden wir Ruhe haben und uns auf Fußball konzentrieren. Ist ja toll aufgegangen . . .


    Neubarth: Ich kann den Spielern nicht den Mund verbieten. Aber sie sollten sich hinterfragen, was sie erzählen. Oder einfach mal den Mund halten und Leistung zeigen!


    kicker: Erst die Sticheleien ihres Vorgängers Huub Stevens, nun die volle Wucht einer Medienkeule. Wittern Sie eine Kampagne?


    Neubarth: In der Branche wird viel zu viel geredet - aber ich sehe mich nicht als Opfer. Im Fall Stevens sollte nur von eigenen Problemen abgelenkt werden, und Leute wie Lattek und Breitner kann ich nicht ernst nehmen. Die werden für ihre Attacken bezahlt, sind aber viel zu weit weg. Die quasseln, haben aber keine Ahnung, wovon sie da reden.


    kicker: Lattek unkte, Sie seien zu jenem legendären Mannschaftsessen mit dem Streit Rost/Böhme gar nicht eingeladen gewesen . . .


    Neubarth: Unfassbar, worüber sich manche Leute Gedanken machen! Ich kenne das aus meiner Bremer Zeit so, dass kein Spieler gerne sieht, wie sein Trainer die Biere zählt. Wir sind übrigens Vierter.


    kicker: Wie meinen Sie das?


    Neubarth: Es gab Streit zwischen zwei Spielern, Rost war unzufrieden, alles ist ausgesprochen. Das sind keine Probleme.


    kicker: Trotzdem werden Sie ständig kritisch hinterfragt. Verkaufen Sie sich zu schlecht?


    Neubarth: Schalke ist ein großer Verein, über den immer diskutiert wird. Und als junger Trainer hast du keine Lobby. Aber zum Glück habe ich einen Manager hier, der voll hinter mir steht und der weiß, dass ich gute Arbeit abliefere. Es lag nicht an mir, dass Schalke so ins Gespräch gekommen ist.


    kicker: Böhme soll gehen, Asamoah hat noch keinen neuen Vertrag, dazu die Altstars Wilmots und Möller als weitere Problemfälle. Wird Ihre Arbeit durch den Umbruch im Sommer erleichtert?


    Neubarth: Ich bin überzeugt, dass wir durch unsere Personalpolitik weiterkommen. Schade ist, dass die zuletzt gezeigten guten Spiele nicht gewürdigt werden. Und um die Stimmung bei uns muss sich niemand sorgen.



    http://www.kicker.de

  • Neue Inspiration fürs Offensivspiel 



    Dammeier und Vata kehren "auf Schalke" ins Bielefelder Team zurück

    Bielefeld (oe). Die Routiniers sollen bei Fußball- Bundesligist Arminia Bielefeld das Ruder herumreißen. Ohne Fatmir Vata und Detlev Dammeier fehlte den Ostwestfalen zuletzt jede Inspiration im Offensivspiel.


    Das soll sich am Samstag um 15.30 Uhr im Westfalenschlager bei Schalke 04 ändern, denn sowohl Vata als auch Dammeier stehen wieder zur Verfügung. Nicht nur DSC-Trainer Benno Möhlmann wartet sehnsüchtig auf die Rückkehr der beiden Mittelfeld-Akteure.


    Vor allem der Ex-Wolfsburger Dammeier zählt zu den Gewinnern der laufenden Saison. In seiner ersten Zweitliga-Saison in Bielefeld gehörte Dammeier noch zu den Risikofaktoren der Arminia. Inzwischen ist er ein Führungsspieler, wie Coach Möhlmann bestätigt: "Im Spielaufbau bringt er die nötige Ruhe mit. Wie sehr uns Dammeier gefehlt hat, zeigen nicht zuletzt die jüngsten Spiele." Noch nicht ganz sicher ist dagegen der Einsatz von Fatmir Vata. Zwar brennt der Albaner auf eine Rückkehr in die Stammformation, doch Möhlmann will genau beobachten: "Wenn Vata im Training noch ängstlich agiert, werde ich kein Risiko eingehen. Wir brauchen einen völlig gesunden Fatmir Vata."


    Derweil steht der Absprung von Sturm-Entdeckung Mamadou Diabang bevor. Die Forderungen des Beraterstabes des Senegalesen bezeichnete Thomas von Heesen als maßlos übertrieben. Auf weitere Verhandlungen will sich Bielefelds Sportdirektor nicht einlassen: "Wir bewegen uns mit unserem Angebot am Limit. Diabang hat eine Frist bis zum 15. März. Danach werden wir uns nach Alternativen umsehen." Eine Vertragsverlängerung ist jedoch noch nicht ganz ausgeschlossen, denn Diabang ist nicht so begehrt, wie seine Berater versichern. Angeblich hätten vier der sechs erstplatzierten Mannschaften Interesse an dem 24-Jährigen. Doch die Klubs aus Dortmund, Schalke, Stuttgart, Bremen und Berlin dementierten jegliche Verhandlungen.


    Am morgigen Samstag wird Diabang wohl wieder zur Startformation gehören, da Marek Heinz wegen einer Entzündung der Luftröhre nicht für einen Einsatz in Frage kommt.


    Die Erwartungen der Arminia vor dem Auftritt auf Schalke sind gedämpft, aber Trainer Möhlmann sieht sein Team wieder in der Pflicht: "Wir haben zuletzt jeden Mut vermissen lassen. Das muss sich in Gelsenkirchen ändern, sonst haben wir keine Chance. Wir brauchen wieder ein Erfolgserlebnis." Die Unterstützung der Anhänger in der Schalke-Arena ist den Arminen sicher. 6000 DSC-Fans begleiten ihr Team und hoffen zumindest auf ein Remis. Bei zwei der letzten drei Auftritte in Gelsenkirchen entführten die Ostwestfalen jeweils einen Zähler.



    Quelle: http://www.mt-online.de

  • Einfach wieder nur Fußball / Schalke empfängt Arminia aus Bielefeld


    Von Gerd Strohmann


    Gelsenkirchen (7. März 2003) - Frank Neubarth macht gute Miene zum bösen Spiel. „Diese ganzen Geschichten am Rande sind sicherlich nicht förderlich. Manche Spieler beschäftigen sich mehr mit anderen Dingen als mit Fußball. Ich hoffe, wir schreiben jetzt wieder auf dem Platz Schlagzeilen, und möglichst positive“, wünscht der Schalker Trainer.


    Samstag kommt die Arminia aus Bielefeld in die Arena, und Neubarth meint schmunzelnd: „Ich freue mich, dass wieder Fußball gespielt wird“. Denn was da in den letzten Wochen bei den Königsblauen ablief, erinnerte fatal „an das alte Schalke“, wie Rudi Assauer in direkter Anspielung an die alte „Skandalnudel“ meinte. Vorläufig letzter Höhepunkt die Berichte über eine Bande von Zigarettenschmugglern und die angebliche Verstrickung von Tomasz Hajto in diese Machenschaften. „Der Polizeibericht ergibt nichts Neues“ betonte der Manager, und er ließ deutlich spüren, dass er nun wirklich nicht viele weitere Worte über dies Sache verlieren wollte.


    Tatsächlich droht das Image der Königsblauen in diesen Wochen leichten Schaden zu nehmen. Erst die Auseinandersetzung zwischen Rost und Böhme, dann Rosts leichte Attacke auf Neubarth, dann Hajtos Ausruf auf dem Bökelberg „Von wegen Scheiß Polen“, mitten während der tollen Tage schienen die Schalker ein wenig außer Rand und Band.


    Assauer ist augenfällig um Normalität bemüht, „das kannst du alles in die Tonne kloppen“, nur das Gerede über den Vertrag zwischen Möllemanns Firma Web Tec und Kirch nervt ihn nachhaltig. „Damit hat der FC Schalke 04 nichts zu tun, und ich dulde nicht, dass wir da in irgendeine Ecke gedrängt werden“.


    Also zurück zum Fußball, da ist genug zu tun. „Wir haben reichlich gutzumachen“ betont Marco van Hoogdalem in Erinnerung an das selten überflüssige 1:2 auf der Bielefelder Alm, als die Schalker in Überzahl einen Vorsprung verspielten.


    Noch hat die Arminia in der Rückrunde keinen Sieg eingefahren, aber Neubarth warnt: „Die Elf ist auswärts stark, wir müssen schon eine Topleistung bringen“. Und weil man in der Not bescheiden ist, freut er sich über die Genesung von Ebbe Sand, da Emile Mpenza, Andreas Möller und die gesperrten Victor Agali und Christian Poulsen ausfallen. Und vielleicht dürfen nach dem Spiel in der Arena wieder alle strahlen: Weil endlich wieder nur über Fußball gesprochen wird.


    http://www.buersche-zeitung.de

  • Die Verfolger sind näher gerückt


    Gemessen an der vergangenen Woche, in der intern viele Brände gelöscht werden mussten, qualmte es in den vergangenen Tagen nur bei Tomasz Hajto ein wenig.


    Die Staatsanwaltschaft bestätigte zumindest Ermittlungen gegen einen Schalker Spieler wegen einer eventuellen Verwicklung im Bereich des Zigarettenschmuggels. Eine Rauchpause gibt es deswegen derzeit aber für Hajto nicht - die Rauchschwaden können sich ja eventuell auch noch in Luft auflösen.


    Trainer Frank Neubarth kann den polnischen Abwehrspieler heute im Heimspiel gegen Arminia Bielefeld also einsetzen wie alle anderen Spieler, die fit und nicht gesperrt sind. Das heißt im Umkehrschluss, dass die Schalker ohne die gesperrten Victor Agali und Christian Poulsen auskommen müssen, dass auf die Verletzten Andreas Möller, Emile Mpenza und Kristijan Djordjevic nicht zurück gegriffen werden kann. Im Verlauf der Woche gab es rund um die Trainingseinheiten zwar zudem noch den einen oder anderen angeschlagenen Spieler, aber an sich sind sie alle heute einsatzfähig.


    An den Gast aus Ostwestfalen, der heute in der Arena Auf Schalke antritt, haben die Königsblauen keine guten Erinnerungen. So dürften sie sich noch über das Hinspiel ärgern, in dem sie eine Niederlage hinnehmen mussten, obwohl die Arminia lange Zeit in Unterzahl spielen musste. Das war nur eines von vielen Spielen, in denen die Schalker in dieser Saison die Punkte leichtfertig verschenkten. Zwar wird von den Verantwortlichen immer wieder argumentiert, dass der derzeitige vierte Platz in der Liga im Zielbereich liegen würde. Aber wenn man bedenkt, wo Schalke stehen könnte, wenn es die Schwächen der Konkurrenz genutzt hätte, sieht das bisherige Saisonfazit sicherlich nicht mehr so zufriedenstellend aus.


    Das eigene Schwächeln, das in den restlichen elf Spielen nach Möglichkeit abgestellt werden soll, hat dazu geführt, dass es im Kampf um die UEFA-Pokal-Plätze auch wieder enger geworden ist - die Champions-League-Ränge sind schon fünf Punkte entfernt. Der FC Schalke 04 muss sich also in erster Linie nach hinten absichern und braucht dazu unbedingt einen Heimsieg, wobei ein solcher in den letzten sieben Heimspielen nur einmal gelang.


    07.03.2003 Von Wolfgang Kerkhoff
    http://www.waz.de

  • SZ, Montag, 10.3.2003


    Aufrechte Angst vor dem Genickbruch
    Bielefeld muss sich nach dem unglücklichen 1:1 in Schalke Sorgen um das Nervenkostüm machen


    Gelsenkirchen – „Wo geht es denn hier raus?“ Ansgar Brinkmann hatte leichte Orientierungsprobleme, als er dem Kabinentrakt der Schalke-Arena entfliehen wollte. Ein wenig ratlos blickte der Bielefelder Fußball-Profi umher, die Tasche geschultert. Dann ging er, auf einen guten Ratschlag hin, sechs Meter in die richtige Richtung, blieb stehen – und kramte sein Handy aus der Tasche. Leicht hektisch tippte er auf die Tastatur, zwei Mal schüttelte er missmutig den Kopf. Vermutlich hat er seiner Lebensgefährtin erst einmal eine deftige Frust-SMS gesandt. Dabei hätte er genauso gut die der letzten Wochen zwischenspeichern und erneut verschicken können.


    Denn in Bielefeld wiederholt sich das traurige Schicksal in beängstigender Art und Weise. Wenn das Team schlecht spielt, verliert es die Partie. Tritt die Elf dagegen so erstaunlich kompakt und überzeugend auf wie am Samstag beim 1:1 gegen den FC Schalke, müssen sie sich mit einem Punkt zufrieden geben. Und außerdem, darin haben die Arminen ebenfalls Übung, werden sie in fortgesetzter Manier vom Schiedsrichter benachteiligt. So stand Ansgar Brinkmann wenige Minuten vor dem ersten Telefonkontakt im Flur und echauffierte sich, stellvertretend für dessen Kollegen, über die Leistung von Schiedsrichter Jörg Keßler: „Als ich das erste Mal im Strafraum gefoult wurde und der Schiri nicht pfiff, hab ich gesagt: Okay. Beim zweiten Mal war es auch noch okay. Aber jetzt ist es der fünfte oder sechste Elfer, den wir nicht kriegen.“ Ergo würde Arminia Bielefeld, fänden die Regularien des DFB auch für die Ostwestfalen Anwendung, längst in Uefa-Cup-Träumen schwelgen.


    Arminia aber steht so nahe an der Abstiegsklippe wie nie zuvor. Der Abstand zu den Plätzen, die zur Zweitklassigkeit verpflichten, ist so gering wie seit Monaten nicht mehr. Dies ist, bei aller berechtigter Ärgernis über das nicht geahndete Foul von Tomasz Hajto an Brinkmann (85.), nicht zuletzt das Versäumnis der Westfalen selbst. Das erkannte letztlich sogar Brinkmann an: „Wir hätten den Sack selber zumachen müssen.“ Mehrfach sogar. Doch als sich die eindeutigen Chancen zum Sieg boten, streikten Dammeier (69.), Momo Diabang (72.) oder dem eingewechselten Rade Bodganovic (87.) die Nerven.


    Zudem bestand am Samstag ohnehin nicht wirklich nachhaltig Grund, nach den Ursachen des Remis im Schiedsrichterwesen zu forschen. Der Bielefelder Führungstreffer durch das Eigentor von Tomasz Waldoch (57.) war weniger in der Unsicherheit des Schalke-Kapitäns als vielmehr im regelwidrigen Einsatz von Kapitän Bastian Reinhardt zu suchen.


    Es sind Nebenkriegsschauplätze, wie sie stets eröffnet werden, wenn ein Team merkt, dass das eigene Unvermögen, ein Spiel wie jenes auf Schalke für sich entscheiden zu können, nicht aufzuhören vermag. Also sind andere schuld, während intern unverbrüchlich an die Ruhe appelliert wird: „Der Vorsprung schmilzt, aber wir sind nicht in der Situation, wo wir uns ihn Panik reden sollten“, befahl Keeper Matthias Hain der eigenen Elf Selbstbewusstsein. „Wir dürfen uns jetzt nicht kaputt reden“, assistierte Detlev Dammeier.


    In der Tat zeigte die Defensiv-Leistung der Arminen Züge einer Bundesliga- Reife, die Art und Weise, in der allerdings die Konterchancen vergeben wurden, lässt auch bei den Arminen langsam Zweifel zu: „Wir sind nicht clever, nicht kaltschnäuzig genug. Das ist sicher auch eine Frage der Qualität“, attestierte Kapitän Bastian Reinhardt dem eigener Elf mangelnde Klasse. „Aber die haben wir in der Hinrunde ja auch gehabt.“


    Tempi passati. In der harten Realität des Abstiegskampfes entscheiden nur die letzten zehn Partien über das Wohl und Wehe des Klubs. Reinhardt ahnt es: „Wenn wir das Manko nicht bald abstellen, könnte uns das noch das Genick brechen.“ So weit unten auf der Versehrtenskala aber sehen sich die Bielefelder noch nicht. Schließlich, so Reinhardt, könne man „noch erhobenen Hauptes“ nach Hause fahren. Und der Blick auf die Konkurrenz könne doch auch Mut machen, wie Matthias Hain beschloss: „Cottbus oder Lautern machen sich wegen ihrer Mini-Serien doch auch Hoffnungen – und die sind nicht besser als wir. “ Einverstanden. Aber sie holten zuletzt mehr Punkte.


    Dirk Graalmann

  • Ganz kleine Brötchen


    Schalke 04 versagt auch beim 1:1 gegen Arminia Bielefeld


    Gelsenkirchen – Dem Herren in Block 15, Reihe 1 der Victoria-Tribüne in der Arena AufSchalke droht womöglich der Entzug seiner Dauerkarte. Schon nach 36 Minuten hatte der Mann angefangen, sein Unbehagen zu konzentrieren: „Neubarth raus“. Der Schalker Trainer aber blieb wie eigentlich immer bewegungslos am Spielfeldrand sitzen. Da war es ganz förderlich, dass Frank Neubarth am Ende der 90 Minuten, nach dem enttäuschenden 1:1 (0:0) gegen den Aufsteiger Arminia Bielefeld, die Volksabstimmung aus tausend Kehlen bekam. „Hier wird einem jungen Trainer keine Chance gegeben“, echauffierte sich Manager Rudi Assauer lange nach dem Schlusspfiff. Es folgte die übliche Philippika über die mangelnde Ahnung der Anhänger und deren Vergesslichkeit. Das Mitleid mit dem Novizen aber ist nicht nur beim Publikum begrenzt. „Da muss man durch“, befand Torwart Frank Rost. „Wenn die Fans pfeifen wollen, sollen sie es tun.“


    Beim FC Schalke 04, das lässt sich zweifelsfrei attestieren, stimmt momentan nichts. Die Heimschwäche des Teams (nur 18 Punkte) setzt sich fort, dazu gesellten sich den letzten zwei Wochen jede Menge Nebenkriegsschauplätze: tätliche Auseinandersetzung zwischen Rost und Böhme, Maulwurf-Affäre, Ermittlungen gegen Tomasz Hajtowegen Abnahme von Schmuggel-Zigaretten. Jede Menge Ablenkungspotenzial – so spielten sie auch. „Das hat uns verunsichert“, sagte Sven Vermant, der mit seinem späten Ausgleichstreffer (89.) immerhin noch den Ausnahmezustand verhinderte. „Das sehe ich anders. So was muss man wegschieben“, konterte Gerald Asamoah. Und Rost, dessen Verbalattacken zuletzt Eingang in den Boulevard gefunden hatten, befand einsilbig: „Ich bin keiner der Ausreden sucht wegen irgendwelcher Lapalien.“ Der Manager dagegen wohl. Er moserte wieder mal über die Schiedsrichter, weil Jörg Keßler vor dem Eigentor von Tomasz Waldoch (57.) ein Foul von Bielefelds Reinhardt übersehen hatte.


    Die Uneinigkeit abseits des Rasens spiegelt sich auch auf dem Felde wider. Es fehlt jemand, der das Tempo, den Rhythmus bestimmt. Dem Team mangelt es an jeglicher Kreativität, dem gekonnten Defensiv-Fußball einer Elf wie Bielefeld wirkungsvoll begegnen zu können, im Angriff fehlt jedwede Durchschlagskraft. Dazu kommen ungeahnte Abwehrschwächen: Kapitän Tomasz Waldoch agierte so hibbelig wie ein Teenager bei der ersten Verabredung mit seiner Geliebten. Neuzugang Darío Rodriguez, der nach dem frühen Aus für Nico van Kerckhoven (Verdacht auf Muskelfaserriss, 15.) in die Partie kam, spielte gar so erbärmlich, dass Neubarth sich nicht anders zu behelfen wusste, als den Uruguayer eine gute Stunde später wieder vom Feld zu nehmen. Und Tomasz Hajto? „Der kann doch nicht konzentriert sein nach dem, was war“, befand Marco van Hoogdalem strafmildernd. Immerhin: Warum der Niederländer, in der Hinrunde bester Schalker nach überstandener Verletzung nicht mehr zur Stammformation gehört, fällt in das Reich Neubarth’scher Geheimnisse. „Es sieht dann so aus, als wenn alles vergessen wäre, was war“, sagt van Hoogdalem. „Aber deshalb gleich ‘Neubarth raus’ zu rufen, ist auch ein bisschen übertrieben.“


    Nun ja, schlimmer war wohl, dass sie nach dessen Vorgänger riefen. Als Neubarth beim Stand von 0:1 Stürmer Mike Hanke durch Abwehrspieler van Hoogdalem ersetzte (82.), wuchs der Zorn. Als eine Minute später auch noch das 6:0 der Herthaner vom Videowürfel leuchtete, war Neubarths Kredit passé. Die Fans besangen lieber Huub Stevens. Das sei „total unfair“, sagte Assauer. Schließlich „haben wir unter Stevens in der Liga auch Scheiße ohne Ende gespielt.“ Der Manager schwingt nun wieder die Keule zum Schutze der aussterbenden Gattung junger Trainer. Einer Erkenntnis aber kann auch er sich, trotz aktuell Rang vier, nicht verweigern: „Wenn du gegen so ein Team mit Glück einen Punkt holst, musst du ganz kleine Brötchen backen“, fordert Gerald Asamoah. An den größeren, sprich der erhofften Qualifikation für die Champions League, würde sich das Team ohnehin verschlucken. „Wenn wir so spielen“, sagt van Hoogdalem, „kriegen wir gegen Manchester sieben null auf die Fresse.“ Am kommenden Samstag müssen sie zum Glück nur zum Hamburger SV.


    Dirk Graalmann
    http://www.sueddeutsche.de

  • Wieder eine Enttäuschung 


    Am Samstag nach dem Heimspiel gegen Arminia Bielefeld waren die 60 886 Zuschauer in der Arena Auf Schalke einmal mehr um eine Enttäuschung reicher.


    Das traf sogar auf beide Fan-Gruppierungen zu. Die Bielefelder Anhänger grämten sich vor allem drüber, dass ihrer Mannschaft kein Sieg gelungen war, dass die Arminia aus den vielen klarer Konterchancen in der zweiten Halbzeit nicht mehr gemacht hatte als das 1:1 (0:0), dass es am Ende gab. Und auf Schalker Seite waren die Fans vom zum Teil hilflosen Gestolper ihrer Mannschaft total enttäuscht.


    Vor der Tatsache, dass in der Schalker Mannschaft derzeit wenig zusammenläuft, sollten die Verantwortlichen nicht die Augen verschließen, auch wenn sie das versuchen - wie zum Beispiel Manager Rudi Assauer nach dem Schlusspfiff. "Wir sind immerhin Vierter", war seine Erstreaktion auf die Kritik um Umfeld. Wenn man es so sieht, kann man auch noch anfügen, dass die Königsblauen mit dem mageren 1:1 im Heimspiel gegen einen Abstiegskandidaten sogar auf den von Borussia Dortmund gehaltenen zweiten Champions-League-Platz einen Punkt gut gemacht hat. Außerdem, so kann man es auch sehen, haben die Schalker in der Rückrunde erst ein Spiel verloren.


    Das alles hört sich gut an, sieht aber auf dem Platz schlecht aus. Trainer Frank Neubarth gab das auch zu, ohne aber sagen zu können, woran es liegt. "Sicherlich kann man die Unruhe der letzten Wochen als Begründung dafür anführen. Die Spieler gehen damit unterschiedlich um. Unserem Spiel fehlt die Sicherheit."


    Einigen Spielern, und zwar solchen, die an sich zu den Leistungsträgern zu zählen sind, fehlt noch mehr. Ebbe Sand zum Beispiel, ja sonst eher zurückhaltend, regte sich nach einem Fehlpass so auf, dass er von Sven Kmetsch kaum zu beruhigen war. Das spricht für ein angespanntes Nervenkostüm. Und die Leistung von Tomasz Waldoch, an sich ja auch ein Leistungsträger, war so grottenschlecht, dass er selbst stöhnte: "So viele Fehlpässe habe ich noch nie gespielt."


    Außerdem wäre noch Schalkes uruguayische Hoffnung Dario Rodriguez zu erwähnen, der für den verletzten Nico van Kerckhoven eingewechselt und 50 Minuten später gegen Gerald Asamoah ausgewechselt wurde. Das ist für einen Fußballer die Höchststrafe. "Bei Rodriguez ist mir unerklärlich, warum er seine Klasse nicht in Leistung umsetzt. Er hat noch nicht das gebracht, was wir uns von ihm versprochen haben." Ähnliches könnte Assauer auch zu den anderen Spielern der Südamerika-Fraktion zu sagen - zu Anibal Matellan und in der Rückrunde zu Gustavo Varela.


    All das zusammen deutet darauf hin, dass in der Mannschaft einiges nicht stimmt. Für den FC Schalke 04 kann man nur hoffen, dass der späte Ausgleich von Sven Vermant in der 89. Minute, nicht zu viele Probleme übertüncht, nur weil die Königsblauen deshalb noch in den Uefa-Cup-Rängen sind.


    09.03.2003 Von Wolfgang Kerkhoff


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    Pfeifkonzert wegen eines umstrittenen Spielerwechsels 


    Trainer Frank Neubarth scheint bei den Schalker Fans kein gutes Standing zu haben. Auf jeden Fall ist er in der großen Enttäuschung der Sündenbock für die schlechten Ergebnisse.


    Am Samstag beim Spiel gegen Bielefeld wirkte es vor diesem Hintergrund fast wie eine Provokation, als er beim Rückstand von 0:1 zehn Minuten vor Schluss für den Stürmer Mike Hanke den Abwehrspieler Marco van Hoogdalem einwechselte. Ein riesiges Pfeifkonzert war die Folge, das wohl es eher dem Frust als der Aufregung über eine falsche Auswechselung entsprang.


    Denn natürlich wollte Neubarth nicht die Abwehr verstärken. "Ich habe den Wechsel deshalb vorgenommen, weil ich zum Schluss mit Tomasz Waldoch noch einen kopfballstarken Spieler in der Spitze haben wollte. Deshalb habe ich Waldoch nach vorne gezogen und van Hoogdalem eingewechselt."


    Dass es deshalb Mike Hanke erwischte, sah Manager Rudi Assauer als richtig an. "Ich will hier nichts an Hanke fest machen, er ist als junger Spieler insgesamt auf einem guten Weg, aber er hatte viele Ballverluste und er hat drei dicke Chancen vergeben", sagte Assauer. Vielleicht war es auch richtig, Hanke in diesem Spiel aus dem Feuer zu nehmen, weil ihm mit zunehmender Spielzeit immer weniger gelang. Mike Hanke selbst zeigte auf jeden Fall Verständnis, als er feststellte: "Ich kann die Maßnahme verstehen."


    Eine andere Frage ist, ob Neubarth nicht hätte Tomasz Waldoch auswechseln müssen, und das schon früh, denn der Pole stand völlig neben sich. "Waldoch ist Kapitän und Führungsspieler. Deshalb habe ich mir keinen Gedanken über eine Auswechselung gemacht," erklärte der Trainer. wolf

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  • Schalker Disharmonien / Pfiffe statt positiver Schlagzeilen nach dem 1:1 gegen Bielefeld

    Von Wolfgang Bergs


    Gelsenkirchen (9. März 2003) - „Auf Schalke“ rumort es weiter. Statt der erhofften positiven Schlagzeilen gab es Pfiffe gegen die Mannschaft und „Neubarth raus“-Rufe gegen den Trainer. Disharmonien auf verschiedenen Ebenen.


    Sven Vermant rettete den Königsblauen mit seinem Treffer zwei Minuten vor dem Abpfiff beim 1:1 (0:0) gegen Arminia Bielefeld einen überaus glücklichen Punktgewinn, über den sich am Ende aber keiner recht freuen wollte.


    Während die Schalker von ihren enttäuschten Fans mit gellenden Pfiffen verabschiedet wurden, bemängelte Bielefelds Trainer Benno Möhlmann zu Recht, dass man eigentlich zwei Punkte verloren habe.


    Auf der Suche nach dem Schuldigen für die wieder einmal enttäuschende Vorstellung fand man auf Schalker Seite gleich mehrere Verdächtige. Torschütze Sven Vermant kritisierte die Medien, die im Vorfeld für viel Unruhe gesorgt hätten. Kapitän Tomasz Waldoch und Manager Rudi Assauer sahen den Sündenbock in Schiedsrichter Jörg Keßler (Wogau), der aus ihrer Sicht vor der Bielefelder Führung (57.) einen unberechtigten Freistoß gegen sie und anschließend ein Foul von Arminia-Kapitän Bastian Reinhardt an Waldoch nicht gepfiffen habe, so dass der Pole den Ball ins eigene Tor lenkte. Und die Schalker Fans ließen ihrem Unmut über Trainer Frank Neubarth freien Lauf und feierten stattdessen seinen Vorgänger Huub Stevens.


    Tatsächlich gab die Vorstellung der Neubarth-Schützlinge äußerst wenig Anlass zur Freude. Es war kein durchdachter Spielaufbau zu erkenn, über die Flügel sorgte lediglich Jörg Böhme vor der Pause für Gefahr.


    Im Abwehrbereich gab es Unsicherheiten, an denen vor dem Wechsel auch Tomasz Waldoch beteiligt war, stand Nils Oude Kamphuis fast immer verkehrt zu Gegner und Ball. Im Spiel nach vorne leistete sich Schalke viele, leichtfertige Ballverluste, so dass der Aufsteiger in der Abwehr viel zu selten in Gefahr geriet. „Ihre Qualität in der Offensive ist schwer gleichwertig zu ersetzen“, beklagte Frank Neubarth die Ausfälle von Emile Mpenza, Victor Agali und Andreas Möller, zumal Ebbe Sand von der Form früherer Tage weit entfernt ist.


    Auf der anderen Seite waren die Ostwestfalen bei ihren Kontern brandgefährlich und hätten, wenn sie dabei konzentrierter zu Werke gegangen wären, den Sack schon frühzeitig zu machen können, ja müssen. „Wenn man vier, fünf Großchancen nicht nutzt, tut es weh, wenn man den Sieg dann noch aus den Händen geben muss“, ärgerte sich Benno Möhlmann, der zunächst auf Ansgar Brinkmann verzichtet hatte.


    Das „enfant terrible“ im Bielefelder Team hätte nach seiner Einwechslung in der 77. Minute Sekunden vor dem Ausgleich ebenfalls alles klar machen können. Doch statt von der Mittellinie auf das von Frank Rost verlassenene Schalker Tor zu schießen, passte er quer auf den im Abseit stehenden Bogdanovic. Den anschließenden Gegenzug nutzten die Gastgeber zum nicht mehr erwarteten Ausgleich.

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    Dicke Luft und kleine Mücke / Viele Fans bekamen Sehnsucht nach Stevens


    Von Norbert Neubaum


    Gelsenkirchen (9. März 2003) - Benno Möhlmann wollte offenbar niemandem zu nahe treten. Höflich verneigte er sich vor dem Gegner, bei dem seine Mannschaft soeben 1:1 gespielt hatte.


    „Da sitzt man in der Kabine, hat einen Punkt bei einem grundsätzlich stärkeren Gegner geholt, und kann sich trotzdem nicht richtig freuen.“ Die Betonung des Bielefelder Trainers lag auf „grundsätzlich stärker“ – aber eben nur grundsätzlich.


    Denn auf dem Platz waren die Schalker Fußballer so ratlos hin- und hergestolpert, dass den Fans in der Arena schnell die Lust verging. Nach einer Stunde (die Arminia war gerade durch ein Eigentor von Waldoch in Führung gegangen) gab es laute „Neubarth-raus“-Rufe, und parallel zum auf dem Videowürfel in der Arena angezeigten Berliner Schützenfest gegen 1860 München steigerten sie sich in eine Sehnsucht hinein, die spätestens ab der 80. Minute (im Olympiastadion war das 6:0 gefallen) in laute „Huub-Stevens“-Sprechchöre gipfelte. Dessen Nachfolger Neubarth hatte zu dieser gespenstischen Atmosphäre noch beigetragen, als er Stürmer Hanke aus- und Defensivmann van Hoogdalem einwechselte.


    Dicke Luft unter dem Arena-Dach, daran änderte weder der späte Ausgleich durch Vermant (89.) nach vielen vergebenen Bielefelder Konterchancen noch der verteidigte vierte Tabellenplatz nichts. Von den letzten acht Heimspielen hat Schalke lediglich eines gewonnen, nur durch die von den Spielern produzierten Schlagzeilen ähneln die „Königsblauen“ ein wenig dem „FC Hollywood“ – was im Vergleich zum damit gemeinten FC Bayern fehlt, ist der spielerische Glanz. „Du liest das und du spürst das“, will Tomasz Waldoch nicht leugnen, dass die allgemeine Verunsicherung sich auch auf dem Platz bemerkbar macht.


    Rückendeckung für Frank Neubarth


    Der Kapitän war dafür ein Paradebeispiel: Waldoch stolperte von einer Verlegenheit in die andere, hatte sich aber trotzdem noch eine bessere Note verdient als beipielsweise sein Mannschaftskollege Dario Rodriguez: Den hatte Neubarth nach 16 Minuten für den verletzten Nico van Kerckhoven gebracht, holte ihn aber 51 Minuten später wieder vom Platz. Dazwischen lag eine indiskutable Vorstellung des Uruguayers, die ihren Höhepunkt in einem Einwurf hatte, den Rodriguez direkt ins Seitenaus schleuderte – ein Kunstwurf.


    Vierter Tabellenplatz, dennoch eine explosive Stimmung „auf Schalke“ – Rudi Assauer versucht dabei sein Möglichstes, um die Mannschaft aus der Schusslinie zu nehmen. Zwar erkannte Schalkes Manager an, „dass einige Spieler neben der Kappe standen“, aber auch der Schiedsrichter bekam wieder sein Fett weg. Weil Jörg Keßler vor dem Bielefelder 1:0 einen unberechtigten Freistoß gegen Schalke gepfiffen und danach ein Foul von Reinhardt an Waldoch nicht geahndet habe, sprach Assauer erneut von „Beschiss“.


    Dem Trainer stärkte Assauer den Rücken: „Es ist unfair gegenüber Frank Neubarth, nach Stevens zu rufen. Der ist hier zum Helden geworden, weil er zufällig mal den UEFA-Cup gewonnen hat.“


    Neubarth selbst nahm die Pfiffe tapfer zur Kenntnis: „Das ist nicht schön, aber es gehört halt dazu.“ Einige Spieler scheinen mit dem in der Bundesliga debütierenden Trainer fast schon Mitleid zu haben: „Da muss er sich jetzt durchbeißen“, sagt Marco van Hoogdalem. Dabei hätte er allen Grund, sauer auf Neubarth zu sein. Seit Waldochs Rückkehr gehörte Schalkes bester Spieler der Hinrunde nicht mehr zur Anfangsformation. Aber van Hoogdalem hält den Ball flach: „Im Vergleich zu dem, was hier sonst noch so passiert, bin ich doch nur eine kleine Mücke.“

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    Optik und Akustik nervt Assauer / Schelte für Schiedsrichter und Fans


    Von Wolfgang Bergs


    Gelsenkirchen (9. März 2003) - Rudi Assauer zog an seiner Zigarre und ließ dann mächtig Dampf ab. Zunächst einmal wurde Schiedsrichter Jörg Keßler verbal abgewatscht, dann waren die eigenen Fans an der Reihe.


    „Was haben wir verbrochen, dass wir nun schon im dritten Heimspiel nacheinander benachteiligt werden?“, fragte Schalkes Manager in die Runde und sprach offen von „Beschiss.“


    Die Szene, die ihn so erregte, war der Bielefelder Führung vorausgegangen. Entgegen seinem Linienrichter hatte Schiedsrichter Keßler bei Hajtos Attacke gegen Varta auf Foulspiel entschieden und im Anschluss Reinhardts Einsatz gegen Waldoch als korrekt erachtet. „Das war kein Freistoß , aber ein Foul“ giftete Assauer, der im „SchalkerKreisel“ vor diesem Spiel noch geschrieben hatte: „Die Schiedsrichter sollen das pfeifen, was sie sehen.“


    Glücklicherweise für die Gastgeber sah der Unparteiische aber weder das brutale Foul von Sven Vermant an Diabang (5.) noch Marco van Hoogdalem, bei dessen Foul an Bogdanovic (88.) als letzten Mann, so dass er es in beiden Fällen bei der gelben Karte beließ. Auch, dass Tomasz Hajto Brinkmann im Strafraum zu Fall brachte, sah Keßler nicht.


    Neben der Optik des Unaparteiischen nervten den Manager vor allem die akustischen Missfallenskundgebungen aus der eigenen Fans.


    „Ich finde so etwas einem jungen Trainer wie Frank Neubarth gegenüber unfair“, ärgerte er sich über die „Neubarth raus“- und „Huub Stevens“-Rufe aus der eigenen Kurve und verteidigte auch Neubarts Auswechselung von Mike Hanke in der 79. Minute.


    „Die haben alle keine Ahnung vom Fußball“, attestierte er ihnen. „Wir treffen die Entscheidungen, da können die Zuschauer pfeifen, wie sie wollen.“ Wenn ich mich nach denen richtete, würden wir jetzt in der zweiten Liga spielen. „Die haben auch geschrien, als ich Jörg Berger entlassen habe. Zwei Jahre später haben sie Huub Stevens als Held gefeiert“, war der Manager kaum zu bremsen.


    Er konnte sich diese Schelte leisten, denn er weiß, dass auch beim nächsten Heimspiel wieder alle da sein werden. Und wenn Schalke dann gewinnt, sind es sowieso wieder die „besten Fans der Welt.“

    http://www.buersche-zeitung.de/fussball/schalke/index.php

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