Corona-Virus


  • Es ist gleichgültig, ob das Hygienekonzept Arminias für gut oder schlecht gehalten wird - das Bielefelder Gesundheitsamt kann (muss aber offensichtlich nicht, wie andere NRW-Kommunen zeigen) jedes Heimspiel zum Null-Zuschauer-Heimspiel machen, sobald der Inzidenz-Wert 35 beziehungsweise 50 übersteigt: Verstehe ich Dich richtig Arminiafranke?


    So in etwa kommt es zumindest rüber. Ob das Bielefelder Gesundheitsamt nun für das Bayern-Spiel nach der "alten" CoSchVO Zuschauer zulassen konnte oder verbieten musste, weiß ich nicht, habe ich nicht explizit nachgelesen. Nach den Aussagen von Laschet zur aktuellen CoSchVO muss es wohl in Abhängigkeit der 7-Tage-Inzidenz Zuschauer verbieten. Egal was das Hygienekonzept oder bisherige Erfahrungen mit Fußballspielen sagen, das aktuelle und potenzielle Arbeitsaufkommen des Gesundheitsamtes durch die Nachverfolgung der Kontakte (=7-Tage-Inzidenzwert) erscheint wichtiger.
    Kann richtig sein, muss es aber nicht, und ist alles andere als eine differenzierte Betrachtungsweise der Lage, wie in der "guten" Vergangenheit öfters angekündigt.
    Diese Ankündigung wird in Berlin zumindest umgesetzt, nicht nur in Bezug auf Fußball, anscheinend generell auf Veranstaltungen im Freien. Zumindest laut der Argumentation des dortigen Gesundheitsamtes zu den Berliner Fußballspielen. Oder natürlich das Berliner Gesundheitsamt hat einfach die Nachverfolgung aufgegeben und möchte das noch nicht so konkret zugeben. Dann wäre es dort aber auch einfacher gewesen, Zuschauer zu verbieten.
    Ein nach außen einheitlicheres Vorgehen (einfach, pauschal oder differenziert) wäre für die allgemeine Akzeptanz sicher förderlich, Stichwort Neidgesellschaft.

  • Nun also Lockdown light. Und wieder trifft das Verhalten Einiger (Urlauber, Privatparty-Feierer) diejenigen, die wenig bis nichts zum Infektionsgeschehen beitragen. Nach dem Bauernopfer Sport nun also die Gastronomen, die sich wirklich in der weit überwiegenden Anzahl ein Bein ausreißen um alles bestmöglich zu organisieren. Alles unter dem Vorwand, dass es "ein falsches Zeichen sei, jetzt Restaurants zu öffnen oder gar Zuschauer zu einer Sportveranstaltung zu lassen". Wieder einmal wird reine Symbolpolitik betrieben und die wahren Treiber der Pandemie bleiben unangetastet. Ich hoffe, es hagelt Klagen.

    Deutscher Sportclub Allez! Du wirst nie untergehen. Scheißegal was passiert, wir sind immer bei dir!

  • ArminiaPF2D: Wenn die Labormethoden extrem zuverlässig sind, würde mich schon interessieren, wie Du Dir die reichlichen falsch-positiven Tests im Fußball erklärst (Heidenheim 6, Würzburg 3, Zwickau 3, Bayern 1)?


    "Reichlich"? Rechnen wir mal durch: 2 Corona-Tests pro Woche pro Mannschaft (1.,2.,3. Liga = 56 Mannschaften; 40 Menschen pro Verein: Spieler, Trainer, Funktionäre) seit April (25 Wochen). 2 (Tests)* 56 (Mannschaften) * 40 (Menschen) * 25 (Wochen) = 112.000 Tests insgesamt. Das ist zudem noch konservativ kalkuliert, weil die Spieler wohl eher 3 mal pro Woche getestet werden oder die Kader und Funktionsteams wie Trainer etc viel größer sind. Also stehen 112.000 Tests 13 Falsch-Positive Fälle gegenüber: = 0,011%. Das ist nicht "reichlich", sondern statistisch absolut im Rahmen (s. Dr. Peiletts Sensitivität). Nun kommen natürlich einige daher und sagen, "dass das ja nur die bekannten und öffentlich gemachten Fälle sind". Dem halte ich dagegen, dass gerade in der von den Medien streng überwachten Fußballlandschaft größere Fallzahlen von Falsch-Positiven bekannt geworden wären.


    Was in diesen 13 Fällen falsch gelaufen ist lässt sich nur vermuten. Die DFL/ der DFB wird aber einen klaren Testplan ausgearbeitet haben, d.h. alle Teams nehmen zu einem bestimmten Tag und Zeitpunkt Proben und schicken diese sofort ins Labor. Jegliche Planbarkeit ist in diesen Corona-Tagen gerade für die Labors, die sehr belastet sind, Gold wert, zumal auch die DFL/der DFB die Resultate schnellstmöglich benötigt. Die DFL/ DFB wird deswegen mit einem Laborverbund zusammenarbeiten, der mehrere Labore deutschlandweit betreibt, zentral die Proben sammelt und dann analysiert. Guckt man nun auf die Fälle, sieht man, dass offensichtlich nur süddeutsche (+ Zwickau, was aber auch nah an Bayern ist) Teams betroffen sind. Das heisst (reine Spekulation): sollte es zu einem groben Fehler bei der Durchführung der PCR im süddeutschen Labor des Laborverbundes gekommen sein, kann es eben passieren, dass sofort 13 Spieler als falsch positiv analysiert werden. Trotzdem hat dies dann immer noch nichts mit der Zuverlässigkeit der PCR an sich zu tun, denn die ist nachweislich und wissenschaftlich belegbar robust. Wie gesagt: Fehler können niemals ausgeschlossen werden, aber die sind nicht methodisch, sondern menschlich, technisch oder Proben-begründet.

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  • Nur mal am Rande zum Inzidenzwert: mein Schweizer Kanton (also Bundesland) liegt bei der Inzidenzrate bei ca 450 und schweizweit ist man bei ca 650. Zudem führt das Tessin die Maskenpflicht auch im freien aus, das wird noch ein lustiger Winter...

  • Ich finde es unglaublich, dass immer wieder einige wenige verantwortlich für die Ausbreitung gemacht werden. Wieso glauben eigentlich alle, man könnte das Virus komplett unter Kontrolle bekommen, wenn sich nur alle an die Regeln halten würden und keiner mehr feiern geht oder in den Urlaub fährt. Die Zahlen des RKI geben das jedenfalls überhaupt nicht her; nachzulesen in den täglichen Situationsberichten, immer Dienstags. Dort wird deutlich, dass vielleicht ein Fünftel der Infektionen im privaten Umfeld passieren, dass Reisetätigkeiten ein Rolle spielten, lässt sich nicht ablesen.


    ArminiaPF2D: Man kann das aber auch ganz anders rechnen: diese 13 Fälle sind nicht in den letzten 25 Wochen bekannt geworden, sondern in den letzten beiden; 2x56x40x2 = 8960, 13/89,60 = 0,15 %
    Jetzt nehmen wir noch einmal die Grafik von Distro (Post 2611) und nehmen anstatt der 50 Infizierten sogar 100 und werden sehen, dass dann immer noch von fünf positiven Ergebnissen drei falsch sind.

  • Nur mal am Rande zum Inzidenzwert: mein Schweizer Kanton (also Bundesland) liegt bei der Inzidenzrate bei ca 450 und schweizweit ist man bei ca 650. Zudem führt das Tessin die Maskenpflicht auch im freien aus, das wird noch ein lustiger Winter...


    Lass keinen mehr rein und schließ die Tür ab. Oder komm so lange nach Bielefeld, hier sind wir noch nicht einmal bei 110. ;)


    Weiterhin viel Glück für Dich und Deine Sippe. :hi:

    Mein Heimatverein seit 1966.

  • ArminiaPF2D: Man kann das aber auch ganz anders rechnen: diese 13 Fälle sind nicht in den letzten 25 Wochen bekannt geworden, sondern in den letzten beiden; 2x56x40x2 = 8960, 13/89,60 = 0,15 %
    Jetzt nehmen wir noch einmal die Grafik von Distro (Post 2611) und nehmen anstatt der 50 Infizierten sogar 100 und werden sehen, dass dann immer noch von fünf positiven Ergebnissen drei falsch sind.


    Wir scheinen ein extrem unterschiedliches Verständnis von Zahlen und diesem Fall der Referenzmenge, auf die sich eine statistische Berechnung bezieht, zu haben. Zumindest kann man doch nicht eine generelle Aussage über die Zuverlässigkeit einer Technologie machen, andererseits aber die Referenzmenge einfach so einengen, wie es passt. Nach dieser Logik hat Uwe Neuhaus unrecht und unsere Gewinnquote und -chancen gegen Bayern sind 100%: man muss nur die Niederlagen und Unentschieden aus der Rechnung rausnehmen. Dann gehe ich mal schnell meinen Lottoschein abgeben.
    Die erwähnte Abbildung bringt aus meiner Sicht Falsch Positive und Negative durcheinander- das sagt schon alles.

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  • Ist hier bekannt, dass laut Drosten von heute "nur" 20 Prozent der infizierten das Virus weitergeben. War nur jedenfalls so noch nicht bekannt.
    Das sind bestimmt genau die 20 Prozent die in die Stadien gehen, in Restaurants und Bars schlemmen und und munter alle anstecken ;)

  • Morgen wirds dann ja neue Entscheidungen geben und es läuft jawohl auf nochmal deutlich verschärfte Kontaktbeschränkungen hinaus. Und wenn man den Anstieg der Infektionen eindämmen will, führt daran wohl kein Weg vorbei.

    Für immer Arminia!


  • @Dr. Peilett: ich helfe Dir gerne weiter. Auf der RKI Seite wird man hin und wieder doch fündig. Zu finden unter: "Probenmaterial für die PCR-Diagnostik zum direkten Erregernachweis"
    https://www.rki.de/DE/Content/…us/Vorl_Testung_nCoV.html

    Genau wie die schon diskutierte Panikmache seitens Politiker und Medien nicht zur wirklichen Versachlichung der Thematik taugt, machen es die ständigen Versuche der Verharmlosung durch unpräzise Scheinargumente auch nicht besser. Fakt ist: für falsch positive PCR Ergebnisse gibt es eine Vielzahl an potentiellen Möglichkeiten: von Proben im Labor vertauscht, Patient ist in der abklingenden Phase der Krankheit und deswegen beim zweiten Test negativ, Crosskontaminationen durch fehlerhafte Laborautomation bis zur unsauberen Probennahme, usw. Vielleicht gibt es auch Corona-positive Patienten, die im zweiten Test falsch negativ sind. Das sollte in einem gut validierten Labor nicht passieren, passiert aber dennoch aufgrund des massiven Probenaufkommens.


    Man kann falsch positive niemals 100% ausschliessen, aber genau deswegen führt man beim Corona Nachweis eine Vielzahl an Qualitätskontrollen und -maßnahmen durch (Negativkontrollen; Doppelmessung; 3 verschiedene Corona Gene werden nachgewiesen; Barcoding von Proben usw), um das Risiko eines Falsch-Positiven Tests minimieren. Deswegen nochmals: die Lage ist ernst, aber Panik nützt niemanden. Aber die absichtliche Verharmlosung (auch z.B. im Falle der vollkommen absurden Vergleiche Grippe vs Corona) und das stetige Anzweifeln von extrem zuverlässigen Labormethoden wie die real-time PCR sind wirklich kaum zu ertragen.

    Sei mir doch bitte noch mal behilflich. Wie hoch ist die Sensitivität und vor allem die Spezifität unseres Goldstandards bei den Corona-Tests? Gib doch einfach kurz in Prozent an, weil wir dann hier für Klarheit bezüglich der angesprochenen Frage zum Anteil der falsch positiven Testergebnisse. Ich finde die Angaben für Rachenabstriche nicht!


    Hier mal wieder für alle Interessierten ein Artikel, in dem Herr Drosten eben die fehlende Standardisierung der PCRs kritisiert:
    https://www.tagesschau.de/fakt…drosten-pcr-test-101.html



    Interessant ist diese Passage aus einem Interview mit Drosten aus 2014, wo er auf die PCR im Zusammenhang mit dem Corona-Ausbruch (Mers) 2014 eingeht:


    "Ja, aber die Methode ist so empfindlich, dass sie ein einzelnes Erbmolekül dieses Virus nachweisen kann. Wenn ein solcher Erreger zum Beispiel bei einer Krankenschwester mal eben einen Tag lang über die Nasenschleimhaut huscht, ohne dass sie erkrankt oder sonst irgend etwas davon bemerkt, dann ist sie plötzlich ein Mers-Fall. Wo zuvor Todkranke gemeldet wurden, sind nun plötzlich milde Fälle und Menschen, die eigentlich kerngesund sind, in der Meldestatistik enthalten. Auch so ließe sich die Explosion der Fallzahlen in Saudi-Arabien erklären. Dazu kommt, dass die Medien vor Ort die Sache unglaublich hoch gekocht haben."


    (https://www.wiwo.de/technologi…ussprechen/9903228-2.html)


    Erklärung: "empfindlich" meint die Sensitivität, die möglichst hoch sein muss, um alle Infizierten zu finden, führt aber bei nicht 100%iger Spezifität zu falsch positiv getesteten, wie Drosten ja sehr klar erläutert.


    Bildet Euch selbst Eure Meinung oder interpretiert, wie Ihr es wollt!


  • Wir scheinen ein extrem unterschiedliches Verständnis von Zahlen und diesem Fall der Referenzmenge, auf die sich eine statistische Berechnung bezieht, zu haben. Zumindest kann man doch nicht eine generelle Aussage über die Zuverlässigkeit einer Technologie machen, andererseits aber die Referenzmenge einfach so einengen, wie es passt. Nach dieser Logik hat Uwe Neuhaus unrecht und unsere Gewinnquote und -chancen gegen Bayern sind 100%: man muss nur die Niederlagen und Unentschieden aus der Rechnung rausnehmen. Dann gehe ich mal schnell meinen Lottoschein abgeben.
    Die erwähnte Abbildung bringt aus meiner Sicht Falsch Positive und Negative durcheinander- das sagt schon alles.

    Tut mir leid, aber das verstehe ich nicht ganz. Ich würde sagen, das was Du mir vorwirfst, hast Du gemacht: es ist doch nicht legitim die 13 Fälle einfach auf 25 Wochen zu beziehen, nur weil wir vorher von keinen falsch-positiven Tests erfahren haben. Innerhalb von ein paar Tagen 13 Fälle, in den 23 Wochen zuvor null... das erscheint mir nicht schlüssig. Dein letzter Satz stimmt auch nicht! Ich würde Dich dann schon bitten, meine Rechnung sachlich zu widerlegen und nicht mit irgendwelchen Lottozahlen zu kommen. Letztlich wollte ich auch nur aufzeigen, dass Deine Rechnung sehr viele Variablen hat, wobei nur eine kleine Änderung eines Wertes zu völlig anderen Ergebnissen führt.


  • Wir scheinen ein extrem unterschiedliches Verständnis von Zahlen und diesem Fall der Referenzmenge, auf die sich eine statistische Berechnung bezieht, zu haben. Zumindest kann man doch nicht eine generelle Aussage über die Zuverlässigkeit einer Technologie machen, andererseits aber die Referenzmenge einfach so einengen, wie es passt. Nach dieser Logik hat Uwe Neuhaus unrecht und unsere Gewinnquote und -chancen gegen Bayern sind 100%: man muss nur die Niederlagen und Unentschieden aus der Rechnung rausnehmen. Dann gehe ich mal schnell meinen Lottoschein abgeben.
    Die erwähnte Abbildung bringt aus meiner Sicht Falsch Positive und Negative durcheinander- das sagt schon alles.

    99% Spezifität (1% fp) und 98% Sensitivität (2% fn). In der Abbildung ist alles korrekt!

  • NW Print zitiert heute Laumann:


    Von täglich 325.000 getesteten Personen (in NRW) seien im Schnitt 6,6% positiv. Das ist ein deutlich höherer Anteil als noch vor einigen Wochen, als 2,5% positiv getestet wurden - ein Beleg dafür, dass die hohe Zahl der Infizierten nicht nur an der höheren Zahl der Tests liege, sondern dass sich das Virus ausgebreitet habe.

  • Radio BI:



    Lokale EilmeldungAnscheinend Datenpanne beim RKI - gemeldete Coronawerte für Bielefeld und NRW nicht glaubhaft. Mehr in unseren News.


    Anscheinend Datenpanne beim RKI - Coronazahlen für Bielefeld und NRW nicht[Blockierte Grafik: https://radiobielefeld-ad81.kxcdn.com/fileadmin/_processed_/e/7/csm_teststaebchen-abstrich-2020-03-24-112629_b10cfa257c.jpg]



    Keine neuen Fälle und sinkenden Inzidenzwerte. Das Robert-Koch-Institut meldet heute früh in ganz NRW und auch für Bielefeld merkwürdige Zahlen zur Entwicklung der Coronapandemie. Die meisten Online-Tools übernehmen diese Werte automatisiert. Wir melden sie euch im Radio und an dieser Stelle noch nicht und warten zunächst eine Bestätigung ab.

  • Die Anzahl der Neuinfektionen in Bielefeld ist die letzten beiden Tage von 70 am Tag auf etwa 35 am Tag gefallen. Ich denke, das wird erst mal der wert sein, auf den es sich nun einpendelt, bis man sieht, ob die Maßnahmen greifen. Ich finde, hier in Bielefeld wird nach wie vor ein guter und unaufgeregter Job gemacht - vor allem wird keine PAnik verbreitet.

    Es kann passieren, was will: Es gibt immer einen, der es kommen sah!


    Ich bin nur für das verantwortlich was ich schreibe und nicht für das, was andere verstehen.

  • Telefonkonferenz der Bundeskanzlerin mit den Regierungschefinnen und Regierungschefs der Länder am 28. Oktober 2020
    ENTWURF Stand 27.10.2020 22:29 Uhr
    TOP Bekämpfung der SARS-Cov2-Pandemie
    Die Bundeskanzlerin und die Regierungschefinnen und Regierungschefs der Länder fassen folgenden Beschluss:
    Trotz der Maßnahmen, die Bund und Länder vor zwei Wochen vereinbart haben, steigt die Zahl der Infektionen mit dem Coronavirus (SARS-CoV-2) inzwischen in nahezu allen Regionen Deutschlands mit exponentieller Dynamik an. Dies hat dazu geführt, dass bereits in zahlreichen Gesundheitsämtern eine vollständige Kontaktnachverfolgung nicht mehr gewährleistet werden kann, was wiederum zu einer beschleunigten Ausbreitung des Virus beiträgt. Deshalb ist es nun erforderlich, durch eine erhebliche Reduzierung der Kontakte in der Bevölkerung insgesamt das Infektionsgeschehen aufzuhalten und die Zahl der Neuinfektionen wieder in die nachverfolgbare Größenordnung von unter 50 Neuinfektionen pro 100.000 Einwohner in einer Woche zu senken. Ohne solche Beschränkungen würde das weitere exponentielle Wachstum der Infiziertenzahlen unweigerlich binnen weniger Wochen zu einer Überforderung des Gesundheitssystems führen und die Zahl der schweren Verläufe und der Todesfälle würde erheblich ansteigen. Wesentlich ist es dabei auch, jetzt schnell zu reagieren. Je später die Infektionsdynamik umgekehrt wird, desto länger bzw. umfassender sind Beschränkungen erforderlich.
    Ziel von Bund und Ländern ist es, zügig die Infektionsdynamik zu unterbrechen, damit in der Weihnachtszeit keine weitreichenden Beschränkungen im Hinblick auf persönliche Kontakte und wirtschaftliche Tätigkeit erforderlich sind. Familien und Freunde sollen sich auch unter Corona-Bedingungen in der Weihnachtszeit treffen können. Dazu bedarf es jetzt erneut, wie schon im Frühjahr, einer gemeinsamen Anstrengung.
    Bund und Ländern ist bewusst, dass die Beschränkungen für die Bevölkerung eine große Belastung darstellen. Deshalb gebührt der überwiegenden Mehrheit der Bevölkerung großer Dank, die bisher und auch in Zukunft diese Maßnahmen mit Gemeinsinn und Geduld einhalten und besonders denjenigen, die für die praktische
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    Umsetzung der Maßnahmen sorgen und natürlich auch denen, die im Gesundheitssystem ihren Dienst leisten.
    Die Lage ist jetzt wieder sehr ernst. Vor uns liegen vier schwierige Wintermonate. Aber Bund und Länder sehen mit Zuversicht in die Zukunft. Die Fortschritte bei der Impfstoffentwicklung und die einfachere Infektionskontrolle im Sommer geben uns die Hoffnung, dass Deutschland, wenn es gut durch diesen Winter kommt, im nächsten Jahr schrittweise die Pandemie überwinden und sich auch wirtschaftlich erholen kann.
    Vor diesem Hintergrund vereinbaren die Bundeskanzlerin und die Regierungschefinnen und Regierungschefs der Länder ergänzend zu ihren bisherigen Beschlüssen:
    1. Ab dem 4. November treten deutschlandweit die im Folgenden dargelegten zusätzliche Maßnahmen in Kraft. Die Maßnahmen werden bis Ende November befristet. Nach Ablauf von zwei Wochen werden die Bundeskanzlerin und die Regierungschefinnen und Regierungschefs der Länder sich erneut beraten und die durch die Maßnahmen erreichten Ziele beurteilen und notwendige Anpassungen vornehmen.
    2. WichtigsteMaßnahmeinderkommendenZeitwirdessein,Abstandzuhaltenund Kontakte zu verringern. Die Bürgerinnen und Bürger werden angehalten, die Kontakte zu anderen Menschen außerhalb der Angehörigen des eigenen Hausstands auf ein absolut nötiges Minimum zu reduzieren.
    3. Der Aufenthalt in der Öffentlichkeit ist daher ab sofort nur mit den Angehörigen des eigenen und eines weiteren Hausstandes gestattet. Dies gilt verbindlich und Verstöße gegen diese Kontaktbeschränkungen werden entsprechend von den Ordnungsbehörden sanktioniert. Darüber hinausgehende Gruppen feiernder Menschen auf öffentlichen Plätzen, in Wohnungen sowie privaten Einrichtungen sind angesichts der ernsten Lage in unserem Land inakzeptabel. Bund und Länder wirken bei den verstärkten Kontrollen zusammen.
    4. Bürgerinnen und Bürger werden aufgefordert, generell auf private Reisen und Besuche -auch von Verwandten- zu verzichten. Das gilt auch im Inland und für überregionale tagestouristische Ausflüge. Übernachtungsangebote im Inland werden nur noch für notwendige und ausdrücklich nicht touristische Zwecke zur Verfügung gestellt.
    5. Institutionen und Einrichtungen, die der Freizeitgestaltung zuzuordnen sind, werden geschlossen. Dazu gehören
    a. Theater, Opern, Konzerthäuser, und ähnliche Einrichtungen
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    b. Messen, Kinos, Freizeitparks und Anbieter von Freizeitaktivitäten (drinnen und draußen), Spielhallen, Spielbanken, Wettannahmestellen und ähnliche Einrichtungen
    c. Prostitutionsstätten, Bordelle und ähnliche Einrichtungen
    d. der Freizeit- und Amateursportbetrieb auf und in allen öffentlichen und
    privaten Sportanlagen, Schwimm- und Spaßbädern,
    e. Fitnessstudios und ähnliche Einrichtungen.
    6. Veranstaltungen, die der Unterhaltung dienen, werden untersagt.
    7. Gastronomiebetriebe sowie Bars, Clubs, Diskotheken, Kneipen und ähnliche Einrichtungen werden geschlossen. Davon ausgenommen ist die Lieferung und Abholung mitnahmefähiger Speisen für den Verzehr zu Hause.
    8. Dienstleistungsbetriebe im Bereich der Körperpflege wie Kosmetikstudios, Massagepraxen, Tattoo-Studios und ähnliche Betriebe werden geschlossen, weil in diesem Bereich eine körperliche Nähe unabdingbar ist. Medizinisch notwendige Behandlungen, zum Beispiel Physiotherapien, bleiben weiter möglich. Friseursalons bleiben unter den bestehenden Auflagen zur Hygiene geöffnet.
    9. Der Einzelhandel bleibt unter Auflagen zur Hygiene, zur Steuerung des Zutritts und zur Vermeidung von Warteschlangen insgesamt geöffnet. Dabei ist sicherzustellen, dass sich in den Geschäften nicht mehr als ein Kunde pro 25 qm Verkaufsfläche aufhält.
    10. Schulen und Kindergärten bleiben offen. Angesichts der hohen Infektionszahlen werden weitere Schutzmaßnahmen durch die Länder eingeführt.
    11.Für die von den temporären Schließungen betroffenen Unternehmen und Einrichtungen wird der Bund eine Nothilfe [Konzept wird in der MPK erläutert] gewähren, um sie für die finanziellen Ausfälle zu entschädigen.
    12.Jenseits der umfassenden temporären Beschränkungen führen bereits die bisherigen Maßnahmen dazu, dass einige Wirtschaftsbereiche auch in den kommenden Monaten erhebliche Einschränkungen ihres Geschäftsbetriebes hinnehmen müssen. Deshalb wird der Bund Hilfsmaßnahmen für Unternehmen verlängern und die Konditionen für die hauptbetroffenen Wirtschaftsbereiche verbessern (Überbrückungshilfe III). Dies betrifft zum Beispiel den Bereich der Kultur- und Veranstaltungswirtschaft. Außerdem wird der KfW-Schnellkredit für Unternehmen mit weniger als 10 Beschäftigten geöffnet und angepasst.
    13. Auch in der Pandemie wollen wir in Industrie, Handwerk und Mittelstand sicheres Arbeiten möglichst umfassend ermöglichen. Die Arbeitgeber haben eine besondere Verantwortung für ihre Mitarbeiter, um sie vor Infektionen zu schützen.
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    Infektionsketten, die im Betrieb entstehen, sind schnell zu identifizieren. Deshalb muss jedes Unternehmen in Deutschland auch auf Grundlage einer angepassten Gefährdungsbeurteilung sowie betrieblichen Pandemieplanung ein Hygienekonzept umsetzen und angesichts der gestiegenen Infektionszahlen auch nochmals anpassen. Ziel ist u.a. nicht erforderliche Kontakte in der Belegschaft und mit Kunden zu vermeiden, allgemeine Hygienemaßnahmen umzusetzen und die Infektionsrisiken bei erforderlichen Kontakten durch besondere Hygiene- und Schutzmaßnahmen zu minimieren. Bund und Länder fordern die Unternehmen eindringlich auf, jetzt wieder angesichts der hohen Infektionszahlen, wo immer dies umsetzbar ist, Heimarbeit zu ermöglichen. Die für den Arbeitsschutz zuständigen Behörden sowie die Unfallversicherungsträger beraten die Unternehmen dabei und führen Kontrollen durch.
    14.Steigende Infektionszahlen führen leider auch zu einem Anstieg an Infektionen in medizinischen Einrichtungen und bei vulnerablen Gruppen. Deren Schutz stellt eine besondere Herausforderung dar. Deshalb haben die zuständigen Stellen je nach den lokalen Gegebenheiten für die Krankenhäuser, Pflegeheime, Senioren- und Behinderteneinrichtungen besondere Schutzvorkehrungen ergriffen. Dabei wird stets berücksichtigt, dass die jeweiligen Regelungen nicht zu einer vollständigen sozialen Isolation der Betroffenen führen dürfen. Bei steigenden Infektionszahlen werden diese Maßnahmen entsprechend angepasst. Der Bund hat durch die neue Testverordnung sichergestellt, dass die Kosten der seit kurzem verfügbaren SARS-CoV2-Schnelltests für regelmäßige Testungen der Bewohner bzw. Patienten, deren Besucher und das Personal übernommen werden. Die verfügbaren Schnelltests sollen jetzt zügig und prioritär in diesem Bereich eingesetzt werden, um auch bei steigenden Infektionszahlen einen bestmöglichen Schutz zu gewährleisten und sichere Kontakte zu ermöglichen.
    15.Bund und Länder werden die Information über die geltenden Corona-Maßnahmen noch einmal verstärken und durch möglichst einheitliche Maßnahmen die Übersichtlichkeit erhöhen. Sie werden jedoch auch die Kontrollen zur Einhaltung der Maßnahmen flächendeckend verstärken und dabei auch mittels verdachtsunabhängiger Kontrollen, insbesondere im grenznahen Bereich, die Einhaltung der Quarantäneverordnungen überprüfen.
    16.Bund und Länder sind sich darüber im Klaren, dass es sich um sehr einschneidende Maßnahmen handelt. Aber sie sind notwendig und sie sind mit Blick auf das zu schützende Rechtsgut der Gesundheit der Bevölkerung und zur Abwendung noch umfangreicherer wirtschaftlicher Schäden im Falle einer unkontrollierten pandemischen Entwicklung verhältnismäßig.
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