Fußball, Sport und Politik

  • Da ja hier zur Zeit weniger über Fußball als über die Begleitumstände debattiert wird, hier mal mein Beitrag zu Nebengeräuschen: https://www.kicker.de/760212/a…li_stellt_cenk_sahin_frei


    Die Frage: Darf ein Spieler als Privatperson keine eigene (politische) Meinung, und sei sie noch so zweifelhaft, haben und auch äußern?


    Frage 2: Wie weit darf ein Verein und Arbeitgeber in unserem ach so meinungsfreien Land solch eine private Äußerung sanktionieren , ohne das Grund- und/oder Arbeitsrecht zu verletzen?

    Mein Heimatverein seit 1966.

  • Ich habe im EM-Quali-Thread schon ein wenig dazu geschrieben.


    Ich bin da auch eigentlich ein wenig zwiegespalten, auch wenn ich die Freistellung eigentlich gutheiße, was aber vor allem erstmal an Erdogan liegt.....


    In den USA gehört es ja eigentlich zum guten Ton im Sport, dass man sich mit "seinen" Soldaten solidarisiert und die meisten Kriege der Amerikaner sind ja auch recht zweifelhaft.


    Bei St. Pauli kriegt das ganze natürlich wieder ein Geschmäckle. Man rennt mit Under Armour-Klamotten rum, obgleich diese Marke seit Jahren dicke Geschäfte mit dem US-Verteidigungsministerium macht, also mal so gar nicht ins Image, des freundlichen, hippen, linken Modelabels St. Pauli.....


    Rechtlich sollte das Ganze wohl kein Problem darstellen. Er darf ja weiterhin auf dem Vereinsgelände trainieren und wohl auch als Gastspieler irgendwo mitkicken.

    Und ich glaub an die Meisterschaft
    Dass eines Tages einer der Söhne von uns Arminia zum Meister macht

  • Die Frage: Darf ein Spieler als Privatperson keine eigene (politische) Meinung, und sei sie noch so zweifelhaft, haben und auch äußern?


    Hier fängt das Problem an. Als Profifußballer bist du quasi nie Privatperson, sondern stehst im Licht der Öffentlichkeit und vertrittst den Verein und dessen Werte nach außen. Von daher ist eine gewisse Grundhaltung zu erwarten. Erdogan ist ein Diktator und - wie man jetzt langsam erkennen kann - ein Kriegstreiber. Von daher kann ich die Entscheidung von St. Pauli absolut nachvollziehen (Obwohl St. Pauli natürlich ein Musterbeispiel der Doppelmoral ist, siehe Under Armour oder die VIP-Tribünen-Geschichte). Ich hätte damals auch Özil und Gündogan konsequent aus der Nationalmannschaft geworfen. Auch von Düsseldorf erwarte ich eine entsprechende Reaktion in Bezug auf ihre beiden türkischen Nationalspieler.

  • Zitat

    Da ja hier zur Zeit weniger über Fußball als über die Begleitumstände debattiert wird, hier mal mein Beitrag zu Nebengeräuschen: https://www.kicker.de/760212/a…li_stellt_cenk_sahin_frei


    Die Frage: Darf ein Spieler als Privatperson keine eigene (politische) Meinung, und sei sie noch so zweifelhaft, haben und auch äußern?


    Frage 2: Wie weit darf ein Verein und Arbeitgeber in unserem ach so meinungsfreien Land solch eine private Äußerung sanktionieren , ohne das Grund- und/oder Arbeitsrecht zu verletzen?

    Sehr interessante Thematik.
    Ich würde sagen, natürlich darf er eine eigene politische Meinung haben und diese auch vertreten. Sobald er dies jedoch im öffentlichen Raum macht und da gehören die sozialen Medien nunmal dazu, kann dass natürlich auch negativen Einfluss auf die berufliche Situationen haben. Es gab doch vor einiger Zeit sogar ein Gerichtsurteil bzgl. des ablästerns über Kollegen/Chefs in den sozialen Medien. Ist zwar etwas weit hergeholt, aber ich konnte ja so argumentieren, dass eine ein politischer/rassistischer o.ä Kommentar negativ auf den Arbeitgeber zurück fällt gerade wenn es sich um eine Arbeitstelle handelt bei der die beschäftigte Person auch eine repräsentative Funktion hat. Wenn ich einen Arbeitgeber repräsentieren dann muss ich auch (zumindest ansatzweise) dessen Werte und Ansichten respektieren (ob es mir nun passt oder nicht) und diese nach außen hin vertreten.



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  • Sahin wurde ja nicht fristlos gekündigt, sondern wurde freigestellt und ihm somit gesagt, dass er nicht mehr erwünscht ist. Das finde ich vollkommen in Ordnung und absolut richtig vom FC St. Pauli, auch wenn das Argument der Doppelmoral natürlich vollkommen zutreffend ist.


    Aber ein Verein, der sich so offensiv ein Image verpasst oder verpassen will wie St. Pauli, der kann natürlich niemanden weiter auflaufen lassen, der sich offen als Unterstützer eines Genozids bekennt.

    Deutscher Sportclub Allez! Du wirst nie untergehen. Scheißegal was passiert, wir sind immer bei dir!

  • Interessante Antworten bis hierhin, auch wenn das Thema nur am Rande mit Fußball zu tun hat.


    Nur um das nochmal klarzustellen, ich habe nicht nach der moralischen Bewertung von Sahins Äußerungen gefragt. Mich in interessiert tatsächlich in diesem Zusammenhang Art.5 GG und die Beachtung dessen vom Verein. Oder sind die Spieler auch noch Menschen mit Persönlichkeisrechten oder ob ihrer besonderen Stellung schon Sklaven im Profizirkus?

    Mein Heimatverein seit 1966.

  • Der entscheidende Punkt ist doch, dass Sahin als Privatperson denken kann, was er will. Sobald er den öffentlichen Raum betritt, ist er gleichzeitig auch Repäsentant des Vereins , bzw. seines Arbeitgebers. Damit hat er nach außen hin auch die Werte des Vereins zu respektieren und zu vertreten. Zumindest nicht dagegen zu verstoßen. Außerdem war es mindestens das zweite Mal, dass er sich politisch gegen den Verein gestellt hat( Fall Deniz Naki, Berufsverbot). St. Pauli hat die einzig richtige Konsequenz gezogen.

    Meine Jahre der Leidenschaft
    Bundesligaaufstiege:
    1970,1978,1980,1996,1999,2002,2004,2020
    03.10.1970:Arminia-Bayern1:0;Braun
    10.03.1979:Bayern-Arminia 0:4
    Eilenfeld (2),Graul,Schröder
    06.11.1982: Dortmund-Arminia11:1
    13.02.2005:Arminia-Bayern 3:1;Porcello,Buckley(2)



    :arminia: [color=#0048ff]Wir sind Ostwestfalen-stur·hartnäckig·kämpferisch :arminia:

  • Das hieße dann also, daß ein Fußballspieler sich überhaupt nicht als Privatperson im öffentlichen Raum äußern kann. Und wo bleibt dann sein Recht auf Art.5 GG? Aber es bleibt in unseren populistischen Zeiten natürlich eine rein akademische Betrachtung.

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  • Die rein akademische Betrachtung, die du anführst, ist leider keineswegs akademisch. Niemand hat Cenk Sahin daran gehindert seine Meinung frei zu äußern und zu verbreiten, niemand hat etwas zensiert und der Spieler hat weder rechtlich noch körperlich etwas zu befürchten.


    Der FC St. Pauli hat lediglich für sich entschieden, dass der Spieler moralisch und von seiner Gesinnung nicht zum Auftreten des Vereins passt und daher nicht mehr als Repräsentant des Vereins in Erscheinung treten sollte.

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  • Die rein akademische Betrachtung, die du anführst, ist leider keineswegs akademisch. Niemand hat Cenk Sahin daran gehindert seine Meinung frei zu äußern und zu verbreiten, niemand hat etwas zensiert und der Spieler hat weder rechtlich noch körperlich etwas zu befürchten.


    Der FC St. Pauli hat lediglich für sich entschieden, dass der Spieler moralisch und von seiner Gesinnung nicht zum Auftreten des Vereins passt und daher nicht mehr als Repräsentant des Vereins in Erscheinung treten sollte.


    Anders könnte ich mir das dann vor dem "Arbeitsgericht" vorstellen. Da ist so eine Suspendierung doch kaum durchzubringen. Sowohl privat als auch bei prominenten (Fußballspielern) oder?

  • 1. Artikel 5 hat einen Absatz 2, welcher besagt, dass es Grenzen bei der Meinungsfreiheit gibt. Man dar f also nicht alles frei äußern, z.B. Holocaustleugnung, Beleidigungen etc.


    2. Besagt Art. 1 III GG, dass die folgenden Grundrechte (also auch die Meinungsfreiheit) für die Staatsgewalten bindend ist. Vom FC St. Pauli lese ich da nichts. Daher muss er die Äußerungen von Sahin auch nicht tatenlos akzeptieren.

    Freitagabend, mach alle Flutlichter an - Über der Schüco mein Logo, die Leute jubelnd im Rang

  • Da sind die Meinungen ja recht eindeutig. Mir persönlich gefällt es aber einfach nicht, daß ein Arbeitgeber generell so viel Einfluss auf das Privatleben seiner Mitarbeiter haben soll.


    Natürlich immer innerhalb der Grenzen von Absatz 2 von Art.5 GG, die in diesem Fall ja wohl gegeben sind. Unabhängig auch davon wie abstoßend ich persönlich diese Äußerungen auch finde.

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  • Da sind die Meinungen ja recht eindeutig. Mir persönlich gefällt es aber einfach nicht, daß ein Arbeitgeber generell so viel Einfluss auf das Privatleben seiner Mitarbeiter haben soll.

    Ist aber ganz normal, wenn du dich in der Öffentlichkeit bewegst und dort, wie auch immer, deinen Arbeitgeber repräsentierst. Selbst das, was du zu Hause in deinem stillen Kämmerlein machst, kann nach §626 BGB zu einer fristlosen Kündigung führen. Und hast du ja die Freiheit dir einen Arbeitgeber auszusuchen, wenn deine Ansichten denen deines Arbeitgebers entgegen stehen.

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  • Das wird mir jetzt doch ein bisschen zu sehr dramatisiert. In den allermeisten Fällen haben doch Arbeitnehmer kein Problem sich mit der Firma zu identifizieren. Herr S. von St. Pauli ist ja nun bei seinem Präsidentenclub in Istanbul gelandet und kann soviel posten bis das Handy heißt läuft.

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    10.03.1979:Bayern-Arminia 0:4
    Eilenfeld (2),Graul,Schröder
    06.11.1982: Dortmund-Arminia11:1
    13.02.2005:Arminia-Bayern 3:1;Porcello,Buckley(2)



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  • Ist aber ganz normal, wenn du dich in der Öffentlichkeit bewegst und dort, wie auch immer, deinen Arbeitgeber repräsentierst. Selbst das, was du zu Hause in deinem stillen Kämmerlein machst, kann nach §626 BGB zu einer fristlosen Kündigung führen. Und hast du ja die Freiheit dir einen Arbeitgeber auszusuchen, wenn deine Ansichten denen deines Arbeitgebers entgegen stehen.


    Aus gewichtigem Grund steht da, ansonsten kann ich Deine Ansicht weder akzeptieren noch trifft es auf die Geschichte mit Sahin zu.


    Aber weder bin ich Jurist, noch mag ich mich mit dieser Auslegung anfreunden. Also belasse ich es bei meiner öffentlichen Meinungsäußerung und wünsche no einen schönen Abend.

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  • Es wird ja wohl kaum so sein, dass der Herr Sahin auf seinen privaten Seiten nicht als St. Pauli Spieler zu identifizieren ist. Tritt er auf seinen privaten Seiten also als St. Pauli Spieler auf, z.B. abgelichtet mit Trikot oder dem Vereinswappen, ist es ja gar nicht mehr so privat, sondern er repräsentiert quasi auch privat den Verein. Der Begriff privat ist im Rahmen dieser Diskussion hier also keinesfalls eindeutig.

  • Wer offen einen Angriffskrieg einer islamistischen Diktatur gegen einen Nachbarn mit Ziel des Bevölkerungsaustauschs unterstützt, dazu noch bei einem der linkesten und kurdenfreundlichsten Vereine Deutschlands spielt, braucht sich nun wirklich nicht über die Reaktion zu wundern...

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    So ist es. Und auch wenn Helmut Wolleweber in seiner Facebook-Chronik zu Gewalttaten aufruft und in seinem Profil seinen Arbeitgeber sichtbar angegeben hat, kann das ein Kündigungsgrund sein.

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