FR - Vom Überleben in Ostwestfalen

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    Vom Überleben in Ostwestfalen
    Thomas von Heesen will Arminia Bielefeld trotz beschränkter Möglichkeiten vom Fahrstuhlteam zum festen Bestandteil der Bundesliga entwickeln
    VON WOLFGANG HETTFLEISCH


    Der Not gehorchend (ap)

    In den 90 Minuten auf dem Restrasen der Schüco-Arena war am Sonntag kein Unterschied zwischen den Fußball-Bundesligisten Arminia Bielefeld und Werder Bremen auszumachen. Eigentlich waren die gastgebenden Arminen sogar die bessere Mannschaft. Aber sie verloren durch ein blödes Tor des schlechtesten der ziemlich schlechten Bremer, Frank Fahrenhorst, mit 0:1. Der Volksmund weiß zu sagen, dass der Teufel bekanntlich stets auf den größten Haufen mache. Und der Haufen des DSC Arminia Bielefeld ist ziemlich klein. "Am Anfang einer Saison", sagt Trainer Thomas von Heesen, "sind wir eigentlich immer der Abstiegskandidat Nummer eins." Es klingt nicht resigniert oder wütend. Der 44-Jährige, der als Fußballer mit dem Hamburger Sportverein einst schon in sehr jungen Jahren die Gipfel des Metiers erklomm, hat sich schon lange eingerichtet in der ostwestfälischen Etappe.


    Der herbe Charme von Oldentrup


    Bielefeld, die 330 000-Einwohner-Großstadt, die fast jeder Fremde für eine Kleinstadt hält, ist kein Ort für Träumer. Daran wird der einstige Edeltechniker, der noch immer aussieht, als könne er morgen in einem Bundesligaspiel auflaufen, wochentags während der Arbeit regelmäßig erinnert. Das Trainingsgelände der Arminia liegt weit draußen im Gewerbegebiet des Stadtteils Oldentrup und verströmt den herben Charme einer Bezirkssportanlage. Die Trainerkabine, die sich von Heesen mit seinen Assistenten und zwei Physiotherapeuten teilt, hat Ausmaße und Patina einer Gefängniszelle. Draußen im engen Flur des Flachbaus mit den Umkleidekabinen platzt der Putz von den Wänden.


    Der Umbau des Trainingsgeländes, das auch den DFB-Anforderungen an ein Nachwuchs-Leistungszentrum genügen muss, ist beschlossen: Mehrzweckgebäude, drei Rasenplätze, Kunstrasenfeld. An der Zufahrt soll dann sogar ein Pförtnerhäuschen stehen. Aber erstmal muss der Klub, der seit geraumer Zeit zwischen Erst- und Zweitliga-Zugehörigkeit pendelt und seit 2004 wieder der höchsten deutschen Spielklasse angehört, die vier Millionen Euro aufbringen, die das Projekt in Oldentrup kosten soll. Das ist viel Geld für Arminia Bielefeld.


    Wenn der Ostwestfale Heribert Bruchhagen, Vorstandsvorsitzender von Eintracht Frankfurt, im Streit um die Verteilung der Fernsehgelder warnt, zwischen armen und reichen Klubs in der Bundesliga klaffe die Schere immer weiter auseinander, denkt er in immer noch großzügigen Frankfurter Verhältnissen: Ballungsraum, WM-Stadion, Sponsorenvielfalt, Europacup-Träume. Aus Bielefelder Sicht gibt es noch eine zweite Schere. "Mit Köln und Frankfurt können wird auf Dauer nicht mithalten. Wir wissen, dass die uns wegrennen mit ihren WM-Stadien", sagt von Heesen. Im Sommer wird er den aufstrebenden Mittelfeldspieler Michael Fink verlieren, den es zur Eintracht zieht, deren Etat den der Arminia um zehn Millionen Euro übersteigt. Von Heesen, der den Schritt des bald 24-Jährigen sportlich nicht nachvollziehen kann, glaubt zu wissen, warum: "Die schmeißen ihn mit Geld zu."


    Längst ist der sportliche Aderlass der Arminia zur zweiten Natur geworden. Vorigen Sommer zogen Delron Buckley, Ervin Skela und der in Bielefeld vom Regionalliga-Kicker zum Nationalspieler aufgestiegene Neu-Bremer Patrick Owomoyela weiter, dessen Entwicklung beim Spitzenklub zu stagnieren scheint und der beim Wiedersehen am Sonntag allenfalls mit seinen fast chronisch gewordenen Stellungsfehlern auffiel.


    Geschickte Transferpolitik


    Er sei keinem böse, "der glaubt, den nächsten Schritt machen zu müssen und das anderswo besser erreichen zu können", sagt von Heesen. Die ständige Abwanderung hat im Klub auch die Sinne geschärft. Die Arminia zeigt bemerkenswertes Geschick darin, Spieler vergleichsweise günstig an sich zu binden, die sich dann in der Liga einen Namen machen. Das gelang zuletzt mit Sibusiso Zuma. Wobei der Südafrikaner für Bielefelder Verhältnisse schon ein teurer Einkauf war. Und es könnte nun mit dem in der Winterpause aus Karlsruhe gekommenen Ioannis Masmanidis wieder klappen. Im Sommer wäre der Vertrag des hochveranlagten Dribblers beim badischen Zweitligisten ausgelaufen. Warum ihn also jetzt aus dem Vertrag herauskaufen? Thomas von Heesen antwortet mit einer Gegenfrage: "Wenn wir bis Sommer warten, kriegen wir ihn dann?"


    Um Bielefeld auf Sicht in der Bundesliga zu halten, muss man gelegentlich ein bisschen um die Ecke denken. Zumal finanzielle Drahtseilakte ausgeschlossen sind in einem Klub, dessen Finanzgeschäftsführer Roland Kentsch in Vorträgen schon mal damit kokettiert, ihm sei in der zweiten Liga aus ökonomischer Sicht erheblich wohler zu Mute. Thomas von Heesen war selbst drei Jahre lang Geschäftsführer des DSC Arminia und kennt die Zwänge, die ihm nun den Job erschweren. "Irgendwann", sagt er, "möchte ich auch mal eine Mannschaft entwickeln, die andere Ambitionen hat." Die Illusion, in Bielefeld über Jahre hinweg ein Team aufbauen zu können, hat er längst verloren. "Es gibt nur die eine Vision: mittelfristig in der Liga zu bleiben." Das Erreichen des Halbfinales im DFB-Pokal, das die Arminia zur Frankfurter Eintracht führen wird, kommt da gelegen. Und vielleicht springt für einen der notorisch Kleinen im April in der Frankfurter Commerzbank-Arena ja sogar mal eines der ganz großes Spiele heraus - und für Oldentrup ein Pförtnerhäuschen.


    [ document info ]
    Copyright © Frankfurter Rundschau online 2006
    Dokument erstellt am 30.01.2006 um 17:05:26 Uhr
    Erscheinungsdatum 31.01.2006

  • Aus der Frankfurter Rundschau:


    Anmerkung: Der Artikel mag ja nett gemeint sein, aber es bleibt doch ein schaler Beigeschmack, Arminia ist danach ein Verein, bei dem Alle, die es können abhauen, um anderswo zu Geld zu kommen. Andere werden durch ein geschicktes Management nach Bielefeld gelockt, wo sie dann unter Steinzeitbedingungen trainieren müssen, um dann zu sehen, dass sie möglichst schnell abhauen können. Man sollte mal überlegen, wie man da PR-mäßig gegensteuern kann -etwa, indem man aus der Not eine Tugend macht, etwa David gegen Goliath, Asterix gegen die Römer etc. Auch ist auf der Alm mit 24000 Zuschauern eine bessere Stimmung, als in Frankfurt mit 30000 oder in Berlin mit 35000.
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    Ich habe dein Posting mal in diesen Thread verschoben, damit nicht in zwei Threads diskutiert wird. Suomi.

    Italien- wir kommen!

    Einmal editiert, zuletzt von Suomi ()

  • Am Schlimmsten finde ich den Satz:

    Zitat

    "Irgendwann", sagt er, "möchte ich auch mal eine Mannschaft entwickeln, die andere Ambitionen hat."


    Das heißt wenn Barcelona anruft ist Thommy weg. ;(

    Frieden für Lampukistan!

  • Zitat

    Original von Suomi
    Am Schlimmsten finde ich den Satz:


    Das heißt wenn Barcelona anruft ist Thommy weg. ;(


    Klingt bisschen nach Rapolder....wo steckt der jetzt eigentlich? :baeh:

  • Wird wohl zusammen mit Wunschspieler Krupnikovic nach Japan gehen ... die haben da Kinos, da träumen wir nur von!

    Noch 102 Punkte!



    Die Philosophen haben die Verhältnisse nur verschieden interpretiert. Es kommt aber darauf an, sie zu ändern.


  • Zitat

    Original von Studtwuckel
    by the way...
    Wurde "uns" Uwes Tochter eigentlich schon exmatrikuliert in
    Kölle? 8)


    Dazu müsste man doch erst mal imatrikuliert sein, oder nicht? ;)

    Frieden für Lampukistan!

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