Presse: Möhlmann antwortet auf NW-Fragen

  • Hier zur Erinnerung noch einmal die Fragen aus der NW vom Montag:


    - Warum gelingt es auswärts so gut wie nie, genügend Konzentration aufzubringen, um frühe Gegentreffer zu vermeiden?
    - Stimmt der sich wiederholende Eindruck, dass nicht alle Spieler mit der notwendigen Leidenschaft um den Erfolg kämpfen?
    - Reicht es für Defensivspieler als Bundesliga-Leistungsnachweis aus, Alibipässe zum Nebenmann zu spielen, ohne Akzente in der Offensive zu setzen?
    - Sind die spielerischen Mittel der Mittelfeldakteure zu begrenzt, um konstruktiv Wege durch gegnerische Abwehrbollwerke wie das der Cottbuser zu finden?
    - Macht es Sinn, Dribbel-Fähigkeiten fast ausschließlich dazu zu nutzen, Freistöße herauszuholen, ohne konsequent den Weg zum gegnerischen Tor zu suchen?
    - Wo ist die in der Vorsaison oftmals Sieg bringende Torgefährlichkeit bei Standardsituationen geblieben?
    - Kann es sein, dass bei der Verwertung der wenigen eigenen Torchancen der letzte Wille zum unbedingten Ball-ins-Netz-Zwingen fehlt?
    - Ist der ein oder andere Spieler im Team, der mehr durch Worte als durch sportliche Taten glänzt?



    Und hier der Artikel von heute:


    „Nicht alle gehen wirklich an ihre läuferischen Grenzen“ 


    Bielefelds Trainer Möhlmann gibt Antworten auf brennende Fragen vor dem Heimspiel gegen Bayer Leverkusen


    VON RAINER KLUSMEYER


    Bielefeld. Der trainingsfreie Montag bot den sportlich Verantwortlichen beim DSC Arminia Bielefeld genügend Zeit, sich intensiv mit den brennenden Fragen zu beschäftigen, die diese Zeitung nach der 1:2-Niederlage in Cottbus gestellt hatte. Trainer Benno Möhlmann hatte entsprechend detailierte, meistens sehr präzise, manchmal aber auch vom Gefühl der derzeitigen Unsicherheit geprägte Antworten parat.
    Zum Thema fehlende Konzentration in der Anfangsphase von Auswärtsspielen: "Warum wir solche Fehler machen wie beim Tor zum 0:1 in Cottbus, ist mir rätselhaft. Es hat ja auch schon genügend gute Spiele gegeben, in denen es mit der Konzentration hinhaut, allerdings war das meistens bei Heimspielen, wo wir uns durch Erfolge Selbstvertrauen erarbeitet haben. Auswärts greift wahrscheinlich diese merkwürdige Fußball-Psychologie, die man ja auch bei Kaiserslautern sieht: Wenn es einmal nicht läuft, wirken sich Fehler plötzlich schneller aus. Umgekehrt: Wie oft haben wir letztes Jahr über einen Lapsus von Marcio Borges diskutiert? Aber wir standen oben, und der Leichtsinn hatte nicht diese negativen Auswirkungen."


    Leidenschaft: "Ich spreche keinem Spieler die Bereitschaft zu hundertprozentigem Einsatz ab. Allerdings habe auch ich den Eindruck, dass nicht jeder immer gewillt ist, von der ersten Minute an seine Grenzen auszutesten. Aber außer Leidenschaft gehört zum erfolgreichen Spieler auch Cleverness oder ein genaues Einhalten der Absprachen, etwa bei der Einteilung bei Eckbällen. Mit dem demonstrativen Herauskehren des Kampfeswillens allein ist es also nicht getan. Trotzdem: Es bleibt zu oft der Eindruck, dass nicht alle wirklich an ihre läuferischen Grenzen gehen."


    Defensivabteilung: "Mit unserer Art, Fußball zu spielen - Zweikampfstärke, Kompaktheit, zügiges Spiel aus der Abwehr nach vorn - haben wir in der Anfangsphase der Saison ja schon Erfolge gehabt. Wir werden uns aber nur weiter entwickeln, wenn sich die Abwehrspieler produktiver in den Angriff einschalten. In der heutigen Zeit ist die Anforderung an jeden Spieler, dass er alle Aufgaben in Defensive und Offensive erledigen kann. Vorbildlich war für mich zum Beispiel Ebbe Sand beim Schalker 2:0-Sieg in Bochum - wie der als Torjäger in der Abwehr mitgearbeitet hat!"


    Konstruktivität im Mittelfeld: "Dass uns die spielerischen Mittel fehlen, um ein gegnerisches Abwehrbollwerk auszuspielen, kann ich nicht abstreiten. Wir haben nun mal nicht die Strategen oder filigranen Techniker, um kreative Möglichkeiten zu entwickeln. Das ist ein Manko, das wir innerhalb des Kaders nicht abstellen können."


    Dribblings statt Torabschluss: "Mit Fatmir Vata und Ansgar Brinkmann haben wir zwei Typen, die sich mehr als Vorbereiter verstehen. Oft ist es so, dass der Gegner es gezielt darauf anlegt, deren Dribbelfähigkeiten durch frühes Stören und notfalls mit Fouls erst gar nicht zur Geltung kommen zu lassen. Etwas mehr Zug zum gegnerischen Tor wäre in vielen Fällen sicherlich besser gewesen."


    Standardsituationen: "Von der Qualität unserer Freistöße und Eckbälle, die im Vorjahr maßgeblich zum Aufstieg verholfen haben, sind wir im Moment weit entfernt. Da wird mir aus einem Unsicherheitsgefühl heraus zu früh variiert, obwohl ich glaube, dass die Wahrscheinlichkeit, zum Erfolg zu kommen, größer ist, wenn ich eine gut eingeübte Variante drei, vier Mal wiederhole. Fest steht auch, dass in der Ersten Liga die Gegner viel, viel besser auf unsere Standards vorbereitet sind."


    "Wir wären ein ganzes Stück weiter, wenn sich jeder mehr mit der eigenen Leistung beschäftigt"


    Verwertung der Torchancen: "Einer wie Artur Wichniarek hat ganz bestimmt den absoluten Willen beim Torabschluss. Mir denkt er eher zu viel daran, in Richtung Tor zu gehen. Er sollte sich mehr an der Vorbereitung außerhalb des Strafraumes beteiligen, denn dann werden sich ihm noch mehr Chancen eröffnen. Im Strafraum allerdings müsste er dann noch wacher sein. Ab und zu, wie bei der "Hundertprozentigen" in Cottbus, ist er mir zu überrascht."


    Worte statt Taten: "Das ist nun einmal die Problematik der Bundesliga, dass gewisse Spieler immer mehr gefragt sind und von den Medien in Anspruch genommen werden. Wir wären ein ganzes Stück weiter, wenn sich jeder Spieler mehr mit sich selbst und seiner eigenen Leistung beschäftigt. Zu den Qualitätsansprüchen, die an einen richtig guten Bundesligaspieler zu stellen sind, gehört auch eine solche Komponente. Bei uns - das kann man nicht bestreiten - gibt es eben einige Mängel."


    Personelle Nachbesserungen: "Wir werden nach Abschluss der Hinrunde ein gemeinsames Gespräch führen und ausloten, ob überhaupt grundsätzliche, also finanzielle Möglichkeiten da sind. Natürlich ist es für uns sehr wichtig, sportlich in der Lage zu sein, die Klasse zu halten. Aber genau so wichtig für den Verein ist es, die mittel- und langfristige Struktur im Geschäftsgebaren zu wahren. Es gibt für mich deshalb zum Thema mögliche Nachverpflichtungen zurzeit nichs zu sagen. Was allein zählt, ist, die nächsten vier Spiele, beginnend mit dem ganz wichtigen Heimspiel am Samstag gegen Leverkusen, mit so viel Konzentration und Willen anzugehen, dass wir noch möglichst viele Punkte holen."


    http://www.nw-news.de

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