Presse Arminia - Nürnberg

  • Nürnberger Zeitung


    Ausländische Klubs klopfen an, aber der Club verhandelt noch nicht mit Ciric
    Der „alte Mann“ ist heiß begehrt


    OFFENBACH (NZ). — Nach all den Interviews wollte Sasa Ciric eigentlich schnurstracks in die Kabine gehen. „Ich bin ein alter Mann, ich brauche Regeneration“, verabschiedete er sich verschmitzt lächelnd von den Reportern, die ihn seit dem Schlusspfiff auf dem Bieberer Berg umlagert hatten. Doch dann wollten auch die Fans des 1. FCN zu ihrem Recht kommen. „Sasa Ciric — Fußballgott!“ dröhnte es plötzlich aus der Kurve. Der „alte Mann“ ließ sich nicht zweimal bitten, drehte trotz klirrender Kälte noch einmal ab und genoss die Ovationen.


    Das hatte er sich auch redlich verdient. Alle drei Club-Tore beim 3:2-Sieg nach Verlängerung in Offenbach gingen auf das Konto des 34- Jährigen, der seine Trefferquote in den 13 Pflichtspielen dieser Saison damit auf zwölf hochgeschraubt hat. Langsam könnten sie damit beginnen, ihm ein Denkmal zu bauen im Neuen Zabo. Stürmer mit Torgarantie sind rar im Profifußball – und normalerweise sehr teuer.


    Ciric indes, in der Sommerpause von Eintracht Frankfurt in die Noris zurückgekehrt, kostet nur „Peanuts“. Sein Grundgehalt soll laut „Sport-Bild“ bei 6000 Euro pro Monat liegen. Top-Stürmer wie Pizarro, Koller, Bobic oder Ailton, die momentan hinter ihm in der Bundesliga-Torschützenliste liegen, verdienen pro Tag wesentlich mehr. Die Summe relativiert sich freilich, rechnet man Auflauf- und Erfolgsprämien hinzu. Dann verdient Ciric laut Manager Edgar Geenen „mehr, als er sich selbst vorgestellt hatte“.


    Ein Nachschlag steht wohl nicht zur Debatte. Allerdings spräche wenig dagegen, den Vertrag mit dem Mazedonier jetzt schon um ein weiteres Jahr zu verlängern. Profis, die schon Mitte dreißig sind, bekommen zwar selten noch lukrative Angebote von großen Klubs, doch bei Torgarant Ciric ist das anders. „Bei meinem Berater steht das Telefon nicht mehr still“, berichtet der Publikumsliebling und spricht von Angeboten aus dem Ausland.


    „Aufzuhören wäre Quatsch“


    Die Frage ist freilich, ob Ciric überhaupt noch einmal wechseln möchte. Der Torjäger, der nach dem Abstieg 1999 für vier Millionen Mark nach Berlin verkauft werden musste, bezeichnet Nürnberg längst als seine Heimat. Hier besitzt er ein Haus, hier will er auch nach dem Karriereende leben. Doch wann das sein wird, ist derzeit nicht absehbar. „Wenn es weiterhin so gut läuft, wäre es Quatsch, jetzt aufzuhören. Im Moment ist alles offen.“ Für Vertragsverhandlungen wäre er natürlich jederzeit gesprächsbereit, doch für den Verein stellt sich das Thema derzeit nicht.


    „Kein Kommentar“, sagt Manager Edgar Geenen, und Präsident Michael A. Roth sieht den Club auch nicht in Zugzwang: „Wir sprechen zu gegebener Zeit miteinander, wahrscheinlich gegen Ende der Saison. Wenn er noch ein Jahr dranhängt, dann mit Sicherheit bei uns.“ Doch so selbstverständlich scheint das nicht zu sein. Ciric gestern: „Wenn der Club mich nicht mehr will, muss ich mich woanders umsehen.“


    Von der Leistung des Mazedoniers, dessen Gesichtsknochen seit dem folgenschweren Zusammenprall mit dem damaligen Stuttgarter Pablo Thiam im Herbst 1998 von fünf Metallplatten stabilisiert werden, zeigte sich Roth in Offenbach einmal mehr tief beeindruckt. „Es ist schon erstaunlich, wie er das immer wieder macht.“ Ciric ist in der Tat ein Phänomen. Einen guten Schuss und einen guten Kopfball haben viele, doch Ciric verfügt zudem über den nötigen Instinkt, im richtigen Moment am rechten Fleck zu sein. Seine Laufwege sind effektiv, sein Spielverständnis ist stark ausgeprägt. So etwas kann man nicht lernen.


    Der nächste Pokalgegner am 3./4. Dezember ist gewarnt. Ausgelost wird am Sonntag in der ARD- Sportschau. Sasa Ciric hat sich bereits festgelegt, welchen der verbliebenen 15 möglichen Gegner er haben möchte: „Die Bayern zu Hause – das wäre doch was!“ Wenn er mit Prognosen auch so treffsicher ist wie auf dem Platz, dann kann der Club ja schon mal die Karten drucken lassen. . .


    HARALD BÜTTNER


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  • Nach einer halben Überstunde in Offenbach hofft der 1. FCN im Achtelfinale nunmehr auf einen attraktiven Gegner
    Wenn ein Fußball-Gott „die Glocken macht“
    Sasa Ciric: Bereits zwölf Tore, aber vorerst kein neuer Vertrag – DFB verzichtet auf Anklage gegen Milan Belic und Dusan Petkovic


    OFFENBACH/NÜRNBERG – Zum „Fußball-Gott“ wird beileibe nicht jeder ernannt. Als Beförderungskriterien sind, rein sportlich betrachtet, meist überdurchschnittliche Leistungen auf dem Platz vonnöten, welche Sasa Ciric seit Saisonbeginn mit zwölf Treffern in 13 Pflichtspielen eindrucksvoll erbracht hat. Auch am Mittwoch Abend, auf dem zugigen „Bieberer Berg“ in Offenbach, konnte der Mazedonier wiederum seine Extra-Klasse demonstrieren, als dreifacher Torschütze beim 3:2 (0:2, 2:2)-Pokalerfolg nach Verlängerung seines 1. FC Nürnberg. „Glück gehört schon auch dazu“, meinte der 34-Jährige bescheiden. „Und ein bisschen Talent“.


    Rund 1000 Club-Fans schrien sich jedenfalls die Kehlen heißer, als sich ihre „Nummer 29“ hinterher nochmals vor dem Nürnberger Block postiert hatte. „Sasa Ciric, du bist der beste Mann“, stimmten die Anhänger an, „Sasa Ciric, Fußball-Gott.“ Vergessen waren 120 – aus fränkischer Sicht wenig erbauliche – Minuten gegen einen biederen Regionalligisten, der zumindest durch bemerkenswertes Engagement überzeugen konnte. „Ich hatte schon auf eine Überraschung gehofft“, erklärte OFC-Trainer Ramon Berndroth rückblickend auf die eigene 2:0-Führung durch Christian Müller und Michael Petry, aber „der Club hat verdient gewonnen, kein Zweifel.“ Die Art und Weise? „Interessiert uns nicht“, sagte Torwart Darius Kampa, „wir sind eine Runde weiter und haben unser einziges Ziel erreicht.“ Eine Team-Leistung, und „Sasa macht eben die Glocken, fertig.“


    Laut nachgedacht


    Bleibt die Frage offen, wie lange der Mazedonier noch für seinen erklärten Lieblingsverein stürmen darf. Der stark leistungsbezogene Kontrakt endet zum 30. Juni 2003, doch Ciric hat bereits laut über eine vorzeitige Vertragsverlängerung nachgedacht. „Wenn ich fit bleiben sollte, würde ich gern noch ein Jahr beim FCN dranhängen“, lautet sein Verhandlungsangebot, aber Michael A. Roth sieht noch keinen Gesprächsbedarf. „Warten wir bis Saisonende“, verkündete der Präsident, „wenn er weiterspielt, dann eh‘ beim Club.“ Was angezweifelt werden darf, denn Ciric kokettiert bereits mit Angeboten ausländischer Vereine.


    Vielleicht sorgt ein attraktiver Geg ner im Pokal-Achtelfinale für einen Sinneswandel beim Club-Boss. Gelost wird am Sonntag ab 18.08 Uhr in der ARD-Sportschau, so dass noch individuelle Wünsche geäußert werden dürfen. „Am liebsten ein Heimspiel“ (Martin Driller) bis „Bayern München“ (Sasa Ciric) sollten herausspringen, auf dass ein hübsches Sümmchen verdient werden möge im DFB-Vereinspokal. 200 000 Euro sind es bereits, zuzüglich 200 000 Euro vom Fernsehen in der kommenden Runde. Ein ansprechender Zusatzverdienst, zumal vorab lediglich mit 30 000 Euro kalkuliert worden war.


    Um auch in der Bundesliga womöglich unverhoffte Einnahme-Quellen – sprich höhere Zuschauerzahlen und eine nach Tabellenplätzen gestaffelte Gratifikation der DFL – anzapfen zu können, muss freilich der sportliche Erfolg stimmen. Demnach soll morgen aus Bielefeld gemäß Trainer Klaus Augenthaler „mindestens ein Punkt“ mitgenommem werden, basierend auf dem fortgeschrittenen Reifeprozess. „Positiv in Offenbach war, dass die Mannschaft selbst nach dem 0:2 die Linie nicht verloren hat.“ Womit die erfreulichen Aspekte auch schon größtenteils aufgezählt wären.


    Personell darf Augenthaler bis auf Kai Michalke – der 26-Jährige wurde gestern in Bad Griesbach am Meniskus operiert und fällt etwa drei Wochen aus – mit bewährten Kräften planen. Das DFB-Ermittlungsverfahren gegen Milan Belic nach angeblicher Tätlichkeit gegen Max Eberl (Mönchengladbach) wurde mittlerweile eingestellt, „weil kein krass sportwidriges Verhalten nachgewiesen werden konnte“, so Rainer Koch, Vorsitzender des DFB-Sportgerichts. Auch Dusan Petkovic hat kein Ungemach zu befürchten, nachdem Kickers-Spieler Christian Knappmann einen vermeintlichen Fausthieb des Jugoslawen einstecken musste. Hierzu verlautete aus der DFB-Rechtsabteilung, „dass sich Schiedsrichter Jörg Keßler in unmittelbarer Nähe befunden und keinen Regelverstoß erkannt hat“.


    Zudem steht auf der „Alm“ Anthony Sanneh (zuletzt Fieber) wieder zur Verfügung, womit die Mannschaft sowie rund 800 Anhänger erwartungsfroh nach Ostwestfalen fahren dürften. Vielleicht erwischt ja auch der „Fußball-Gott“ wieder einen guten Tag.


    WOLFGANG LAASS


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  • Tagesspiegel vom 10.11.02


    Der Rekord wackelt
    Bielefeld – Nürnberg 0:1


    Bielefeld (Tsp). Der DSC Arminia Bielefeld hält einen einzigartigen Rekord im deutschen Fußball. Sechsmal ist der Verein in die Erste Bundesliga aufgestiegen, so oft wie kein anderer Klub. Das ist schön, aber die Arminen legen keinen Wert darauf, diesen Rekord weiter zu verbessern. Das würde voraussetzen, dass die Mannschaft noch einmal absteigt. Seit dem Samstag ist die Gefahr für die Bielefelder wieder etwas größer geworden. 0:1 verlor der Aufsteiger gegen den 1. FC Nürnberg. Es war für Arminia die zweite Heimniederlage dieser Saison.


    Und es war ein unverdienter Sieg für die Nürnberger, den Martin Driller kurz nach der Pause mit seinem ersten Saisontor sicherstellte. Keinen einzigen Eckball und nur zwei Torchancen hatte der Club. „Wir sind wieder einen Schritt weiter als in den vergangenen Wochen, als wir solche Spiele noch verloren hätten“, sagte Trainer Klaus Augenthaler.


    Die Bielefelder erspielten sich eine Reihe von hochkarätigen Chancen. Dusan Petkovic klärte nach einem Schuss von Wichniarek (25.) kurz vor der Torlinie. Dann scheiterte Erhan Albayrak innerhalb einer Minute gleich zweimal. Den ersten Schuss setzte er freistehend neben das Tor, den zweiten parierte Torhüter Kampa. Drillers Treffer versetzte die Bielefelder dann in einen Schockzustand. Bis auf einen Lattenschuss von Detlev Dammeier und ein zu Unrecht aberkanntes Abseitstor von Mamadou Diabang hatten die Arminen keine gefährlichen Aktionen mehr. Der Ärger über die zweite Heimniederlage war bei Arminias Trainer Möhlmann unverkennbar: „Das tut weh, aber wir müssen jetzt sehen, dass wir weiterkommen und nicht in ein Loch fallen.“

  • Frankfurter Rundschau


    Driller trifft erstmals wieder


    Nürnberg demonstriert Reifeprozess in Bielefeld


    Nach der unerwarteten 0:1 (0:0)-Heimniederlage gegen Tabellennachbar 1. FC Nürnberg ist bei Arminia Bielefeld die Angst vor dem sechsten Bundesliga-Abstieg auf die Alm zurückgekehrt. Mit griesgrämiger Miene warf Benno Möhlmann einen Blick auf die Tabelle, die neuerliches Unheil verheißt.


    Reihenweise zeigten sie in den letzten 15 Minuten der ersten Halbzeit Nerven und ließen selbst beste Chancen ungenutzt. Die Strafe ließ nicht lange auf sich warten: Der erste Bundesliga-Treffer von Martin Driller (56.) seit dreieinhalb Jahren entschied die Partie.


    Wie schnell man sich aus einer misslichen Situation befreien kann, stellte indessen der 1. FC Nürnberg unter Beweis. Mit sieben Punkten aus den vergangenen drei Spielen verabschiedeten sich die Franken im Sauseschritt aus dem Tabellenkeller ins Mittelfeld. Voller Stolz attestierte Klaus Augenthaler seiner Mannschaft einen "unverkennbaren Reifeprozess" und befand: "Wir sind einen Schritt weiter. Vor wenigen Monaten hätten wir solch eine Partie noch verloren." Was Augenthaler meinte, wurde vor allem in der Schlussphase vor 18153 Zuschauern deutlich: Anders als zu Saisonbeginn behielt sein Team den Überblick, verfiel nicht in Hektik und war dem 2:0 bei Kontern näher als der Gegner dem Ausgleich. "Langsam hat jeder begriffen, dass man in gewissen Situationen ruhiger spielen muss", lobte der Coach. dpa

  • Treffen der Trainer-Kumpels Möhlmann und „Auge“:
    Auf der Alm hat die alte Freundschaft heute Pause

    NÜRNBERG (NZ). — Benno Möhlmann und Klaus Augenthaler pflegen bekanntlich nicht erst seit ihrer gemeinsamen Zeit in Franken ein etwas mehr als nur kollegiales Verhältnis — immerhin weilten beide Trainer schon gemeinsam im Ski-Urlaub, auch die Töchter sind gut befreundet. Wenn heute (15.30 Uhr) Arminia Bielefeld den 1. FC Nürnberg empfängt, muss die gegenseitige Sympathie freilich wieder einmal 90 Minuten ruhen.


    Für den früheren Fürther Coach sind drei Punkte gegen den Tabellennachbarn jedenfalls Pflicht: „Wir müssen zu Hause auf der Alm die Basis legen für unser Ziel Klassenerhalt. Deshalb ist ein Duell mit einem direkten Konkurrenten natürlich schon in gewisser Weise ein Sechspunktematch“, weiß Möhlmann, der aber dennoch nicht von einem Schlüsselspiel sprechen mag: „Dafür ist es noch zu früh, schließlich ist nach dieser Begegnung noch nichts entschieden.“


    Nach ansprechendem Saisonstart kassierte der Aufsteiger aus Ostwestfalen zuletzt zwei Niederlagen: Dem 1:3 beim TSV 1860 München folgte eine ärgerliche 0:1-Pokalpleite beim Zweitligisten Rot-Weiß Oberhausen. Für Möhlmann aber kein Grund, an seinem Team zu zweifeln: „Wir sind ja nicht größenwahnsinnig, auch wenn mich das Pokal-Aus schon enttäuscht hat. Aber das ist abgehakt, jetzt müssen wir uns hundertprozentig auf den Club konzentrieren.“ Die Gäste schätzt der Arminen-Coach als spielstarke Einheit, die sich auch auswärts nicht verstecke. Vor allem die imposante Trefferquote von Sasa Ciric nötigt ihm Respekt ab: „Der macht momentan einfach alles richtig.“ Um den brandgefährlichen Mazedonier soll sich darum Kapitän Bastian Reinhardt persönlich kümmern.


    Kollege Augenthaler bangt indessen um Spielmacher David Jarolim. Der Tscheche musste gestern Nachmittag das Training wegen Leistenproblemen abbrechen. Nicht gefährdet ist hingegen der Einsatz von Marek Nikl, dessen Blessur aus dem Pokalspiel in Offenbach nicht so gravierend ist. Uli Digmayer


    Bielefeld: Hain – Hansen, Reinhardt, Bogusz – Brinkmann, Kauf, Dabrowski, Dammeier, Albayrak – Wichniarek, Vata / Nürnberg: Kampa – Nikl, Kos, Petkovic (Stehle), Popovic – Sanneh, Larsen, Jarolim (Petkovic), Müller – Belic, Ciric / SR: Aust (Köln).

  • Einsatzbereitschaft und ein wenig Glück verhelfen dem aufstrebenden 1. FC Nürnberg zum 1:0 bei Arminia Bielefeld
    Mit kleinen Schritten auf einem langen Weg
    Dritter Pflichtspiel-Sieg binnen acht Tagen – Entscheidung durch Martin Drillers ersten Bundesliga-Treffer seit dreieinhalb Jahren

    BIELEFELD – Der Erfolg eines mehrjährigen Lernprozesses lässt sich meist nur anhand von Kleinigkeiten ablesen. Pädagogen verteilen zum Beispiel Noten, im Profi-Fußball werden als mögliche Indizen für den erhofften Fortschritt einer Mannschaft zuallererst Punktzahlen bemüht, gefolgt von spielerischer Entwicklung oder Cleverness. Würde morgen beim 1. Fußball-Club Nürnberg eine spontane Leistungskontrolle durchgeführt, wäre zweifelsohne eine bereits seit geraumer Zeit ansteigende Tendenz zu vermelden; das glückliche, aber keinesfalls unverdiente 1:0 (0:0) in Bielefeld passt absolut ins Bild.


    Doch grenzenlose Euphorie nach drei Pflichtspiel-Siegen binnen acht Tagen will trotzdem nicht so recht aufkommen am Valznerweiher. Glücklicherweise, möchte der geneigte Beobachter kommentieren, wurde aus notorischer Anfälligkeit für Träumereien mittlerweile eine heilsame Lehre gezogen: Zurückhaltung dominiert. „Wir sind wieder einen Schritt weiter“, sagte Trainer Klaus Augenthaler wohltuend besonnen, und der erneut grandios haltende Torwart Darius Kampa ergänzte: „Vor uns liegt noch ein langer Weg, wir müssen konzentriert weiter arbeiten.“ Bei aller Bescheidenheit: Die Club-Azubis haben offenbar eine beachtliche Auffassungsgabe und diverse Profi-Lek tionen flott verinnerlicht, etwa bis zum Schlusspfiff konzentriert zu bleiben.


    Somit dürfen sich Spieler, Trainer, Präsidium und Fans nach zwölf Runden an einer stolzen Momentaufnahme ergötzen. „Wir sollten zunächst einmal froh sein, bereits soviele Punkte gewonnen zu haben“, meinte Kampa. Exakt 16 an der Zahl (neun mehr als zum vergleichbaren Vorjahreszeitpunkt), notiert auf Rang zehn mit drei Zählern Rückstand auf einen UI-Cup-Platz, im Umkehrschluss aber auch nur dünnem Polster (zwei) zur Abstiegszone. Die nationale Elite-Liga präsentiert sich höchst ausgeglichen im Herbst 2002, woraus auch für die Nürnberger sowohl Gefahren als auch Chancen resultieren.


    Dennoch lässt sich beim neunmaligen deutschen Meister zurzeit niemand von – zugegeben – reizvollen Perspektiven blenden, weil trotz jüngster Triumphe einfach noch zu viele Mängel festzustellen sind. In Bielefeld hat der Club, gestützt auf gewissenhafte Defensivarbeit mit einem herausragenden Linksverteidiger Milorad Popovic, bravourös geackert, spielerisch jedoch eine der schwächeren Saisonleistungen abgeliefert und in manchen Situationen, wie selbst Präsident Michael A. Roth eingestehen musste, „wirklich Glück gehabt“ – etwa bei einem Lattentreffer von Dammeier (61.) oder Diabangs vermeintlichem Abseitstor (70.). Positiv: Obwohl in manchen Phasen die Linie abhanden gekommen zu sein schien, sind drei Punkte eingefahren worden. Lieber schlecht spielen und gewinnen als gut spielen und verlieren, über die Art und Weise spricht spätestens morgen sowieso niemand mehr.


    Ausgerechnet Martin Driller, diesmal für Milan Belic in der Startformation, hatte nach 56 Minuten eine Freistoß-Flanke von Tommy Larsen per Kopf zum 1:0 verwertet. „Ich habe im richtigen Moment den richtigen Schritt gemacht“, sagte der Routinier, erstmals seit 15. Mai 1999 wieder Torschütze in einer Erstliga-Partie, sichtlich aufgekratzt, „wir sind weiter als vergangene Saison.“ Auch Driller sieht noch Steigerungspotenzial und das Leistungsvermögen insgesamt erst zu „80 bis 85 Prozent“ ausgeschöpft.


    Nach starkem Beginn der Gäste, mit ansehnlichen Ballstafetten und ordentlicher Spieleröffnung, war Bielefeld zwar optisch meist überlegen, ließ jedoch die Effektivität beim finalen Torschuss vermissen. „Es ist schade und tut auch weh“, meinte Coach Benno Möhlmann, arg zerknittert nach der zweiten Heimpleite, aber letztlich „haben wir in der ersten Halbzeit den Grundstein zur Niederlage selbst gelegt“, mit einigen recht fahrlässig verschusserten Möglichkeiten zur Führung. Im zweiten Durchgang, glaubte zumindest Darius Kampa, „hatte ich nie das Gefühl, das Bielefeld noch ein Tor erzielen könnte“. Wobei überdies nicht vergessen werden darf, dass der Club am Mittwoch in Offenbach einen 120-minütigen Pokal-Kampf bestritten hat und der Sieg bei ansonsten heimstarken Ostwestfalen daher „umso höher bewertet“ werden müsse (Augenthaler).


    Fast greifbar ist mittlerweile das neue Wir-Gefühl und Selbstbewusstsein in Reihen des 1. FCN, was auch Kontrahenten sichtlich beeindruckt; der Club hat sich in Fußball-Deutschland wieder einen wohl klingenden Namen erarbeitet. „Wir haben gewusst, dass der FCN etwas spielstärker agieren kann als wir“, gestand Benno Möhlmann ein. Man bringt den Franken wieder Respekt entgegen. Auch andere Teams lernen offensichtlich rasch hinzu.


    Bielefeld: Hain – Reinhardt, Dabrowski, Hansén – Brinkmann (66. Diabang), Rauw (77. van der Ven), Kauf, Dammeier (64. Porcello), Albayrak – Vata, Wichniarek.


    Nürnberg: Kampa – Nikl, Kos, Petkovic, Popovic – Sanneh, Larsen, Jarolim (86. Stehle), Müller – Driller (77. Belic), Ciric.


    Schiedsrichter: Aust (Köln) – Tor: 0:1 Driller (56.) – Zuschauer: 18 153 – Gelbe Karten: – Nikl (2), Kos (3).


    WOLFGANG LAASS

  • Ciric und sein neuer Vertrag
    „Am liebsten lebenslänglich“
    Präsident Roth: Der Torjäger kann morgen unterschreiben

    BIELEFELD – Ausgepumpt, aber zufrieden nach drei Siegen binnen acht Tagen und 293 Minuten Kraft raubendem Fußball stand Sasa Ciric vor dem Bus und musste noch zahlreiche Hände schütteln. Und Fragen beantworten zu Nürnbergs 1:0-Erfolg bei Arminia sowie insbesondere den Gerüchten über seine sportliche Zukunft. Die ganze Angelegenheit sei unheimlich „gepuscht“ worden, meinte er, und zu allem Überfluss „in die falsche Richtung“. Von einer Drohung, wie „fälschlicherweise“ von einer Tageszeitung publiziert, könne nicht die Rede sein, im Gegenteil. Ciric bezieht sich hierbei auf eigene Äußerungen zu potenziellen Angebote aus dem Ausland, angereichert mit einem Satz des Präsidenten, wonach erst gegen Saisonende über einen neuen Vertrag geredet werden solle.


    Spätestens am Samstag hat sich die Szenerie grundlegend geändert. „Wenn Ciric will, kann er morgen unterschreiben“, signalisierte Michael A. Roth doch Bereitschaft, schon früher über Modalitäten einer verlängerten Zusammenarbeit mit dem 34-Jährigen zu sprechen. Und nochmals: „Wir lassen ihn natürlich nicht mehr weg. Es liegt nur an Ciric.“


    Von der Schmeichelei angetan


    Dieser, seit Rundenbeginn mit bislang zwölf Pflichtspiel-Toren erfolgreichster Akteur in Reihen des FCN, zeigte sich von der Rothschen Schmeichelei durchaus angetan und räumte ein, „am liebsten lebenslänglich“ beim Club bleiben zu wollen; auch seine Familie sei mittlerweile in Franken heimisch geworden. Mit einer Entscheidung könne spätestens in der Winterpause gerechnet werden.


    Sollte der Club auch in naher Zukunft eifrig punkten und gar sportlich neue Perspektiven eröffnen, dürfte Ciric wohl mindestens ein weiteres Jahr das rot-schwarze Trikot tragen. Doch warum über die Zukunft grübeln, wenn heute die Knochen schmerzen. „Ich bin ganz schön kaputt“, sagte der Torjäger, spitzbübisch lächelnd, „wahrscheinlich werde ich auf das Angebot von Augenthaler zurückkommen.“ Der Trainer hatte seinen Schützlingen freigestellt, eineinhalb Tage durchzuschlafen. W. LAASS

  • Nach einer optimal verlaufenen Woche: Zufriedene Gesichter beim 1. FC Nürnberg

    Mit dem (Los-)Glück des Tüchtigen
    Im DFB-Pokal-Achtelfinale erwartet der Club den Zweitligisten 1. FC Köln – 1:0-Sieg in Bielefeld

    BIELEFELD/NÜRNBERG (nn) – „Wenn man manch anderes Spiel sieht, können wir zufrieden sein.“


    Klaus Augenthaler, Trainer des 1. FC Nürnberg, hat mit dieser Aussage in doppelter Hinsicht einen Volltreffer gelandet: Sowohl der 1:0-Erfolg bei Arminia Bielefeld als auch insbesondere die gestrige Pokal-Auslosung – am 3. oder 4. Dezember trifft der Club im Frankenstadion auf den 1. FC Köln – wurden hiermit vorzüglich analysiert. Angreifer Sasa Ciric, dessen Vertrag spätestens in der Winterpause verlängert werden soll, meint: „Wir haben eine große Chance, die Runde der letzten Acht zu erreichen.“


    Das voran gegangene 1:0 bei Arminia Bielefeld darf getrost unter die Rubrik „Arbeitssieg“ eingeordnet werden, wobei Martin Driller nach 56 Minuten per Kopf der entscheidende Treffer gelang. Klaus Augenthaler fordert nunmehr am Samstag einen Heimsieg gegen den HSV. Seite 20 und 21

  • Club-Stürmer Martin Driller traf und feierte das Ende einer langen Leidenszeit
    Das Comeback eines „Fußball-Gottes“


    BIELEFELD. — Mit dem Begriff „Fußballgott“ wird in den Stadien der Fußball-Bundesliga inzwischen recht inflationär umgegangen. War dieses Prädikat früher echten Ausnahmekönnern vorbehalten, huldigt man heutzutage nahezu bei jedem Klub gleich mehreren Vertretern jener himmlischen Spezies. Auch Martin Driller durfte beim 1. FC Nürnberg einst diesen ehrenvollen Titel tragen, doch sind die Rufe der Fans längst leiser geworden.


    Am Samstag aber holte sich der ehemalige Publikumsliebling mit einer einzigen Aktion auf der Bielefelder Alm, ganz in der Nähe seiner Heimatstadt Paderborn, einen Teil seiner früheren Reputation zurück — erstmals seit Mai 1999 traf der Blondschopf wieder in der Bundesliga und sicherte dem Club damit prompt einen wichtigen Auswärtssieg.


    Eine lange Zeit der Leiden und Enttäuschungen fand für den 32-jährigen Ex-Kapitän damit ein vorläufiges Ende. Von Verletzungen geplagt verbrachte der einstige Sonnyboy seit der Rückrunde der Zweitliga-Saison 2000/2001 mehr Zeit in Reha-Zentren als auf dem Rasen. „Das ist schon ein tolles Gefühl. In den letzten Jahren hatte ich immer wieder Schmerzen und Probleme und musste mich dauernd rankämpfen“, sagte Driller nach seinem Comeback-Treffer und erntete prompt ein Sonderlob von Trainer Klaus Augenthaler: „Er hat seinen Einsatz gerechtfertigt. Es hat sich schon in Offenbach gezeigt, dass Martin wesentlich effektiver ist als Milan Belic.“ Dennoch wurde auf der Alm auch deutlich, dass der kampfstarke Stürmer längst noch nicht an seine frühere Form anzuknüpfen vermag. „Man konnte schon sehen, dass er noch Nachholbedarf hat“, urteilte Präsident Michael A. Roth, „aber immerhin hat er in der entscheidenden Szene Torgefährlichkeit bewiesen.“


    Der diesmal leer ausgegangene Kollege Sasa Ciric freute sich ehrlich über das Erfolgserlebnis seines Sturmpartners. „Ich hatte in dieser Woche meine Quote ja schon erfüllt“, erinnerte der Mazedonier grinsend an seinen Dreierpack im DFB-Pokal gegen Offenbach, „es war viel wichtiger, dass Drillo wieder einmal trifft.“


    Roth: „Ciric kann verlängern


    Apropos Ciric: In Sachen vorzeitiger Vertragsverlängerung mit dem 34-jährigen „Oldie“ hat bei Roth offenbar ein Umdenken eingesetzt: „Ciric ist und bleibt unser Mann. Wenn er sich entschieden hat, seine Karriere ein weiteres Jahr fortzusetzen, werden wir mit ihm verlängern, das ist doch keine Frage.“ Nun sei der Spieler am Zug, „wenn er morgen kommt, können wir sofort darüber reden“, versprach der Club-Boss und schob einem erneuten Wechsel kategorisch einen Riegel vor: „Wir lassen ihn auf keinen Fall mehr weg aus Nürnberg.“ Ciric selbst wollte diesen Aussagen noch nicht so ganz trauen, bekräftigte aber seine innige Liebe zum fränkischen Traditionsverein: „Am liebsten würde ich lebenslänglich für den Club spielen.“ Dann dürfte ja eigentlich alles kein Problem mehr sein . . . Uli Digmayer
    11.11.2002 0:00 MEZ
    http://www.nuernberger-zeitung.de

  • Stärken am Ende


    Der 1. FC Nürnberg hält gegen Bielefeld wieder einen Vorsprung


    Bielefeld – Busfahrer Udo Rauh gab das deutlich hörbare Zeichen zur Abfahrt. Wie die Lemminge waren die Spieler des 1. FC Nürnberg artig in den Mannschaftsbus getrottet. Trainer Klaus Augenthaler hatte in Reihe eins Platz genommen, schon leicht hektisch die wärmende Verpackung seines Abendmahls aufgerissen und in der undefinierbaren Melange herumgestochert.


    Nur Torhüter Darius Kampa wollte nach dem 2:1-Auswärtserfolg bei der Bielefelder Arminia gar nicht aufhören, den Beobachtern die grundsätzlichen Dinge des Fußballspiels zu erklären: „Wir haben aus den Fehlern der Vergangenheit gelernt“, referierte der erneut imposant haltende Keeper in seiner persönlichen Regierungserklärung. „Wir sind cleverer geworden. Das wirkt alles schon sehr reif“, dozierte Kampa – und es klang, als habe er schon 350 Bundesligaspiele und elf Titel gesammelt und tief greifende Erfahrungen gemacht. Kampa ist 25, entkam mit dem Club in der vergangenen Saison dem Bundesliga-Abstieg nur aufgrund glücklicher Fügung und war zudem selbst nicht gerade ein Garant für ein erfolgreiches Defensiv-Verhalten.


    Neue Zeitrechnung


    Lange her. Nach dem zweiten Auswärtssieg der Saison bei bemitleidenswerten Westfalen aber ist die Zeitrechnung in Franken auf eine neue Basis gestellt. „Einen erstaunlichen Reifeprozess“, beobachtete Augenthaler. „Vor wenigen Monaten hätten wir so ein Spiel noch verloren.“ Dass sie es gewannen, lag aber nur zur Hälfte am spielentscheidenden Kopfball- Treffer von Martin Driller (56.), der nach dreieinhalb Jahren mal wieder ein Bundesliga-Tor erzielte. Mindestens ebenso großen Anteil am Gefühl neuer Stärke hatte das Kollektivverhalten während der Schlussphase. Acht Gegentore hatten die Nürnberger bisher in der Schlussviertelstunde kassiert, die Partien bei Hertha BSC (1:2), gegen Stuttgart (1:2) oder Schalke 04 (1:1) trotz jeweiliger Führung nicht gewinnen können. Selbst in der vergangenen Woche musste die Mannschaft beim 2:1-Heimerfolg gegen Mönchengladbach trotz guten Spiels die letzten 15 Minuten wieder bibbernd verbringen. „Heute aber“, staunte Kampa, „hatten wir in den letzten fünf Minuten immer den Ball“. Ergo „konnte Bielefeld ja gar kein Tor mehr schießen“. Dieser brillanten Analyse der erstaunlichen Kaltschnäuzigkeit in den Endzügen der Partie wäre nicht viel hinzuzufügen gewesen, hätte das Spiel nicht auch andere Phasen gehabt.


    Nachdem der Club in den ersten zwanzig Minuten die Laufbereitschaft der Bielefelder durch erstaunlich souveränes Pass-Spiel testete, „fing wieder das Gedribbel an“, wie Trainer Klaus Augenthaler kritisch anmerkte. Folge der übermütigen Zurschaustellung des Selbstvertrauens waren Ballverluste und hochkarätige Bielefelder Torgelegenheiten. Die besten vergab Erhan Albayrak, der innerhalb von 48 Sekunden gleich zweimal weniger an Kampa, als vielmehr an seinem eigenen Nerven scheiterte (39./40.). „Totale Angst“, stellte Arminias Sportdirektor Thomas von Heesen bei seinem Mittelfeldspieler per Ferndiagnose fest. Als der eingewechselte Momo Diabang den Ball ins Netz drosch, Schiedsrichter Jürgen Aust aber fälschlicherweise auf Abseits entschied (70.), hatte sich das Gefühl auf den gesamten Klub übertragen.


    Während sich die Bielefelder – vor der Partie tabellarisch noch vor den Nürnbergern notiert – nun mit ernsten Abstiegssorgen plagen, haben sich die Nürnberger schon mit Fragen nach dem Endstadium der Reife auseinander zu setzen. Augenthaler sah sich ob des abgeklärten Defensiv-Verhaltens der Viererkette mit dem glänzend disponierten Popovic, dem bedingungslosen Petkovic sowie Kos und Nikl gar mit Vergleichen zum FC Bayern früherer Prägung konfrontiert. Er hat auf die Frage hin nur gelächelt. Denn schließlich müsse er immer noch zittern, wenn der Schiedsrichter die Nachspielzeit ankündigt. „Das letzte Mal, dass ich frühzeitig entspannt auf der Bank saß, muss bei einem Testspiel gegen einen A-Ligisten gewesen sein.“


    Für die gesundheitsschädigende Aufregung immerhin naht monetäre Entschädigung: Nach zuletzt drei Siegen in Serie und nunmehr 16 Punkten dürfen sich die Aktiven auf eine Privatzuwendung des Präsidenten freuen: Michael A. Roth hatte eine fünfstellige Prämie für den vorab nicht zu kalkulierenden Fall ausgelobt, dass sein Team aus drei Partien neun Zähler erzielt. „Jetzt gibt’s a Zuckerl“, sprach Augenthaler, zog an seiner Zigarette und lächelte. Kampa dagegen zeigte erstaunliches Desinteresse an seinen Konto-Bewegungen. Der Torwart will lieber in Ruhe über den Reifeprozess nachdenken: „Vielleicht ist der Trainer ein bisschen nachsichtig und gibt uns einen Tag frei.“


    Dirk Graalmann
    http://www.sueddeutsche.de

  • Angst essen Chancen auf


    Nach dem 0:1 gegen Nürnberg hat bei Arminia Bielefeld offiziell der Abstiegskampf begonnen

    Bielefeld – Als es kurz vor Schluss 0:1 stand, da hätte Arminia Bielefeld eigentlich hoffen dürfen. Denn in beinahe jedem Spiel der vergangenen Wochen hat der 1. FC Nürnberg in der Endphase wichtige Punkte vergeschenkt. Doch es gibt Tage, da begreifen Fußballer auch während einer noch so engen Partie, dass sie an diesem Tag nicht als Sieger in Frage kommen. Eine Erkenntnis, mit der sich am Samstag Christoph Dabrowski von Arminia Bielefeld konfrontiert sah. „Wenn du die ganze Zeit anrennst“, klagte der Mittelfeldspieler später, „und kriegst die Kugel nicht rein, dann merkst du irgendwann: Da geht nichts mehr“. Dabrowski teilte dieses Empfinden mit seinen Fußballkollegen und 18000 Zuschauern. Wohl jeder im Stadion wäre verblüfft gewesen, hätte die Arminia am Ende doch noch getroffen.


    Eine Stunde zuvor war das noch anders. Nach einem überaus lahmen Beginn hatten die Bielefelder die Initiative übernommen und zwischen der 25. und 45. Minute zahlreiche Chancen, deren beste je zweimal Erhan Albayrak und Artur Wichniarek kläglich vergaben. „Da hätte ich mir mehr Konzentration gewünscht“, kritisierte Kapitän Bastian Reinhardt nach dem Spiel. So aber nahmen die Dinge ihren Lauf, als Nürnbergs Angreifer Martin Driller nach einem Freistoß Bielefelds Debütanten Bernd Rauw entwischte und zum 0:1 einköpfte (56.). Und spätestens als kurz darauf ein 15-Meter-Schuss von Detlev Dammeier an die Latte krachte, stellte sich dieses Gefühl ein, das zur Gewissheit wurde, als Diabangs Tor wegen Abseitsstellung aberkannt wurde: Arminia Bielefeld würde an diesem Tag kein Tor erzielen.


    „Oh Gott, was mach’ ich bloß?“


    Gleichwohl wollte sich bei der Analyse des Geschehens niemand auf Pech, Schicksal oder anderen metaphysischen Unfug zurückziehen. Nach dem Rückstand, konstatierte Trainer Benno Möhlmann, hätten „erst die Mittel gefehlt, später die Kraft“. In der Tat waren Bielefelds Chancen in dem schwachen Spiel weniger den eigenen kreativen Geistesblitzen als vielmehr der fränkischen Unkonzentriertheit zu verdanken. Nach der Halbzeitpause, die Trainer Klaus Augenthaler zu einer lauten Ansprache nutzte, ließen die Nürnberger kaum noch Angriffe zu. Nun zeigte sich, dass das von Möhlmann bevorzugte zentrale Mittelfeld mit den rustikalen Dabrowski, Dammeier und Kauf spielerisch arg limitiert ist, wenn es gilt, gegen einen tief stehenden Gegner die Offensive zu strukturieren.


    Während der Club nach dem Sieg im beiderseits apostrophierten „Sechs-Punkte- Spiel“ zunächst Anschluss ans Mittelfeld gefunden hat, herrscht in Bielefeld spätestens jetzt Alarmstimmung. Das Pokal-Aus beim Zweitligisten Rot-Weiß Oberhausen hat die Arminia in finanzieller Hinsicht ärger getroffen, als sich die Verantwortlichen anmerken lassen. Und in der Bundesliga hat nun ganz offiziell der Abstiegskampf begonnen.


    Während Möhlmann dafür plädiert, nicht gleich bei der ersten Negativserie die Nerven zu verlieren („Entscheidend ist die Tabelle am letzten Spieltag“), sucht sich auch Sportdirektor Thomas von Heesen bei der Bewertung der Situation die Rosinen heraus: „Die Platzierung interessiert mich nicht, die Punktzahl ist wichtig.“ Und da sei Arminia mit 14Punkten aus zwölf Spielen im Soll.


    Alles schön und gut, wäre da nicht die fatale Auswärtsschwäche. Seit März hat die Arminia in fremden Stadien nicht gewonnen, nun steht sie am nächsten Wochenende im Spiel beim Kellerkind aus Cottbus unter gehörigem Druck. Um so ärgerlicher natürlich die Heimpleite gegen einen direkten Konkurrenten, eine Niederlage, die Erhan Albayrak auch eine Stunde nach Spielende kaum fassen konnte.


    Schließlich hatte der Türke die beiden größten Chancen der Bielefelder vergeben: Nachdem er erst frei stehend das Tor verfehlt hatte, lief er keine 60 Sekunden später über fast dreißig Meter alleine auf Nürnbergs Torwart Kampa zu, viel Zeit, um „oh Gott, was mach’ ich bloß?“ zu denken, wie von Sportdirektor von Heesen nachher vermutete. Eine Einschätzung, der Albayrak vehement widerspricht: „Man denkt nicht, man schießt.“ In seinem Fall ein lächerliches Schüsschen direkt in Kampas Arme, was wiederum für von Heesens Theorie spricht. Ein klarer Fall von Angst essen Seele auf.


    Jens Kirschneck
    http://www.sueddeutsche.de

  • 11.11.2002: Kampa verbaut den Weg durch den Tunnel


    Albayrak nutzt seine Chancen nicht


    VON RAINER KLUSMEYER


    Bielefeld. Ein bisschen wie Ioan Viorel Ganea muss sich Erhan Albayrak vorgekommen sein. Vier Mal innerhalb von 22 Minuten hatte der rumänische Stürmer des VfB Stuttgart am Vorwochenende in Leverkusen "blank" vor dem gegnerischen Tor gestanden und vier Mal den Ball nicht im Netz untergebracht. Zwei Mal innerhalb von 60 Sekunden tauchte diesmal der Deutschtürke des DSC Arminia Bielefeld frei vor Nürnbergs Keeper Dariusz Kampa auf und erreichte die Ganea-Quote - null Treffer.


    "Beim ersten Mal war ich überrascht von der Situation", schilderte Albayrak den Schuss, der sein Ziel knapp verfehlte. "Beim zweiten Mal habe ich darauf spekuliert, dass Kampa die Beine ziemlich weit öffnet - aber der FCN-Keeper ist auf der Linie schon verdammt stark und war schnell genug unten", beurteilte Arminias Beackerer der linken Außenbahn die kurz darauf folgende Großchance, deren erfolgreicher Abschluss trotz Nutzung sämtlicher TV-Erfahrung nicht gelang. "Die meisten Eins-zu-eins-Situationen mit dem Torwart führen zum Tor, wenn man flach durch die Beine schießt", hat Erhan Albayrak erkannt. Kampa verbaute den Weg durch den Tunnel. Was Albayrak bleibt, ist Selbstkritik: "Ich bin zwar kein Stürmer, aber trotzdem weiß ich, dass ich solche Bälle reinmachen muss." Auch, wenn als Erklärung angeführt werden kann: "Kurz vorher habe ich ja noch Artur Wichniareks klare Chance vorbereitet. Nach drei solch langen Sprints ist man ganz schön platt."


    Der Rest des Spieles war für den auch am Slang unschwer als Hamburger Junge zu erkennenden Albayrak vorgezeichnet: "0:1, Lattenschuss, Momos Tor nicht anerkannt - bei uns kommt eines zum anderen." Für sich selbst nimmt der 25-Jährige als Erkenntnis nach Hause: "Ich muss lernen, noch konzentrierter zu sein, denn wir sind nicht mehr in der Zweiten Liga, wo man nach vergebenen Chancen trotzdem noch mit einem blauen Auge davon kommt."


    Vom Abrutschen in die Abstiegszone verrückt machen aber lässt sich Albayrak nicht: "Da liegt doch alles so eng zusammen - jetzt Angst oder Panik zu bekommen, dazu besteht nun wirklich kein Anlass. Wir wussten doch schon vor Beginn der Saison, dass wir unten stehen würden. Dieses Bewusstsein ist hoffentlich im Klassenerhaltskampf für uns der entscheidende Vorteil."

  • 11.11.2002: Arminia versagt vor dem Torwart

    Albayrak und Wichniarek lassen beim 0:1 gegen Nürnberg beste Chancen ungenutzt


    VON TORSTEN ZIEGLER


    Bielefeld. Es ist schwer, nach solch einem Spiel den Puls wieder runter zu kriegen. Die Hände tief in den Taschen seines Trainingsanzuges vergraben, wippt Benno Möhlmann im DSC-Presseraum von einem Fuß auf den anderen. Erledigt seine Arbeit nach dem Spiel. Erklärt die Lage, analysiert das Gesehene. Der Ärger steht ihm ins Gesicht geschrieben, und die Bilder der Premiere-Zusammenfassung vom 0:1 seiner Elf gegen Nürnberg vor 18.153 Zuschauern verbessern die Befindlichkeit nicht.
    Denn da sieht er noch einmal auf Großbildschirm, was die Heimschlappe so schmerzlich macht. "Das ist bitter", stöhnt er bei den spielentscheidenden Szenen immer wieder auf. Die von Artur Wichniarek und Erhan Albayrak (zweimal) im ersten Abschnitt jeweils in Eins-gegen-Eins-Situationen gegen Nürnbergs gut reagierenden Torwart Darius Kampa ausgelassenen Torchancen stuft er als "hundertprozentige" ein, den Lattenschuss von Detlev Dammeier (61. Minute) nimmt er zähneknirschend hin, den von Schiedsrichter Jürgen Aust (Köln) wegen angeblicher Abseitsstellung nicht anerkannten Ausgleich durch Momo Diabang (70.) quittiert er fassungslos: "Das Tor war regulär." Wars auch. Wichniarek stand zwar aus Stürmersicht links vom Nürnberger Tor im Abseits, griff aber nicht ein, versperrte auch nicht die Sicht , verhielt sich also passiv, während Momo in der Mitte aus zehn Metern abzog und das Netz ausbeulte.


    Diese beiden erfolglosen Versuche nach dem Kopfballtor von Martin Driller in der 56. Minute zur Gästeführung schienen die Arminen zu lähmen. Die einfallslos vorgetragenen Angriffe versprachen wenig und hielten nichts. Die kleinen Spitzen Fatmir Vata und Artur Wichniarek gegen die groß gewachsenen Nürnberger Verteidiger pausenlos fast von der Mittellinie aus in hoffnungslose Kopfballduelle zu schicken, war jedenfalls kein taugliches Mittel. "Dumm" hätten sie sich nach dem Ausgleich angestellt, befand Trainer Möhlmann. "Wir haben es zu sehr mit Gewalt versucht, zu wenig über die Außen und dabei soviel Kraft verloren, dass einige in der Schlussphase keinen Druck mehr erzeugen konnten." Insbesondere Christoph Dabrowski, Fatmir Vata und Erhan Albayrak wirkten nach vorherigem großem Laufpensum gegen Ende platt.

  • 11.11.2002: Driller wird ein echter Franke


    NÜRNBERG: Siegtorschütze aus Paderborn hat seine Leidenszeit beendet


    Bielefeld (tzi). Bielefeld ist ein gutes Pflaster für ihn. Martin Driller hat hier für Nürnberg schon vor zwei Jahren ins Arminen-Tor getroffen - zum 1:1-Ausgleich im Zweitligaspiel, das schließlich mit 2:1 für die Franken endete. Und weil fast unmittelbar nach dem Auftritt auf der Alm eine sehr lange Leidenszeit (zwei Rückenoperationen) begann, war die Erinnerung des gebürtigen Paderborners an sein damaliges Erfolgserlebnis auch nach seinem Siegtor am Samstag zum 1:0 noch frisch.


    "Mir ist das Tor auf der selben Seite gelungen, allerdings nicht mit dem Kopf wie heute, sondern mit dem Fuß", sagte Driller freudestrahlend. Sein erstes Bundesligator nach dreieinhalb Jahren, das nebenbei die Erstligapartie zugunsten der Franken entschied, markierte aber laut Driller nicht nur das Ende seiner persönlichen Misere. Der Club, in dieser Saison als Team bekannt geworden, das einen Vorsprung oder ein Unentschieden nicht ins Ziel retten kann, hatte "endlich das nötige Glück, das man auch manchmal braucht." So zog Driller nach zwei Auswärtsspielen der "Clubberer" innerhalb von vier Tagen dieses Fazit: "Der Pokalsieg in Offenbach nach 0:2-Rückstand und der Erfolg gegen Arminia waren sehr wichtig für unsere Moral. Wir sind gegenüber der vorigen Saison einen großen Schritt weiter. Jetzt sind wir schon in der Lage, unser taktisches Konzept zu 80 bis 85 Prozent durchzuhalten." Auf dem Platz verstärkte sich bei Driller das Gefühl von Siegessicherheit allerdings erst, nachdem bei Arminia Bielefeld Detlev Dammeier seinen Platz für Massimiliano Porcello geräumt hatte. "Das sind echte Brandbomben, die der in den Strafraum haut", sprach der Stürmer mit kollegialem Respekt über die Freistoß-Flanken des DSC-Routiniers. "Als Dammeier ging, habe ich mich schon ein bisschen gefreut".


    Die Vorfreude auf drei Punkte wurde in den restlichen 26 Minuten nur noch einmal gestört, als Mamadou Diabang ins Tor traf (70.), der Schiedsrichter aber den Treffer wegen angeblicher Abseitsstellung nicht anerkannte. Bielefeld ist halt ein gutes Pflaster für Driller. Doch das Ortsausgangsschild der OWL-Metropole sah er bei der Rückfahrt nach Nürnberg, wo der 32 Jahre alte eingefleischte Junggeselle Driller auch nach Abschluss seiner Karriere (Vertrag bis 2004) sesshaft werden will, genauso gern.


    Nach Fußball-Stationen in Paderborn, Dortmund und Hamburg (St. Pauli) hat er im Frankenland "genau das Richtige" für sich gefunden. "Paderborn, wo meine Familie lebt und ich noch viele Kontakte habe, wäre zu klein, Hamburg zu groß. Nürnberg liegt von der Größe her genau dazwischen, ich wohne mitten in der Stadt. Alles passt.

  • 11.11.2002: Jähes Ende für frischen Schwung


    Rauw-Debüt gelungen – bis zum Tor


    Bielefeld (rk). Worin besteht der Unterschied zwischen Erster und Zweiter Liga? Die Frage quält. Mit schiefem Grinsen - so, als wolle er sagen "Habt ihr es denn nicht selbst gesehen?" - ringt sich Bernd Gerd Rauw die Antwort ab: "Dass man für die kleinste Unachtsamkeit Lehrgeld zahlen muss."


    56 Minuten seines ersten Bundesligaspiels hatte der 22-jährige Belgier tadellos absolviert. Hatte Gegenspieler Lars Müller zur Bedeutungslosigkeit verurteilt, war vorn Passgeber zu torgefährlichen Aktionen, rettete hinten (14. Minute) in höchster Not gegen David Jarolim, versuchte sich gar mit einem 25-Meter-Volleyschuss (12.) - und dann diese Szene, die das Spiel entschied und die Rauw-Premiere vermieste. "Der Driller bewegt sich sehr gut, der Ball kommt ihm optimal auf den Kopf geflogen - er war den entscheidenden Schritt schneller", schildert der Neuzugang vom TSV von 1900 Alemannia Aachen den Treffer zum 0:1.


    "Schlecht war mein Debüt nicht", weiß Bernd Rauw, dessen Ansicht der Trainer teilte. "Er hat seine Position sehr gut ausgefüllt, hat sich taktisch im richtigen Moment nach vorn eingeschaltet", sprach Benno Möhlmann ein Pauschallob für den neuen Mann auf der rechten Defensivseite aus.


    Aufmunternde Worte, auf die der Ex-Aachener zugunsten eines positiveren Spielausganges gerne verzichtet hätte: "Es ist ärgerlich, ein Spiel verloren zu haben, in dem wir notfalls mit einem Punkt hätten leben können, das wir aber aufgrund der Spielanteile und Chancen hätten gewinnen müssen."

  • 11.11.2002: Kampa verbaut den Weg durch den Tunnel


    Albayrak nutzt seine Chancen nicht


    VON RAINER KLUSMEYER


    Bielefeld. Ein bisschen wie Ioan Viorel Ganea muss sich Erhan Albayrak vorgekommen sein. Vier Mal innerhalb von 22 Minuten hatte der rumänische Stürmer des VfB Stuttgart am Vorwochenende in Leverkusen "blank" vor dem gegnerischen Tor gestanden und vier Mal den Ball nicht im Netz untergebracht. Zwei Mal innerhalb von 60 Sekunden tauchte diesmal der Deutschtürke des DSC Arminia Bielefeld frei vor Nürnbergs Keeper Dariusz Kampa auf und erreichte die Ganea-Quote - null Treffer.


    "Beim ersten Mal war ich überrascht von der Situation", schilderte Albayrak den Schuss, der sein Ziel knapp verfehlte. "Beim zweiten Mal habe ich darauf spekuliert, dass Kampa die Beine ziemlich weit öffnet - aber der FCN-Keeper ist auf der Linie schon verdammt stark und war schnell genug unten", beurteilte Arminias Beackerer der linken Außenbahn die kurz darauf folgende Großchance, deren erfolgreicher Abschluss trotz Nutzung sämtlicher TV-Erfahrung nicht gelang. "Die meisten Eins-zu-eins-Situationen mit dem Torwart führen zum Tor, wenn man flach durch die Beine schießt", hat Erhan Albayrak erkannt. Kampa verbaute den Weg durch den Tunnel. Was Albayrak bleibt, ist Selbstkritik: "Ich bin zwar kein Stürmer, aber trotzdem weiß ich, dass ich solche Bälle reinmachen muss." Auch, wenn als Erklärung angeführt werden kann: "Kurz vorher habe ich ja noch Artur Wichniareks klare Chance vorbereitet. Nach drei solch langen Sprints ist man ganz schön platt."


    Der Rest des Spieles war für den auch am Slang unschwer als Hamburger Junge zu erkennenden Albayrak vorgezeichnet: "0:1, Lattenschuss, Momos Tor nicht anerkannt - bei uns kommt eines zum anderen." Für sich selbst nimmt der 25-Jährige als Erkenntnis nach Hause: "Ich muss lernen, noch konzentrierter zu sein, denn wir sind nicht mehr in der Zweiten Liga, wo man nach vergebenen Chancen trotzdem noch mit einem blauen Auge davon kommt."


    Vom Abrutschen in die Abstiegszone verrückt machen aber lässt sich Albayrak nicht: "Da liegt doch alles so eng zusammen - jetzt Angst oder Panik zu bekommen, dazu besteht nun wirklich kein Anlass. Wir wussten doch schon vor Beginn der Saison, dass wir unten stehen würden. Dieses Bewusstsein ist hoffentlich im Klassenerhaltskampf für uns der entscheidende Vorteil."

  • Ganz gelungen diesmal, finde ich...


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    Nach der 0:1-Pokalschlappe bei Zweitligist Oberhausen sah sich Bielefelds Coach Benno Möhlmann veranlasst, sein Personal gleich auf fünf Positionen auszutauschen. In der Dreierkette brachte er Rauw für Bogusz. Aus der ersten Elf fielen weiterhin Murawski, Cha, Diabang und Bogdanovic, für die Albayrak, Dabrowski, Brinkmann und Vata eingegliedert wurden. Beim Club fehlte im Pokalfight bei den Offenbacher Kickers (3:2 n.V.) der grippegeschwächte Sanneh. Ersatzmann Todorovic konnte seine Chance nicht nutzen, so dass Trainer Klaus Augenthaler wieder auf den US-Boy baute. Zweite Änderung im Vergleich zum Pokalwettbewerb: Driller begann für den Jugoslawen Belic.


    Auf der Alm zeigten beide Mannschaften ganz zu Beginn eine offensive Spielweise. Ohne großes Abtasten kamen Wichniarek (2.) und Petkovic (4.) bereits früh zu den ersten Gelegenheiten. Im weiteren Verlauf kam es dann aber auf beiden Seiten zu einer eher zögerlichen Ausrichtung. Nürnberg kontrollierte gegen die verhaltene Arminia das Geschehen, zeigte das technisch bessere Spiel, allerdings ohne den entscheidenden Zug zum Tor.


    Die Partie plätscherte gut 20 Minuten dahin, gelungene Angriffsaktionen gab es zunächst nicht mehr zu verzeichnen.


    Bielefeld legte danach zuerst den augenscheinlichen Respekt ab. Vata wurde auf dem linken Flügel immer stärker, Nikl bekam den Albaner bis zum Wechsel überhaupt nicht in den Griff. Der Angreifer war auch der Initiator einer gelungenen Kombination über links. Er spielte sich auf der Außenbahn zusammen mit Albayrak durch, der nach innen legte. Wichniarek kam aus fünf Metern vor Kampa an den Ball, schoss den Torhüter aber an. Den wieder vom Polen abprallenden Ball rettete Petkovic einen halben Meter vor der Torlinie (25.). Dies war die Initialzündung für das bis dahin schwächelnde Angriffsspiel der Arminia, das nun wesentlich gefährlicher wurde.


    Dennoch dauerte es bis zur 39. Minute, bevor Albayrak die Doppelchance zur Führung hatte. Zunächst spielte Kauf einen tollen Pass in den Lauf von Albayrak, der in der Nähe des Elfmeterpunkts völlig frei vor Kampa einen halben Meter am Tor vorbeischoss. Sekunden später lief wieder der Türke von halblinks allein auf Kampa zu, der fehlerfrei haltende Schlussmann der Franken blieb erneut Sieger. Längst hatten es die restlichen Clubakteure ihrer Nummer Eins zu verdanken, dass sie noch nicht in Rückstand geraten waren. Der Keeper rettete seinem Team Sekunden vor dem Wechsel dann noch ein Mal das torlose Remis, als er einen Schuss von Wichniarek, der vom rechten Fünfereck abgezogen hatte, zur Ecke faustete (45.).


    Die Arminia legte nach dem Wechsel los wie die Feuerwehr. Brinkmanns Drop-Kick aus 14 Metern flog knapp über die Querlatte (46.). Die Nürnberger verlegten sich aufs Kontern, ließen die Westfalen kommen. Einen ersten vielversprechenden Schnellangriff schloss Driller überhastet ab (53.).


    Wie aus heiterem Himmel fiel dann die Führung für die Augenthaler-Elf. Larsen zog einen Freistoß an den Fünfmeterraum - Driller stand besser zum Ball als Rauw, der den Kopfball des Stürmers nicht verhindern konnte. Das Leder landete unhaltbar für Hain aus vier Metern flach im linken unteren Toreck (56.).


    Die Heimelf zeigte sich zunächst wenig geschockt, antwortete mit wütenden Angriffen. Dammeier hatte großes Pech, als sein fulminanter 16-Meter-Schuss von der Unterkante der Latte ins Feld zurückprallte (61.). Coach Benno Möhlmann versuchte alles, brachte mit Porcello und Diabang frische Kräfte. Wieder Pech für den Aufsteiger, als der Treffer des Senegalesen wegen Abseitsstellung vom Schiedsrichtergespann aberkannt wurde (70.).


    Mit dem großen Angriffsschwung der Bielefelder aber war es dann auch schon wieder vorbei, die Bemühungen wurden immer harmloser. Der Club stand sicher in der eigenen Abwehr, kontrollierte immer mehr die Partie und ließ das Leder gut laufen, versäumte lediglich, den einen oder anderen Konter auszuspielen.


    Wichniarek vergab die letzte gute Gelegenheit der Bielefelder, als er sich im Strafraum zu weit abdrängen ließ und einmal mehr am überragenden Kampa scheiterte (83.).


    Schmeichelhafter Sieg der Nürnberger, die eine der wenigen Chancen zum Siegtor nutzten. Umgekehrt konnte die Arminia keine ihrer vielen guten Möglichkeiten in ein Tor ummünzen.


    http://www.kicker.de

  • der kicker hat sowieso öfter mal n paar ausreißer drin. schaut euch mal die noten an. wenn wir gewonnen hätten, wären die doch mind. 2 besser

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