Presse: Bayer-Arminia

  • http://www.express.de


    Mieses Spiel um Calmund
    Der Bayer-Manager: „Weiß nicht, wie lange ich noch durchhalte“

    Von THOMAS GASSMANN


    Leverkusen – Bayer Leverkusen kämpft sportlich um die Bundesliga-Existenz. Doch hinter den Kulissen tobt ein erbitterter Kleinkrieg. Es geht um Macht und Eitelkeiten. Das Opfer: Reiner Calmund. EXPRESS erfuhr: „Mister Bayer“ denkt wirklich an Aufgabe. Engsten Freunden vertraute er an: „Ich weiß nicht, wie lange ich das noch durchhalte.“
    Es ist nicht die katastrophale sportliche Situation, die Calmund („Ich leide wie ein Hund. Vor dem Spiel nehme ich Beruhigungstabletten“) zu dieser verzweifelten Aussage treibt. Es ist ein Gift- und Gallespiel, das in der Klubzentrale tobt.


    Mit einer Politik der kleinen Nadelstiche wird die „Seele des Klubs“ (Christoph Daum) Tag für Tag demontiert. „Ich werde von allen Seiten angeschossen“, soll Calmund gesagt haben. Dabei ist klar, wen er meint: Es handelt sich um den Sportbeauftragten der Bayer AG, Meinolf Sprink, und den Geschäftsführer Wolfgang Holzhäuser. Der Vorwurf: Jetzt, in Zeiten der Krise, würden sie Calmund im Regen stehen lassen.


    Konkret: Sprink kritisierte in scharfer Form das Vorgehen von Sportdirektor Jürgen Kohler und Calmund um die Verpflichtung Udo Latteks als Bayer-Retter. Sprach von Geschwätzigkeit. Dann soll Sprink geschickt lanciert haben, dass nicht Calmund, sondern das Werk den Lattek-Coup verhindert habe. Gleichzeitig schwieg Holzhäuser nach den Vorwürfen Latteks („Calmund ist ein Lügenbaron“) statt ihm zur Seite zu stehen.


    Was will das Duo damit erreichen? Soll Calmund zum Rücktritt gezwungen werden? Sprink sagte dazu dem EXPRESS: „Quatsch. Es wird versucht, einen Keil zwischen mich und Calmund zu treiben. Ich sage hier ganz klar: Ich bewundere Reiner Calmund, wie leidenschaftlich er um den Klub kämpft. Es gibt in Einzelfragen Differenzen. Aber das ist ganz normal. Ich sitze schließlich nicht auf seinem Schoß.“


    Merkwürdig: Obwohl sich Calmund bereits mit Bayers Vorstandsvorsitzendem Werner Wenning per Handschlag darüber einig ist, dass er bei einem Abstieg weiter die Geschicke des Klubs leitet, hält Sprink Calmunds Zukunft offen. „Darüber werden wir am Ende der Saison sprechen. Jetzt über Personen zu spekulieren, was mit wem wird, halte ich nicht für richtig.“


    Ein Rücktritt Calmunds, erzwungen oder freiwillig, hätte für Bayer, trotz aller Fehler, die der XXL-Manager in der letzten Zeit gemacht hat, katastrophale Folgen. Manager Ilja Kaenzig: „Bayer ist Calmund, Calmund ist Bayer. Eine Zukunft ohne ihn kann ich mir gar nicht vorstellen.“

  • http://www.bayer04.de


    2003/05/01
    "Ich glaube fest an den Klassenerhalt"


    Es hat auf dem Bökelberg zwar nur zu einem Punkt gereicht, aber der couragierte Auftritt der Mannschaft lässt Bayer-04-Kapitän Carsten Ramelow fest an den Klassenerhalt glauben.


    BayArena-Magazin: Carsten, Ihr habt in M’gladbach fast schon drei Punkte sicher gehabt, einen tollen Kampf gezeigt, wart die bessere Mannschaft – und am Ende wurde es doch nur ein Punkt. Wie war die Gefühlslage im Team unmittelbar nach einem solchen Spiel?
    Carsten Ramelow: Dieses Tor in der letzten Minute war natürlich ein Riesenschock. Wir waren alle tief enttäuscht und konnten gar nicht richtig begreifen, was da passiert war. So was ist einfach nur bitter. Wir hätten den Sieg verdient gehabt.


    BayArena-Magazin: Trotz der verlorenen zwei Punkte: Kann nicht die Art und Weise, wie Ihr Euch in Gladbach präsentiert habt, Mut machen für die letzten vier Spiele?
    Ramelow: Ja, auf jeden Fall. Mit ein bisschen Abstand betrachtet, kann man auch viel Positives mitnehmen aus diesem Spiel. So ärgerlich es war, dass wir die Partie nicht schon längst zu unseren Gunsten entschieden hatten im Laufe der zweiten Halbzeit und bei den Gegentoren wieder mal dumme Fehler gemacht haben, so zuversichtlich stimmt mich unsere Leistung.
    Wir haben gefightet, uns Chancen erarbeitet und phasenweise auch richtig gut gespielt. Nur die Cleverness fehlte. Aber ich muss auch eins betonen: Schon in den letzten Wochen war ein deutlicher Aufwärtstrend zu spüren, mit Ausnahme des Spiels in Stuttgart. Unter Thomas Hörster ist wieder eine Ordnung zu erkennen. Der Wille und die Laufbereitschaft stimmte.


    BayArena-Magazin: Trotzdem ging es in den letzten Wochen bei Bayer 04 turbulent zu wegen der anhaltenden Trainerdiskussion. Du hast Dich als Erster demonstrativ hinter Thomas Hörster gestellt und ihm mit Deiner Initiative den Rücken gestärkt. Ist jetzt endlich die nötige Ruhe eingekehrt?
    Ramelow: Diese Diskussion war sicher wenig förderlich für die Leistung der Mannschaft. Auch wenn man als Spieler versucht, diese Dinge auszublenden und nicht an sich ran zu lassen, funktioniert das nicht so einfach. Du wirst ja ständig drauf angesprochen. Also musst du dich damit auseinandersetzen. Aber jetzt wird unsere ganze Konzentration auf den Klassenerhalt gerichtet sein.


    BayArena-Magazin: Ist die Mannschaft vielleicht sogar noch enger zusammengerückt?
    Ramelow: Ich hoffe es. Noch ist alles möglich. Wir wissen, dass wir auch in Hamburg und Nürnberg gewinnen können. Aus den Heimspielen müssen wir sowieso sechs Punkte holen. Man fragt sich manchmal nur, warum wir nicht schon früher so aufgetreten sind, wie in den letzten Wochen unter Hörster, wie gesagt, immer mit der Ausnahme des Stuttgart-Spiels. Dann würden wir heute einige Punkte mehr auf dem Konto haben.


    BayArena-Magazin: Wenn du das Spiel in Gladbach analysierst. Welche Lehren sind aus dieser Partie zu ziehen?
    Ramelow: Wir sind schlecht ins Spiel gekommen und müssen also in Zukunft bei allen Spielen von Anfang an hellwach sein. Wir haben dann nach dem 0:1 aber den Kampf angenommen und nie aufgegeben. Das ist auch belohnt wurden und das macht mir Hoffnung für den Endspurt um den Klassenerhalt.


    BayArena-Magazin: Ganz nüchtern betrachtet: Wie beurteilst Du denn Eure Chancen auf den Klassenerhalt?
    Ramelow: Ich glaube fest daran! Es ist auch egal, welches Restprogramm wir oder die anderen gefährdeten Mannschaften haben. In so einer Situation musst du einfach das nächste Spiel gewinnen. Ob das gegen ein Team aus dem oberen Tabellendrittel ist oder gegen eine Kellermannschaft, ist völlig unerheblich.


    BayArena-Magazin: Nach der Rechnung von Reiner Calmund müsst Ihr noch drei Siege aus den letzten vier Spielen holen….
    Ramelow: Gut möglich. Ich weiß nicht wie viele Punkte es noch sein müssen. Das hängt ja auch von den anderen Ergebnissen ab. Natürlich stellt man auch schon mal seine eigenen Rechnungen an. Aber im Prinzip bringt das nix. Wir sind als Mannschaft gefordert, in jedem Spiel absoluten Siegeswillen zu zeigen. Wichtig ist: Es ist noch machbar, wir können den Klassenerhalt schaffen.


    BayArena-Magazin: Wo siehst Du Eure Vorteile gegenüber den Mitabstiegskandidaten?
    Ramelow: Eigentlich sind wir vom Potenzial her besser als die anderen Teams da unten. Aber das ist nicht entscheidend. Das hat uns in den letzten Wochen ja auch nicht viel gebracht. Nein, wir müssen einfach den größeren Siegeswillen an den Tag legen als die anderen. Wir müssen vor allem bedingungslos kämpfen und dann erst auch unsere spielerische Stärke ausspielen.


    BayArena-Magazin: Fällt die Entscheidung über Abstieg oder Nichtabstieg erst am letzten Spieltag?
    Ramelow: Kann schon sein. Es wäre mir lieber, wir könnten schon am vorletzten Spieltag den Klassenerhalt perfekt machen. Aber einstellen muss man sich auch auf eine Last-Minute-Entscheidung.


    BayArena-Magazin: Erinnerst Du Dich momentan häufiger an die Situation von 1996?
    Ramelow: Ab und zu denke ich an den Fastabstieg vor sieben Jahren, ja. Die Situation vor dem letzten Spieltag war nicht gerade angenehm. Wir hatten in der entscheidenden Phase ein Trainingslager bezogen, waren eine Woche lang zusammen. Letztlich sind es gute Erinnerungen, denn wir haben es ja noch geschafft. Und wir werden es auch diesmal wieder schaffen. Die Situation heute ist aber auch eine andere als 1996. Ich denke, einige Spieler bei uns haben es als seltsam und schwierig empfunden, dass wir im letzten Jahr noch so extrem erfolgreich waren, und dann auf einmal gegen den Abstieg spielten. Ich habe früh gewarnt und gesagt, das Vergangene ist vergangen, wir müssen das abhaken. Für mich war das auch nie ein Problem.


    BayArena-Magazin: Du bist seit acht Jahren bei Bayer 04, fühlst dich mit Deiner Familie wohl in Leverkusen und hast eine entsprechend hohe Identifikation mit dem Verein. Das ist nicht bei allen Spielern so.
    Ramelow: Jeder hat natürlich eine andere Beziehung zu dem Klub. Ich kann da nur für mich sprechen. Ich hänge sehr an dem Verein und ich weiß, auch aus der Erfahrung von 1996, was an dem Klassenerhalt alles dranhängt. Es geht hier auch um die Existenz der Mitarbeiter des Vereins. Das braucht mir keiner mehr zu erzählen, das weiß ich sehr gut.


    BayArena-Magazin: Du bist kürzlich zum Vizepräsidenten der Spielergewerkschaft vdv gewählt worden. Bringt dieser Job jetzt nicht eine zusätzliche Belastung mit sich?
    Ramelow: Nein, überhaupt nicht. Ich sitze da ja nicht jeden Tag irgendwo im Büro. Außerdem habe ich gleich klargemacht, dass ich mich in den kommenden Wochen um diese neue Aufgabe erst mal nicht so kümmern werde, weil jetzt natürlich Bayer 04 absolut im Vordergrund steht.


    BayArena-Magazin: Die Fans sagen, Ihr könnt Euch in den letzten Spielen hundertprozentig auf sie verlassen. Beruhigend zu wissen, nachdem es da ja auch einige Misstöne gegeben hat?
    Ramelow: Fans und Mannschaft sollten immer eine Einheit sein. Ich kann die Fans aber sehr gut verstehen, die uns nach dem Spiel in Stuttgart hart kritisiert haben. Nach so einer Leistung hast du als Spieler auch überhaupt keine Gegenargumente. Und natürlich denken viele Anhänger noch an die letzte Saison. Da haben wir sie mit tollen Leistungen verwöhnt. Und jetzt ist das für sie vom Gefühl her ja auch ein gewaltiger Absturz. Wir sind in der gesamten Saison bislang hervorragend unterstützt worden. Auch in Gladbach wieder. Und wenn wir in den letzten vier Spielen so fighten wie auf dem Bökelberg, dann werden die Fans auch hinter uns stehen. Davon bin ich überzeugt und das ist in der Tat gut zu wissen.


    BayArena-Magazin: Hat die Vorbereitung auf die Partie gegen Bielefeld aufgrund der zahlreichen Abstellungen von Bayer-Spielern zu Länderspielen nicht gelitten?
    Ramelow: Nein, das sehe ich nicht so. Ich jedenfalls freue mich immer auf die Nationalmannschaft und betrachte das als willkommene Ablenkung.


    BayArena-Magazin: Ihr müsst gegen Bielefeld gewinnen, das ist keine Frage. Wir werdet Ihr diese Partie angehen?
    Ramelow: Man sollte jetzt, was die Mannschaft betrifft, nicht allzu viel ändern. Bielefeld wird sicher sehr defensiv spielen. Das erschwert uns die Sache. Die Fans werden Geduld haben müssen. Wenn wir das Spiel 1:0 gewinnen würden, wäre ich absolut glücklich.

  • http://www.kicker.de


    Anstoß: Sonntag, 04.05.2003 17:30


    Statistik: Hinspiel 2:2, zuletzt vor drei Jahren in Leverkusen zwischen beiden Mannschaften 4:1. Immerhin erreichten die Arminen schon vier Unentschieden bei der Bayer-Elf und im August 1982 den einzigen Sieg (1:0). Bilanz: 3 - 4 - 1, 10:5 Tore.


    Bayer Leverkusen


    Aufstellung: 1 Butt - 6 Zivkovic, 3 Lucio, 4 Juan, 17 Ojigwe - 14 Balitsch, 28 Ramelow - 10 Bastürk - 27 Neuville, 12 Berbatov, 13 Bierofka


    Reserve: 31 Starke, 20 Juric (Tor), 2 Preuß, 7 Cris, 8 Simak, 9 Kirsten, 11 Franca, 15 Vranjes, 19 Babic, 21 Kaluzny, 23 Brdaric, 35 Placente, 47 Kleine


    Es fehlen: 5 Nowotny (Reha nach Kreuzbandriss), 25 Schneider (Trainingsrückstand nach Muskelfaserriss), 26 Sebescen (Saison beendet nach Knieoperation) - Gelb-Sperre droht: Lucio, Neuville (je 4)


    Zum Spiel: Kehren alle Nationalspieler fit zurück, wird die Elf spielen, die in Gladbach einen Punkt holte. Schneider droht noch Pause, Neuville (Muskelverhärtung) dürfte fit sein.



    Arminia Bielefeld

    Aufstellung: 1 Hain - 16 Lense, 4 Reinhardt, 2 Hansén, 3 Borges - 12 Kauf, 17 Rauw, 6 Dammeier - 30 Brinkmann, 18 Wichniarek, 10 Vata


    Reserve: 23 Eilhoff, 29 Henzler (beide Tor), 7 Cha, 8 Murawski, 9 Bogdanovic, 11 Sinisterra, 15 Bogusz, 19 Diabang, 24 Heinz, 25 Janic, 27 Amedick, 28 Flock, 33 Sadovic


    Es fehlen: 5 Dabrowski (Gesichtsoperation nach Bruch des Orbitalbogens), 13 Sternkopf (Aufbautraining nach Hüft-OP), 14 Aracic (Reha nach Knorpelschaden im Knie), 21 Porcello (Bänderriss Sprunggelenk) - Gelb-Sperre droht: Kauf (9), Dammeier, Hain (je 4)


    Zum Spiel: Lense erweitert wohl die Abwehr zur Viererkette. Statt Rauw könnte auch Murawski den verletzten Dabrowski ersetzen. Im Sturm dürfte Vata gegenüber Diabang (Länderspielreise) den Vorzug erhalten.

  • Kirsten vor dem Comeback 


    Die leidige Diskussion schwappt über. Wer macht mehr Fehler als der andere? Wer darf wem was sagen? Jetzt sind die Fans dran. So etwa auf der Fan-Site "www.werkself.de". Dort entwickelte sich rasch ein Forum mit Reiner Calmund als Hauptperson. Ist er schuld? Ist er noch der Alte? Kann man ihm noch vertrauen? Muss man sauer sein?


    Nun, rund 80 Prozent der teilnehmenden Bayer-Fans stehen hinter dem Geschäftsführer - was den freut, "denn in solchen Zeiten tut Zuspruch immer gut". Den bekommt er auch von alten Bekannten. Berti Vogts meldete sich genauso wie die Bayern-Bosse Hoeneß und Rummenigge, ebenso natürlich Christoph Daum. Doch bei all den freundlichen Worten will Calmund eins verhindern: "Es darf jetzt nicht weiter polarisiert werden. Nicht von den Fans, nicht im Umfeld. Jetzt geht es nicht mehr um mich, um Herrn Sprink oder Herrn Holzhäuser - es geht schlicht und einfach um den Verein!"


    Der stellte sich zuletzt mies dar, das weiß Calmund selbst: "Wir liefern ein schlechtes Bild in der Öffentlichkeit ab. Das ist bitter und traurig. Und damit muss Schluss sein. Wir brauchen alle unsere Energien im Abstiegskampf."

    Der wird hart, wahrscheinlich härter denn je. Calmunds Planspiele beispielsweise ("Neun Punkte brauchen wir noch!") könnten sich am Ende als Spiel mit dem Feuer erweisen. Stieg man bislang mit 40 Punkten nie ab, könnte dieses Gesetz in dieser Saison gebrochen werden. Dazu braucht es keine verrückten Ergebnisse oder sensationellen Auswärtssiege - bei "normalem" Saisonverlauf ist der Abstieg anders als in den Vorjahren auch mit 40 Zählern im Bereich der bitteren Realität.


    Den von ihm viel zitierten "worst case" würde Calmund im Übrigen nicht zum Anlass nehmen, das Handtuch bei seinem Klub zu schmeißen. "Werner Wenning, der Chef der Bayer AG, und ich haben uns versprochen, dass es dann gemeinsam mit unserer guten, jungen Führungscrew weitergeht", beruhigt Calmund diejenigen seiner Freunde, die eine Kurzschlussreaktion bei ihm befürchten: "Die wird es definitiv nicht geben!"


    Nicht definitiv, doch sehr wahrscheinlich wird es dafür am Sonntag ein Comeback geben: Ulf Kirsten, seit dem 16. November nicht mehr im Einsatz, fühlt sich fit genug, "um noch ein bisschen Theater im Bielefelder Strafraum zu veranstalten" . Monatelang setzten dem Stürmer, der momentan seine Fußball-Lehrer-Lizenz baut, die Nachwirkungen eines Zeckenbisses zu, jetzt scheint er bereit. "Er ist ein Vorbild im Training", sagt Thomas Hörster, der beobachten konnte, "dass Kirsten bei jeder Torsituation sein Füßchen drin hat. Und genau das brauchen wir." Wobei schon allein die Nennung seines Namens für die Euphorie sorgen könnte, die Bayer braucht bei seiner Aufholjagd. Kirsten verspricht: "Wenn nichts passiert, dann reicht es sicher für 20, 25 Minuten." In denen er sich einen Traum erfüllen könnte: "Mit einem Tor Bayer retten."

  • http://www.kicker.de


    Benno Möhlmann fordert sein Mittelfeld

    Den Befreiungsschlag gegen Cottbus hat die Mannschaft mit dem 2:2 verpasst. Jetzt droht der Aufsteiger mit einer Niederlage bei Bayer Leverkusen doch noch in akute Abstiegsgefahr zu geraten. Trotzdem bleibt Benno Möhlmann optimistisch.


    Der Trainer über . . .


    . . . Arminias Lage: "Unsere Situation ist seit dem ersten Spieltag die gleiche. Wir wurden als Aufsteiger als Absteiger Nummer eins gehandelt und sind nach wie vor in der Lage, unser Ziel, 40 Punkte, zu erreichen. Wir sind auch in Leverkusen nicht chancenlos, wenn wir unsere optimale Leistung bringen."


    . . . Euphorie und Leichtsinn: "Es hilft uns nicht, wenn die Stadionzeitung vor dem 2:2 gegen Cottbus von ,Energie den Saft abdrehen' schreibt und die Fans Cottbus als Absteiger titulieren. Ob aber Hansén deswegen beim ersten Tor ausrutscht? Ich muss meine Mannschaft loben, dass sie nach dem 0:2 sogar noch die Chancen hatte zu gewinnen."


    . . . den wachsenden Druck: "Wir standen in den vergangenen zwei Jahren jeweils am letzten Spieltag unter Druck und haben nicht gezittert, sondern Leistung gebracht. Sollte wir am letzten Spieltag gegen Hannover ein Endspiel haben, wäre ich zuversichtlich."


    . . . das ungefährliche Mittelfeld: "Mit dem Toreschießen haben einige Nachholbedarf. Deshalb ärgert mich der Ausfall von Christoph Dabrowski, weil er dabei war, das umzusetzen. Er hat gegen Cottbus getroffen und hatte einige Offensivaktionen. Die Mittelfeldspieler merken, dass auch sie Tore machen müssen. Wir können uns nicht nur auf Wichniarek und Diabang verlassen."

  • Der Sat 1 Teletext tippt den Spieltag wie folgt:


    Bremen- Hertha 1:1
    Dortmund-Wolfsburg 2:0
    Nürnberg-1860 2:1
    Cottbus-HSV 1:2
    Bochum-Gladbach 2:1
    Hannover-Stuttgart 1:1
    Bayern-Lautern 3:1
    Leverkusen-Bielefeld 2:0
    Rostock-Schalke 2:2


    Die Tabelle wäre dann so:


    P.S.: Die Kölner haben wir auf unserer Seite. Ein Kollege(Köln-Fan) meinte heute: "Da will ich nächste Saison auf keinen Fall hin! Also haut sie weg!"

  • Zitat

    Original von Jumboletto
    P.S.: Die Kölner haben wir auf unserer Seite. Ein Kollege(Köln-Fan) meinte heute: "Da will ich nächste Saison auf keinen Fall hin! Also haut sie weg!"


    1.) Weißt Du, wie sehr mir das am Arsch vorbeigeht, was die Kölner wollen...?!? :thefinger:


    2.) Dann vorab schon mal herzlichen Glückwunsch an Werder Bremen zum Klassenerhalt! :D


    Ciao, Toto

    Zweite Liga, wir kommen!


    "Vielleicht wäre das Spiel anders ausgegangen,
    wenn wir vorne ein Tor geschossen hätten."
    [Manuel Neuer nach dem 0:0 der U-21 gegen Spanien]


    "Wenn man sich mit dem Ball bewegt, ist das das eine,
    wenn man sich ohne Ball bewegt, ist das das andere."
    [Jürgen Klinsmann, zum damaligen Zeitpunkt Bundestrainer]

  • Zitat

    Original von Toto Schillaci
    Dann vorab schon mal herzlichen Glückwunsch an Werder Bremen zum Klassenerhalt! :D



    BoXm dann aber wohl leider auch. ;( ;( ;(

  • Zitat

    Original von Jumboletto
    BoXm dann aber wohl leider auch.


    Rein rechnerisch noch nicht, bei noch drei Spielen und nur sechs Punkten Vorsprung! Wobei - ich würde mir ja 'nen Ast lachen, wenn 1860 München noch absteigt! :lol:


    Ciao, Toto

    Zweite Liga, wir kommen!


    "Vielleicht wäre das Spiel anders ausgegangen,
    wenn wir vorne ein Tor geschossen hätten."
    [Manuel Neuer nach dem 0:0 der U-21 gegen Spanien]


    "Wenn man sich mit dem Ball bewegt, ist das das eine,
    wenn man sich ohne Ball bewegt, ist das das andere."
    [Jürgen Klinsmann, zum damaligen Zeitpunkt Bundestrainer]

  • http://www.express.de


    Kirsten soll Bayer retten


    Abstiegs-Finale gegen Bielefeld: Nach Zeckenbiss will der Bayer-Oldie (37) wieder spielen


    Leverkusen – Ist das ein weiteres Zeichen der Hoffnungslosigkeit? Tor-Gigant Ulf Kirsten steht bei Bayer Leverkusen vor seinem Comeback nach fast halbjähriger Pause.
    Der 37-Jährige wird voraussichtlich am Sonntag im Heimspiel gegen Arminia Bielefeld dem Kader der Werkself angehören.


    Der Ex-Nationalspieler hatte letztmals am 16. November vergangenen Jahres gegen Borussia Mönchengladbach (2:2) gespielt und dabei den Treffer zum 2:2-Ausgleich von Daniel Bierofka vorbereitet.


    Auf Grund eines Zeckenbisses war der Goalgetter, der seit 1990 für Bayer in 349 Bundesligaspielen 181 Treffer erzielte, lange Zeit außer Gefecht.


    Kirsten dürfte allerdings höchstens als "Joker" gegen die Ostwestfalen zum Einsatz kommen. Mehr als ein Kurzeinsatz scheint für den ehemaligen Dresdner nicht möglich.


    Allerdings hegt der "Schwatte" einen großen Traum: "Mit einem Tor Bayer retten." Bayer muss gegen Bielefeld unbedingt gewinnen, um die Chance auf den Klassenerhalt zu wahren.



    Mich würde nur mal interessieren, wie die Zecke hiess, die Kirsten gebissen hat :lol: .

  • http://www.welt.de


    Kirsten meldet sich zurück - Plauderer Calmund schweigt


    Notstandsmaßnahmen bei Bayer: Torjäger mit 37 vor Comeback, Maulkorb für den Manager
    von Gregor Derichs


    Leverkusen - - Im Kampf um den Bundesliga-Verbleib zieht Bayer Leverkusen die letzten Register. Für das Heimspiel morgen gegen Arminia Bielefeld wird sogar Ulf Kirsten reaktiviert. "Ich kann der Mannschaft helfen", sagte der 37-Jährige, der in dieser Saison bisher nur zu zwei Kurzeinsätzen gekommen ist und zuletzt wegen eines Zeckenbisses gefehlt hatte. "Die Situation des Vereins ist absolut beschissen, da braucht man jeden", sagte der Torjäger (181 Tore in 349 Bundesliga-Spielen), der nur noch als Stand-by-Profi im Kader ist. Nach Angaben von Trainer Thomas Hörster soll er in den letzten 20 oder 30 Minuten eingesetzt werden. "Wenn sich so ein Typ wie der Ulf zurückmeldet, hat das hoffentlich eine psychologische Wirkung, aber man kann nicht erwarten, dass er Berge versetzt oder unser Stadion abreißt", erklärte Manager Reiner Calmund nach einer Klausurtagung des Führungszirkels.



    Es war angeblich eine seiner letzten größeren Reden. Die Verantwortlichen ringen derzeit darum, in der Krise ihre Reihen geschlossen zu halten. Calmund verkündete daher, bis Saisonende würden nur noch Sportdirektor Jürgen Kohler und Hörster Stellung zu sportlichen Themen beziehen. Für Fragen zur nächsten Spielzeit stünde Jung-Manager Ilja Kaenzig zur Verfügung. Er selbst würde nur bei den Pressekonferenzen vor dem Spiel sprechen. "Wir wissen, dass unser Bild in der Öffentlichkeit immer schlechter wird. Die Vereinsführung muss sich besser verkaufen. Umso weniger man sagt, desto besser. Da beziehe ich mich ein."



    Zur sportlichen Misere sagte er dann doch noch was, nämlich dass bei vielen Pleiten "der Teamgeist" gefehlt habe, was auch für die Klub-Chefs zutreffe. Die Scharmützel in der Öffentlichkeit sollen beendet werden, nachdem diese dazu führten, dass immer häufiger von Machtkämpfen in der Vereinszentrale berichtet wurde. Die Leitung sei in zwei Lager gespalten, Calmund denke sogar an Aufgabe. "Das ist absoluter Nonsens. Es gibt keinen Machtkampf", wiegelte Finanzmanager Wolfgang Holzhäuser am Freitag ab. Calmund ("Der Bayer-Konzern steht voll zu mir") verneinte das ebenfalls und schloss einen Rücktritt seinerseits aus. Überhaupt dürften Personalfragen in der prekären Situation kein Thema sein, alle Konzentration gelte dem Abstiegskampf. Calmund: "Sonst werde ich den Vorschlaghammer holen, und dann können einige zum Segeln gehen."

  • Zitat

    Original von OriginalBlauauge
    Mich würde nur mal interessieren, wie die Zecke hiess, die Kirsten gebissen hat :lol: .


    Ich denke mal, daß diese Zecke Neuendorf hieß... :lol:

  • Zitat

    Original von OriginalBlauauge
    "Ich kann der Mannschaft helfen", sagte der 37-Jährige


    Wenn Ulf Kirsten das in seinem Alter schon sagt - und in der Hinsicht traue ich ihm schon den nötigen Realismus und Sachverstand zu, um das beurteilen zu können - dann muß es um Bayer Leverkusen wirklich verdammt schlecht stehen!


    Zitat

    Original von OriginalBlauauge
    man kann nicht erwarten, dass er Berge versetzt oder unser Stadion abreißt


    Nein? Schade! Die häßliche alte Schüssel abzureißen wäre wirklich mal eine gute Idee! Sollen wir mithelfen...?! :D


    Ciao, Toto

    Zweite Liga, wir kommen!


    "Vielleicht wäre das Spiel anders ausgegangen,
    wenn wir vorne ein Tor geschossen hätten."
    [Manuel Neuer nach dem 0:0 der U-21 gegen Spanien]


    "Wenn man sich mit dem Ball bewegt, ist das das eine,
    wenn man sich ohne Ball bewegt, ist das das andere."
    [Jürgen Klinsmann, zum damaligen Zeitpunkt Bundestrainer]

  • Zitat

    Kirsten meldet sich zurück - Plauderer Calmund schweigt


    Hoffentlich gibt es nach dem Kohler-Effekt am Sonntag nicht den Kirsten-Effekt. Sat1 wird sicherlich wieder ganz nah dabeisein. Kirsten beim Schuhe zubinden, Kirsten bohrt in der Nase, Kirsten kratzt sich am Ohr....


    :nein:

    Fabian Klos - Captain, Leader, Legend

  • 03.05.2003
    Bayer-Boss: Pleite? „Das war’s dann für uns“
    Nur ein Sieg kann Vizemeister retten. Calmunds Kampf gegen die Nerven


    Von THOMAS GASSMANN

    Leverkusen – Samstag ging es ihm „beschissen“. „Die Nerven“, sagte Reiner Calmund. Sonntag (17.30 Uhr) wird Mister Bayer auf der Tribüne sitzen. Direkt hinter der Trainerbank. Hautnah dabei.
    Wieder mit Beruhigungspillen. Wieder mit einem Ruhepuls jenseits der Toleranzgrenze. Wieder wird er vor dem Abpfiff in sein Büro schleichen und die letzten Minuten alleine vor dem Fernseher verfolgen. Alles in sich hineinmampfen, was er zu fassen bekommt („Ich bin ein Stressesser“). Der Kampf Bayers um die Bundesliga-Existenz ist auch der Kampf des Reiner Calmund um seine Gesundheit.


    Die Ausgangslage ist klar umrissen. Ein Sieg gegen Arminia Bielefeld muss her. Eine Niederlage hätte das Schicksal des Vizemeisters besiegelt: Abstieg in die Zweite Liga.


    Erstmals sagt auch ein führender Bayer-Boss die ernüchternde Wahrheit – Manager Ilja Kaenzig. „Wenn wir verlieren, war’s das wohl für uns. Dann wird der Klassenerhalt unmöglich.“


    Deshalb sein Appell an die Mannschaft: Rechenschieber zur Seite legen und stürmen. Bayer – zum Siegen verdammt gegen die frechen Bielefelder. Da hatte doch Ansgar Brinkmann die Fußball-Millionäre aus Leverkusen mit „Schönspieler“ provoziert (EXPRESS berichtete). Erklärt, dass Bayers Luxus-Profis den rauhen Abstiegskampf nicht annehmen.


    Dagegen kämpften die Ostwestfalen von Beginn an gegen den Abstieg. Wehrten sich mit allen Mitteln gegen den, wie Deutschlands Fußballexperten unisono feststellten, unabdingbaren Abstieg. Dabei können sie mit einem Sieg heute in der BayArena bereits fast alles klar machen mit dem Klassenerhalt.


    Um das zu verhindern, wird Trainer Thomas Hörster das Beste aufbieten, das ihm zur Verfügung steht. Nationalspieler Oliver Neuville will stürmen, obwohl ihm der Oberschenkelmuskel noch Probleme bereitet. Demitar Berbatov will ihm zur Seite stehen, obwohl der Bulgare vom Länderspiel mit Schmerzen im Adduktorenbereich heimkehrte.


    express

  • http://www.welt.de


    Leverkusen macht Abstiegskampf zum Drama


    Weltmeister Lucio führt Bayer zum 3:1 gegen Bielefeld - Rostock nach 3:1 über Schalke 04 fast gerettet


    von Gregor Derichs


    Leverkusen - Wohl dem, der einen Weltmeister in seinen Reihen hat. Bayer Leverkusen verdankt seinem Brasilianer Lucio, dass es sich seit gestern Abend wieder berechtigte Hoffnungen auf den Klassenerhalt machen darf. Er war der Mann des Spiels und sorgte dafür, dass Bayer gegen Arminia Bielefeld verdient mit 3:1 (1:1) gewann.



    Dabei schien Lucio zunächst der große Verlierer des Abends zu werden: Der von einer langen Verletzung wieder genesene Verteidiger hatte einen Elfmeter verursacht, den die Ostwestfalen in Person von Ansgar Brinkmann dankend zur Führung (33.) nutzten. Aber dann machte Lucio seinen Patzer eindrucksvoll wieder wett, mit zwei knallharten Freistoßtreffern in den Torwinkel (42., 69.) sorgte er für die Wende. Hanno Balitsch (71.) stellte mit einem weiteren Traumtreffer, einem Volleyschuß aus 29 Metern, den Endstand her.



    Damit bleibt der Abstiegskampf in der Bundesliga dramatisch - jedenfalls die Frage, wer Cottbus und Nürnberg, die beide nur noch theoretische Chancen haben, in die Zweite Liga folgen wird. Bayer verkürzte den Abstand auf den rettenden 15. Platz, den Borussia Mönchengladbach einnimmt, auf einen Punkt.



    Es war allerdings ein hartes Stück Arbeit für den Vize-Meister, der ohne die verletzten Nationalspieler Bernd Schneider (Muskelfaserriss) und Oliver Neuville (Oberschenkelzerrung) antreten musste und sich lange Zeit sehr schwer tat. In der 14. Minute probierte es Ramelow für die Werkself erstmals mit einem Schuss aus der Distanz. Der Versuch schlug fehl, genauso wie der von Bierofka, der rechts am Tor vorbei zog (23.). Der Druck, unbedingt gewinnen zu müssen, lähmte die Spieler in ihren Aktionen. Sie agierten, als hätten sie die Mahnung von Manager Ilja Kaenzig ständig im Hinterkopf: "Wenn wir verlieren, war es das wohl mit dem Klassenerhalt."



    Bielefeld dagegen nutzte seine erste Gelegenheit: Nach besagtem Foul von Lucio im Strafraum an Wichniarek entschied Schiedsrichter Weiner auf Elfmeter. Brinkmann verwandelte sicher zum 1:0 (33.). Trotz des Rückstands zeigte sich die Leverkusener Mannschaft alles andere als geschockt. Nur vier Minuten danach gelang ausgerechnet Lucio der Ausgleich, mit dem 1:1 ging es in die Kabinen. "Das Spiel ist ganz ordentlich", sagte der verletzte Kapitän Jens Nowotny, "ich bin überzeugt davon, dass wir das noch gewinnen."



    Er sollte Recht behalten: Nach dem Seitenwechsel drängten die Gastgeber auf den Führungstreffer. In der 47. Minute konnte Bielefelds Rüdiger Kauf nach einer Flanke von Lucio noch vor dem einschussbereiten Juan klären. Doch ab der 63. Minute spielte Leverkusen dann mit einem Mann mehr - Brinkmann hatte nach einem schon dämlich zu nennenden Trikotzupfer Gelb-Rot gesehen. Die Überzahl nutzte Bayer schließlich zum überlebensnotwendigen Sieg.



    Den feierte auch Abstiegskandidat Hansa Rostock, der im zweiten Sonntagspiel den FC Schalke 04 ebenfalls mit 3:1 (0:1) besiegte. Auch hier beendeten die Gäste die Partie in Unterzahl, die Gelb-Rote Karte (55.) des Gelsenkirchener Abwehrspielers Tomas Hajto war spielentscheidend.



    Schalke war zunächst durch einen Kopfball von Gustavo Varela (16.) in Führung gegangen. Nach einem Fehler von Torwart Frank Rost gelang dem Schweden Rade Prica ebenfalls per Kopf der erste Rostocker Stürmer-Treffer nach 844 (!) Minuten. Hansa drückte weiter und kam durch Magnus Arvidsson (79., Kopfball) und einen allerdings umstrittenen Foulelfmeter, den Rene Rydlewicz (83.) kraftvoll verwandelte, zum 3:1-Sieg.



    Artikel erschienen am 5. Mai 2003

  • aus der Rhein Zeitung


    3:1 gegen Bielefeld: Bayer sendet im Abstiegskampf Lebenszeichen aus
    Leverkusen darf dank Lucio weiter hoffen

    Leverkusen - Weltmeister Lucio avanciert im Bundesliga-Abstiegskampf neben "Fußball-Gott" Jürgen Kohler immer mehr zum "rettenden Engel" für Bayer Leverkusen:


    Mit einer Weltklasse-Leistung trieb der brasilianische Abwehrstar die Rheinländer zum 3:1 (1:1)-Sieg im Kellerduell gegen Aufsteiger Arminia Bielefeld, war mit seinem Freistoß-Doppelpack der Matchwinner und half dem Klub wieder auf die Beine. Nur noch ein Punkt trennt die Bayer-Stars drei Spieltage vor Saisonende von Borussia Mönchengladbach und einem Nichtabstiegsplatz.


    "Es ist ein sehr emotionaler Moment. Natürlich waren die Tore gut für mein Selbstvertrauen, aber noch wichtiger sind die drei Punkte für den Verein. Ich habe Bayer viel zu verdanken. Leverkusen hat mir die Möglichkeit gegeben, in Europa Fuß zu fassen", kommentierte der WM-Champion, der am Donnerstag sein 25. Lebensjahr vollendet und den Rasen mit Töchterchen Victoria an der Hand verließ. Er genoss den Augenblick des Triumphes, vergessen war seine fünfmonatige Verletzungspause auf Grund einer Überbein-Operation am linken Fuß Anfang Dezember.



    Ovationen von den Fans


    "Heute hat man gesehen, warum er Weltmeister ist", lobte Bayer-Coach Thomas Hörster seinen Führungsspieler, der im Mittelpunkt der Ovationen der 22.500 Fans in der ausverkauften BayArena stand. Nach seinem zweiten Treffer lüftete der streng gläubige Christ sein Trikot und zeigte auf dem Unterhemd seine Botschaft: "Jesus loves You!"


    Kein Wunder, dass sich der Südamerikaner beim Lieben Gott "für die zwei Tore bedankte". Und auch seine weitere Zukunft legte er in Gottes Hand: "Über meine Zukunft entscheidet der Herr da oben." Zwar verlängerte Lucio während seiner Verletzungspause den Vertrag vorzeitig bis 2007 und ließ verkünden, er werde selbst in der zweiten Liga bei Bayer bleiben.


    Trotz Treuebekenntnis droht Abschied


    Doch ein solches Treuebekenntnis gab es von Lucio, der 64 Prozent seiner Zweikämpfe gewann und zwei seiner vier Torschütze zu Treffern nutzte, am Sonntag nicht: "Ich will mit Bayer in der ersten Liga Fußball spielen." Allerdings dürfte ein Lucio in bester Form für jeden europäischen Top-Klub eine Verstärkung sein, deshalb erscheint es eher unwahrscheinlich, dass der 1,87 m lange Abwehrrecke nächste Saison in Burghausen oder Lübeck zu bewundern sein dürfte.


    Lucio will indes alles daran setzen, mit Bayer die Klasse zu erhalten. "Das nächste Spiel in Hamburg wird zeigen, was der Sieg gegen Bielefeld wert ist", meinte er. Dass dem Brasilianer die Gala-Vorstellung gegen die Ostwestfalen alles andere als in den Schoß gefallen war, sah man ihm an, als er die Kabine verließ und humpelnd zu seinem Auto schlich. Die lange Verletzungspause hinterlässt immer noch ihre Spuren.


    "Größer kann der Druck nicht mehr werden"


    Trotzdem könnte er die lange vermisste Führungspersönlichkeit sein, die die Mannschaft mitreißt. "Wir fahren nun erhobenen Hauptes nach Hamburg. Wir brauchen uns dort nicht zu verstecken. Wir haben den Hebel endgültig umgelegt", sinnierte Hanno Balitsch, der für den Schlusspunkt sorgte (71.). Wie wichtig der "Dreier" gegen Bielefeld war, machte Hörster klar: "Wenn wir heute verloren hätten, wäre alles aus gewesen. Der Druck wird nun geringer, denn größer als diesmal kann er nicht mehr sein."


    Derweil haderten die Bielefelder mit der Gelb-Roten Karte für Ansgar Brinkmann (63.), der nach einem Zupfer gegen Pascal Ojigwe vorzeitig duschen durfte, und dem Freistoß vor Lucios zweitem Treffer. "Es war eine Fehlentscheidung", kritisierte Arminia-Coach Benno Möhlmann und befand die Situation "doppelt tragisch", weil Rüdiger Kauf auch noch zehnte Gelbe Karte kassierte und ebenso wie Brinkmann im nächsten Kellerspiel gegen den VfL Bochum ausfällt.


    "Wir müssen die Nerven bewahren", appellierte Brinkmann, der sein Team per Foulelfmeter (34.) in Führung geschossen hatte. Möhlmann befürchtet angesichts von nur noch zwei Zählern Vorsprung auf Leverkusen, dass die Entscheidung erst am letzten Spieltag im "Endspiel" auf der Alm gegen Hannover 96 fallen könnte.


    Von Ralph Durry und Joachim Neußer, sid - Fotos: dpa

  • Der Verteidiger ist ein Fels


    Lucio erzielt zwei Treffer gegen Bielefeld und scheint zum Retter von Leverkusen zu werden


    Leverkusen – Man weiß nicht, warum der sogenannte Topspieler einer Partie vom Pay-TV-Sender hinterher gerade eine CD von Ozzy Osbourne erhält. Zumal diese Belohnung den Leverkusener Lucio auch noch leicht aus der Fassung bringen könnte. Denn Osbourne führt mit seiner Familie im Musiksender MTV nicht nur ein Leben an den Grenzen der Debilität vor, er war früher auch mal Sänger der Band Black Sabbath. Diese war nach einem Horrorfilm mit Boris Karloff benannt worden und sang düsteres Zeug von Tod und Teufel. „Wir wollen nur deine Seele“, hieß es etwa in einem Song, und das liegt nun überhaupt nicht auf Lucios Linie.


    Schließlich liebt Lucio („Ich höre lieber Kirchenmusik“) Jesus und der bekanntlich uns. Das jedenfalls stand auf dem ärmellosen Shirt, das der Brasilianer unter dem Trikot trug und gleich drei Mal vorzeigen durfte. Bei seinen beiden Treffern gegen Arminia Bielefeld und nach dem Abpfiff, als der wichtige 3:1-Sieg von Bayer Leverkusen feststand. Lucio durfte wirklich das Gefühl haben, bei seinem dritten Spiel nach fünfmonatiger Verletzungspause alle Mächte des Himmels auf seiner Seite gehabt zu haben. Zuerst schickten sie ihm noch eine Prüfung, als er einen Elfmeter und die Führung der Gäste verschuldete (34.). Doch nur vier Minuten später drosch er einen Freistoß zum Ausgleich ins Bielefelder Tor. Damit nicht genug, rannte er bei einem seiner wilden Galopps in den Angriff den Bielefelder Kauf um und bekam dafür zu Unrecht einen Freistoß zugesprochen – den er ebenfalls ins Tor schoss. Bielefelds Keeper Hain wollte den Lucio-Tag nicht stören und ließ den Schuss über die Hand springen.


    „Jeder hat gesehen, warum er Weltmeister ist“, sagte Leverkusens Trainer Thomas Hörster über Lucio. Vielleicht wird der religiöse Verteidiger in der Schlussphase der Saison nun gar zum Fels, auf den Bayer seine Rettung gründen kann. Doch nicht nur Lucio allein hinterließ einen guten Eindruck. Spielerisch verlor sich Bayer zwar oft im Bielefelder Abwehrgestrüpp, aber kämpferisch überzeugte die Mannschaft wie schon in Mönchengladbach. „Wir haben die Wende gepackt“, zeigte sich Hörster überzeugt, „wenn das Team unter diesem extremen Druck so arbeitet, lässt das für die Zukunft hoffen.“


    Der Coach hatte offensichtlich ein eigenwilliges Messgerät zur Ermittlung von Druck im Abstiegskampf zur Hand. Jedenfalls kam er zu dem Schluss: „Der Druck kann nicht mehr zunehmen.“ Nun hat Leverkusen zwar nur noch einen Punkt Rückstand auf einen rettenden Platz, muss aber am kommenden Samstag beim heimstarken Hamburger SV antreten. Dann geht es gegen München 1860, am letzten Spieltag zum 1.FC Nürnberg und Hörster wird vielleicht noch ungeahnte Druckwerte ermitteln.


    Seinem Kollegen Benno Möhlmann jedenfalls schwante, dass es auch in Bielefeld so kommen könnte. Arminia hat momentan nur zwei Punkte mehr als Leverkusen, „und ich fürchte, dass es am letzten Spieltag das von mir vorausgesagte Endspiel gegen Hannover 96 geben wird“, sagte Möhlmann. Mit dem Remis gegen Cottbus und der Niederlage in Leverkusen hat Bielefeld aus Sicht des Trainers jedenfalls „zwei Matchbälle“ vergeben. Der nächste liegt am kommenden Sonntag gegen den VfL Bochum bereit, wo allerdings der eifrige Rüdiger Kauf und Ansgar Brinkmann wegen Sperren ausfallen werden. Brinkmann sah die Gelb-Rote Karte, als er Ojigwe in der gegnerischen Hälfte am Trikot festhielt. Geistesfern versuchte er das als angemessene Härte zu deuten: „Das ist halt Abstiegskampf.“ Er gab jedoch auch zu, vergessen zu haben, dass er schon in der ersten Halbzeit eine Gelbe Karte gesehen hatte. Nun gut, seitdem war ja auch schon eine Dreiviertelstunde vergangen.


    Man hätte gerne gewusst, was zu all dem Reiner Calmund gesagt hätte, der Ende vergangener Woche immerhin Adolf Hitler aus dem Feld schlagen konnte. Bei der Wahl zum „Liebling des Monats“ in der Harald-Schmidt-Show war der Bayer-Manager trotz Hitler auf den ersten Platz gewählt worden. Doch Calmund hat sich ein Schweigegelübde auferlegt und spricht nur noch donnerstags bei den offiziellen Pressekonferenzen zu den Menschen. Am Sonntag vermochte er nicht einmal mehr das Spiel unter Menschen zu schauen („Ich leide wie ein Hund“), nach dem 2:1 von Lucio verschwand er und sah sich den Rest im Fernsehen zuende an. Bei so viel Leiden sollte sich Calmund zum Stressabbau vielleicht einfach mal Lucios CD von Ozzy Osbourne ausleihen – und ganz laut abspielen.


    Christoph Biermann
    http://www.sueddeutsche.de

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