Presse HSV - Arminia

  • Hamburger Abendblatt 


    HSV-Notizen 


    Sitzung: Der Aufsichtsrat diskutierte gestern mit dem Vorstand einen Entwurf, wie das HSV-Museum aussehen könnte. Das rund 750 000 Euro teure Projekt auf rund 400 Quadratmetern soll im Bereich der Nordtribüne (über der Raute) entstehen.


    Aktion: Kapitän Nico Jan Hoogma sowie Erik Meijer stehen heute um 12.30 Uhr in der McDonalds-Filiale an der Langenhorner Chaussee als Burger-Brater in der Küche.


    Verletzt: Nico Hoogma (Muskelverklebungen) brach gestern das Training ab. Sein Einsatz Sonnabend gegen Bielefeld ist wieder fraglich.


    http://www.abendblatt.de

  • HSV | 02.04.2003


    HSV in Position: Jara bläst zum Endspurt 
    JÖRN WOLF


    Das Fernduell mit Schalkes Wilmots scheut der Ösi nicht


    Die 1:2-Hinspielpleite auf der Bielefelder Alm hat Kurt Jara nicht vergessen. "Darüber wird in dieser Woche noch der eine oder andere Satz fallen." Außerdem bläst der Coach vor der Revanche gegen die Arminia zum Endspurt: "Bisher haben wir uns nur in Position gebracht - mehr nicht. Jetzt gilt es, das Ziel zu erreichen." Den UEFA-Cup-Platz.


    Von der Champions League will beim HSV im Moment niemand sprechen. "Klar wäre das ein Traum", sagt Jara. "Aber mir wäre es lieber, wenn wir in den nächsten beiden Heimspielen den Abstand auf den Sechsten ausbauen könnten." Als größten Konkurrenten um Platz fünf sieht Jara den FC Schalke 04 an. Die Pott-Truppe liegt nur einen Zähler hinter dem HSV. Schalkes neuer Coach Marc Wilmots wird nichts unversucht lassen. "Auf dem Platz war er der Inbegriff des Motivators, ein absoluter Heißmacher. Aber an der Linie muss er das erst noch beweisen. Da kann er nicht grätschen." Der alte Fuchs Jara scheut das Fernduell mit dem wilden Wilmots offensichtlich nicht.


    Muss er auch nicht. Gegenüber den Königsblauen ist der HSV ganz klar im Vorteil. Von den ausstehenden acht Spielen finden fünf in der AOL Arena statt. Außerdem kann Jara Woche für Woche auf seine Stammformation vertrauen, muss sein System nicht auf Grund von Verletzungen ständig ändern. Bei Schalke meldeten sich gerade die Leistungsträger Poulsen und Mpenza verletzt ab. Bis zum Ende der Saison ...


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    MEHDI MAHDAVIKIA | 02.04.2003


    Gegen Bielefeld sein 100. Ligaspiel 
    JÖRN WOLF


    Wenn er steilgeht, reißt es die Zuschauer in der AOL Arena von ihren Sitzen. Mehdi Mahdavikia spielt eine echte Hammer-Saison. In der kommenden Woche trifft sich sein Berater Reza Fazeli in Hamburg mit Dietmar Beiersdorfer. Der HSV ist stark daran interessiert, Mahdavikias Vertrag (läuft noch bis 2004) vorzeitig zu verlängern. Aber erst mal macht der Dribbel-Perser am Sonnabend gegen Arminia Bielefeld sein 100. Bundesligaspiel.


    Der 100-Spiele-Vergleich mit anderen Strategen der Liga zeigt Mahdavikias Extraklasse. In seinen bislang 99 Partien bereitete Mehdi 36 Tore vor. Mario Basler legte in seinen ersten 100 Spielen zu 33 Treffern auf, Mehmet Scholl (im Bayern-Trikot) zu 32, Zé Roberto zu 30, Stefan Effenberg nach seiner Italien-Rückkehr zu 28.


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    HSV-GEGNER | 01.04.2003


    »Ich bin nicht auf der Welt, um Salat zu fressen« 
    JÖRN WOLF


    Die MOPO sprach mit Ansgar Brinkmann vom Bundesligisten Arminia Bielefeld

    Ansgar Brinkmann hat immer etwas zu sagen. Und selten nimmt er dabei ein Blatt vor den Mund. Eine Eigenschaft, die ihm das Image des herrlich bekloppten "Bad Boys" eingebracht hat. Am Sonnabend kommt der "weiße Brasilianer" mit Arminia Bielefeld zum HSV. MOPO-Redakteur Jörn Wolf traf ihn schon vorher zum Wortgefecht.


    MOPO: Sie stürmen über Arminias rechte Seite. Da wird sich Ihnen Bernd Hollerbach in den Weg stellen.


    Brinkmann: Wir beide kennen uns schon ewig. Er hat mal behauptet, dass entweder der Ball oder der Gegner an ihm vorbeikommt - aber niemals beides. Ich werde ihm zeigen, wie das funktioniert. Aber ich habe großen Respekt vor Holler. Er hat die harte Schule des Fußballs durchlebt, alles aus sich herausgeholt.


    MOPO: Die kleine Arminia wird den HSV auf dem Weg nach Europa kaum stoppen können.


    Brinkmann: Das wird sich noch zeigen. Wir wollen mindestens einen Punkt. Mit Spielern wie Barbarez oder Cardoso und solchen Strukturen muss man aber unbedingt ins internationale Geschäft. In Hamburg gibt es doch alles. In Bielefeld trainieren wir auf einem Acker. Irgendwann schließt uns das Gesundheitsamt noch die sanitären Anlagen.


    MOPO: Dann wechseln Sie doch zu den Bayern?


    Brinkmann: Die Experten sind sich einig, dass ich da locker mithalten könnte. Paul Breitner stellt sich den Wecker, um mich spielen zu sehen. Das hat doch Gesicht. Es kommt ja nicht von ungefähr, dass man mich den weißen Brasilianer nennt.


    MOPO: Für diesen Status sind Ihre paar Bundesliga-Spiele aber ziemlich wenig.


    Brinkmann: Moment mal. Ich habe 370 Zweitliga-Spiele auf dem Buckel. Fast alle Vereine, für die ich gespielt habe, wollten mich zurück holen. Ich war immer einer, der aus einem 0:1 noch ein 2:1 machen konnte. Ich führe da immer einen schönen Vergleich an: Es gibt 5000 Leute, die ein Klavier tragen können, nur einer kann darauf spielen. Aber ich habe früher viele Fehler gemacht.


    MOPO: Welche denn?


    Brinkmann: Ich habe mit Kritik oft nicht hinterm Berg gehalten, bin dabei auch nicht sachlich geblieben. In Mainz bin ich mal mit einem Stirnband in die Vorstandsitzung gelaufen und habe meine Mission beim FSV für beendet erklärt. Dann habe ich bei Herzlake zugesagt und in Münster unterschrieben.


    MOPO: Nicht gerade diszipliniert.


    Brinkmann: Ich bin ja nicht auf der Welt, um 70 Jahre Salat zu fressen. Man kann nicht immer nur bei Grün über die Ampel gehen. Es ist nicht meine Mentalität anderen zu schaden. Aber es ist meine Mentalität, nicht einfach zu sein. Ich bin kein Engel und werde es nie sein. Mit Münster bin ich gegen Erkenschwick mal besoffen aufgelaufen und habe das 1:1 gemacht. Mein Talent hat mich oft gerettet.


    MOPO: Jetzt haben Sie aber gewaltig Werbung für Ihr Image gemacht.


    Brinkmann: Meine Freunde sagen immer: `Ansgar, dich gibt es zwei Mal.' Wenn man mich kennen lernt, kommen viele zu dem Schluss, dass das von den Medien skizzierte Bild nicht passt. Ich habe noch nie jemandem auf die Fresse gehauen, auch wenn ich dafür verurteilt wurde. Das ist der Preis, den ich zahlen muss, weil ich in der Öffentlichkeit stehe. Die Presse macht auch vor Boris Becker keinen Halt. Warum also vor einem kleinen Licht wie mir? Aber wenn ich für Sachen meinen Kopf hinhalten muss, die nicht stimmen, tut das ganz schön weh.


    MOPO: Wie kennen Sie denn Ihre Freunde, wie ist denn der andere Ansgar?


    Brinkmann: Ich bin jemand, der in dieser Welt einfach mal stehen bleibt, einen Moment inne hält. Bei allen Informationen, die einen tagtäglich überfluten, habe ich immer meine eigene Meinung behalten. Ich glaube zu wissen, was in dieser Welt wirklich wichtig ist.


    MOPO: Was ist wirklich wichtig?


    Brinkmann: Anderen zu helfen, wenn man die Möglichkeit dazu hat. Ich unterstütze die Aktion `Kindertraum', hole Kinder aus Minengebieten, habe auch schon selbst Klamotten nach Sarajevo gefahren. Das steht aber nie in der Zeitung.


    MOPO: Jetzt ja. Möchten Sie selbst Kinder haben?


    Brinkmann: Unbedingt. Familie macht Sinn. Sie ist wichtig für die soziale Entwicklung. Ich habe sechs Geschwister. Wir mussten uns eine Tafel Schokolade teilen. Wenn du als Einzelkind eine Tafel Schokolade hast, wirst du nur dick.


    MOPO: Oliver Kahn hatte auch mal Lust auf Familie ...


    Brinkmann: Bei einem Kollegen, den ich so schätze, nehme ich keine Ferndiagnose vor. 70% der geschlossenen Ehen werden heutzutage wieder geschieden. Ich habe manchmal das Gefühl, dass Kahn für alle bösen Ehemänner den Kopf hinhalten muss.


    MOPO: Ottmar Hitzfeld probiert jetzt, auf ihn einzuwirken. Ist das seine Aufgabe?


    Brinkmann: Als Trainer musst du viel mehr im menschlichen Bereich aktiv sein. Die tägliche Arbeit auf dem Platz können auch die zahlreichen Assistenten machen. Ich könnte mir jedenfalls auch vorstellen, nach meiner Karriere ins Trainergeschäft einzusteigen.


    MOPO: 37 Trainer in Ihrer Laufbahn werden Ihnen ja einiges mit auf den Weg gegeben haben.


    Brinkmann: Bis auf Winfried Schäfer. Bei dem habe ich mich bei TeBe Berlin mal selbst eingewechselt: "Herr Auszubildener an der Linie, es wird höchste Zeit für mich." Und schon war ich drin. Am meisten habe ich von Horst Ehrmanntraut und Jörg Berger profitiert.


    MOPO: Wie lange müssen Sie noch spielen, um ausgesorgt zu haben?


    Brinkmann: So lange kann ich nicht mehr spielen. Wenn Geld bei mir an erster Stelle stehen würde, hätte ich mich oft anders verhalten. Aber den Spaß, den ich beim Fußball hatte, ist unbezahlbar.


    Ansgar Brinkmann und MOPO-Reporter Jörn Wolf trafen sich zum Gespräch in Bielefeld. Und Brinkmann trank wirklich nur Apfelschorle.


    Der Ball ist sein Freund. Paul Breitner stellt sich sogar den Wecker, um Brinkmann spielen zu sehen. "Wenn ich nochmal 18 wäre, würde ich bei den Bayern anfangen und die Schnauze halten", behauptet der Armine.


    "Boxen ist der fairste Sport", sagt Ansgar Brinkmann. Die Handschuhe hat er aber nur zum Spaß übergezogen. Er will noch nie jemanden geschlagen haben.
    http://www.mopo.de

  • Zitat

    Original von heinm
    Kapitän Nico Jan Hoogma sowie Erik Meijer stehen heute um 12.30 Uhr in der McDonalds-Filiale an der Langenhorner Chaussee als Burger-Brater in der Küche.


    Na, wenn die sonst nichts besseres zu tun haben?! :D


    Ist aber auch eine interessante Art der Vorbereitung auf ein Bundesliga-Spiel. Wieviele Burger die beiden wohl dafür fressen dürfen...? :)


    Mal sehen, ob die HSV-Spieler am Samstag allesamt mit burger-induzierter Kampfplauze auf dem Platz stehen. Das würde unsere Chancen sicherlich verbessern! :P


    Ciao, Toto

    Zweite Liga, wir kommen!


    "Vielleicht wäre das Spiel anders ausgegangen,
    wenn wir vorne ein Tor geschossen hätten."
    [Manuel Neuer nach dem 0:0 der U-21 gegen Spanien]


    "Wenn man sich mit dem Ball bewegt, ist das das eine,
    wenn man sich ohne Ball bewegt, ist das das andere."
    [Jürgen Klinsmann, zum damaligen Zeitpunkt Bundestrainer]

  • Heinz läuft vor der Rückkehr zum HSV seiner Form hinterher 


    Hier ein schöner Pass zum Mitspieler, da ein gekonntes Dribbling. Manchmal blitzt es auf, das Potenzial von Marek Heinz. Häufiger aber ist der Neu-Armine im entscheidenden Moment einen Schritt zu spät oder wirkt gehemmt, als habe er vor Betreten des Fußballplatzes einen Rucksack voller Steine geschultert.
    Steine sind es nicht, die Marek Heinz bedrücken. Eher der eigene Anspruch, endlich wieder bessere Leistungen zu bringen: „Ich bin im Moment nicht in der Lage zu zeigen, was ich wirklich drauf habe.“ Unzufrieden sei er mit seiner Situation. „Ich muss lockerer werden.


    Es liegt irgendwie an mir“, grübelt der Tscheche. Körperliche Gründe für sein Formtief schließt der 25-Jährige aus. Er fühle sich wieder fit. Die Luftröhrenentzündung, die ihn zu einer anderthalbwöchigen Pause zwang, ist längst überwunden. „Ich denke zu viel und will einfach zu viel“, vermutet er als Ursache dafür, dass er während seiner bisherigen Auftritte für Arminia Bielefeld seinem Ruf als talentierter Kicker noch nicht gerecht werden konnte.


    Benno Möhlmann glaubt an die Qualitäten des Ex-Hamburgers. „Marek ist von Haus aus ein guter Fußballer, aber er muss mehr zeigen. Er sollte sich mehr auf seine Arbeit konzentrieren, anstatt sich viele Gedanken zu machen. Dann kommt alles von allein.“ Bis zum Spiel bei seinem Ex-Klub HSV am Samstag wird Marek Heinz wohl noch keine Wende zum Positiven einleiten können. Ein Platz in der Startelf scheint nach bisher sieben eher schwächeren Einsätzen für Arminia unwahrscheinlich.


    Heinz wird es verschmerzen können. „Es ist für mich ein Spiel wie jedes andere“, sagt der Neu-Bielefelder, den nur noch seine Familie mit Hamburg verbindet. Seine Frau und die beiden Töchter Sarah (drei Jahre) und Isabell (vier Monate) leben noch in der Hansestadt, und Heinz „vermisst sie sehr. Es ist hart, meine Familie nur einmal in der Woche zu sehen.“


    Holt Arminia in den kommenden Wochen die nötigen Punkte für den Klassenerhalt, soll die Familie nachkommen. Laut Vertrag bleibt Heinz dann bis 2005 beim DSC, der dafür rund 500.000 Euro an die Hanseaten überweist.


    Damit beschäftigt sich Benno Möhlmann dieser Tage nicht. „Ich mache mir keinen Kopf wegen Heinz. Wir haben eine gute Mannschaft, und er ist dabei. Wenn er bleibt, macht er die nächste Vorbereitung mit und kann zeigen, wie gut er ist“, sagt der Arminen-Trainer. So lange mag der Spieler nicht warten. „Alles beginnt im Training, da versuche ich mich anzubieten“, will Heinz im entscheidenden Moment nicht zu spät sein.


    Hallo Moderator!
    [B]Bitte verschieben in Presse HSV-DSC!!Hab den Artikel falsch gepostet!
    [/B]

  • HSV | 03.04.2003


    Das Zittern um Nico Hoogma 
    JÖRN WOLF


    Montag hatte er voll mit der Mannschaft trainiert, am Morgen danach aber wieder Schmerzen im lädierten Oberschenkel verspürt. Eine kleine Verklebung in der Muskulatur hatte sich gelöst. Jetzt zittert man beim HSV vor dem wichtigen Spiel gegen die Arminia um den Einsatz von Nico Hoogma. Gestern drehte der Kapitän in Ochsenzoll (gemeinsam mit dem ebenfalls verletzten Richard Kitzbichler) nur einige lockere Runden. "Die Chancen, dass er am Wochenende spielen kann, stehen bei 50 zu 50", sagt Kurt Jara.


    Sollte der Holländer nicht rechtzeitig fit werden, nimmt Ingo Hertzsch seine Position in der Innenverteidigung ein. Egal, wer aufläuft - Jara warnt vor den gefährlichen Bielefelder Stürmern: "Mit Wichniarek und Diabang haben die hervorragende Individualisten. Bei uns muss jetzt jeder über seine Grenzen gehen. Wehe, es schleicht sich Zufriedenheit ein."


    http://www.mopo.de

  • Zitat

    Original von heinm
    Montag hatte er voll mit der Mannschaft trainiert, am Morgen danach aber wieder Schmerzen im lädierten Oberschenkel verspürt. Eine kleine Verklebung in der Muskulatur hatte sich gelöst. Jetzt zittert man beim HSV vor dem wichtigen Spiel gegen die Arminia um den Einsatz von Nico Hoogma. Gestern drehte der Kapitän in Ochsenzoll (gemeinsam mit dem ebenfalls verletzten Richard Kitzbichler) nur einige lockere Runden. "Die Chancen, dass er am Wochenende spielen kann, stehen bei 50 zu 50", sagt Kurt Jara.


    Ich sag's doch: Die Burger waren schuld! :D

    Zweite Liga, wir kommen!


    "Vielleicht wäre das Spiel anders ausgegangen,
    wenn wir vorne ein Tor geschossen hätten."
    [Manuel Neuer nach dem 0:0 der U-21 gegen Spanien]


    "Wenn man sich mit dem Ball bewegt, ist das das eine,
    wenn man sich ohne Ball bewegt, ist das das andere."
    [Jürgen Klinsmann, zum damaligen Zeitpunkt Bundestrainer]

  • Bielefeld: Dem Techniker droht im Sommer die Rückkehr zum HSV - 03.04.2003 12:02


    Pendler Marek Heinz spielt um seine Zukunft

    Es sollte ein Neuanfang werden. Bislang hat sich für Marek Heinz seit seinem Wechsel vom HSV im Januar kaum etwas geändert. Kein Stammplatz, schwache Leistungen. "Nein, ich bin nicht zufrieden", gibt der Linksfüßer zu, dem zuletzt eine Entzündung der Luftröhre zu schaffen machte.


    Jetzt, rechtzeitig zur Partie bei seinem Ex-Klub, ist er wieder fit. "Ich freue mich auf dieses Spiel. Ich will einfach gut spielen, zeigen, was ich kann", sagt er. Allein, von Beginn an dürfen wird er nicht.


    Noch ist Heinz in Bielefeld nicht glücklich. Er lebt im Hotel, pendelt wöchentlich zu seiner Familie nach Hamburg. "Ich bin hier immer allein, das ist nicht gut."


    Besser stellt sich Arminias Lage dar. Doch "jede Mannschaft ab Platz acht kann Schwierigkeiten bekommen", warnt Heinz, dessen Zukunft mit der Arminias eng verknüpft ist. Bis Saisonende ist der 25-Jährige ausgeliehen. Erhält Arminia die Klasse, verlängert sich der Vertrag bis 2005. Steigt Bielefeld ab, muss Heinz bangen. Wegen der vorgeschriebenen Vertragsstabilität von mindestens zwölf Monaten darf er im Sommer zu keinem dritten Klub wechseln. Im Abstiegsfall hat Arminia zwar eine Option auf Heinz, wird diese aber wohl aus finanziellen Gründen (500 000 Euro Ablöse) nicht ziehen. So spielt der im Unfrieden mit HSV-Trainer Jara gegangene Heinz, der eher zu Selbstzweifeln als zu Selbstüberschätzung neigt, um seine Zukunft. Er steht besonders unter Druck. "Ich denke zu viel. Das ist das Problem." Nach Fehl-Aktionen "frage ich mich: Wie kann man das so machen?"


    Sein Trainer erwartet von ihm eine Steigerung: "Marek muss mehr zeigen." Momentan ist dies für den Techniker nicht einfach. "Wir haben eine Mannschaft, die funktioniert", so Benno Möhlmann. Zudem überzeugt Spielmacher-Konkurrent Fatmir Vata. Heinz gibt zu: "Die Mannschaft hat gut gespielt. Ich muss auf meine Chance warten." In der AOL-Arena wird er dabei besonders ungeduldig sein.


    Stephan von Nocks


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    Hamburg: Niederländer ist noch angeschlagen - 03.04.2003 12:04


    Kapitän Hoogma: "Natürlich stehen wir unter Druck"

    Am Anfang stand ein Kasten Bier. Zu nächtlicher Stunde, nach der Rückkehr von der Pleite in Bielefeld im Oktober 2002, setzten sich die Profis des Hamburger SV zusammen und sprachen sich aus. Eine von Kapitän Nico-Jan Hoogma initiierte Männerrunde, die den Ausgangspunkt für den Aufschwung bildete. "So eine Aktion ist jetzt nicht nötig", sagt der Spender der Runde nun vor der Revanche mit den Arminen aus Ostwestfalen. Eine erneute Aussprache selbst nach dem Rückschlag in Gladbach hält Hoogma nicht für angebracht. Begründung: "In unserer Elf stimmt es. Die Auswärtsniederlage wird uns nicht aus der Bahn werfen."


    Der Niederländer hält die Truppe für gerüstet für den Endspurt. Freut sich auf den Heimspiel-Doppelpack gegen Bielefeld und Dortmund: "Natürlich stehen wir unter Druck, doch dieser ist positiv. Ganz anders als in der Hinserie, als wir zu Hause immer siegen mussten, um nicht in den Abstiegsstrudel zu geraten."


    Das Phänomen HSV bleibt auch für den 34-Jährigen ein Rätsel. Die Tatsache, "dass wir auswärts ganz anders spielen als im eigenen Stadion". Woran es in Gladbach gelegen hat? Hoogmas Antwort: "Wir waren viel zu statisch, keine Bewegung, kein Biss." Dabei hatte Trainer Kurt Jara vorher die Elf bestens eingestimmt. Hoogmas Hoffnung: Obwohl er gegen die Ostwestfalen keinen Spaziergang erwartet, setzt er auf die imponierende Heimstärke - neun Siege, bei zwei Remis und einer Niederlage.


    Dass diese Bilanz verbessert wird, dazu will auch Hoogma beitragen. Obwohl sein Einsatz mit einem Fragezeichen versehen werden muss. Der Muskelfaserriss im rechten Oberschenkel, ein Andenken vom Bökelberg, macht zu schaffen. Am Dienstag brach der Oldtimer das Training ab. Gestern konnte er nur bedingt mitmachen. Doch Hoogma, der ansonsten von Ingo Hertzsch vertreten werden müsste, hofft: "Bis Samstag könnte es klappen."


    Hans-Günter Klemm


    http://www.kicker.de

  • HSV | 04.04.2003


    Kurzpässe 
    JÖRN WOLF


    Vereinsinfos kompakt


    - VOLLZUG: Sportchef Dietmar Beiersdorfer einigte sich gestern in der AOL Arena mit Rodolfo Cardoso endgültig auf eine Vertragsverlängerung. In den nächsten Tagen kann der Argentinier seinen Einjahresvertrag unterschreiben. Nach seiner Karriere steigt er beim HSV als Südamerika-Scout ein.


    - FRAGLICH: Erst heute entscheidet sich, ob Nico Hoogma (Zerrung) gegen Arminia Bielefeld auflaufen kann. Der Kapitän hatte gestern allerdings kein gutes Gefühl: "Das Risiko, dass etwas passiert, ist groß. Es geht nur, wenn ich hundertprozentig fit bin. Falscher Ehrgeiz ist nicht angebracht." Muss Hoogma passen, spielt Ingo Hertzsch.


    - VERBANNT: Christian Rahn und Kim Christensen wurden aus dem Bielefeld-Kader gestrichen, müssen mit den Amateuren bei Rot-Weiß Essen ran. Rahn trotzig: "Besser, ich spiele da 90 Minuten, als bei den Profis auf der Bank zu sitzen."


    - IMAGESCHADEN: Das 0:4 der österreichischen Nationalelf gegen Tschechien schmeckte Kurt Jara überhaupt nicht. "Ich bin enttäuscht, das macht unser Fußball-Image nicht besser."


    - TRAINING: Heute um 15.30 Uhr in der AOL Arena.


    http://www.mopo.de

  • Nur 45 Minuten Fußball Glück: Ein Eigentor sorgte für den mageren 1:0-Sieg gegen Arminia Bielefeld


    Von Dieter Matz, Marcus Scholz


    Hamburg - Schon vor dem Spiel waren sie alle Feuer und Flamme. Über 40 000 Fans wedelten mit ihren HSV-Hamburg-Fahnen und unterstützten damit die Olympia-Bewerbung der Hansestadt. Feuer und Flamme, dieses Motto hatte auch offensichtlich der mit drei Spitzen spielende HSV für sich übernommen, denn er bot gegen Arminia Bielefeld eine überaus engagierte, stürmische Anfangsphase. Allerdings dauerte dieser Zustand nur bis zum 1:0 in der neunten Minute.


    "Von nun an gings bergab", sang einst Hildegard Knef. Obwohl HSV-Trainer Kurt Jara später sogar eine gute erste Halbzeit von seiner Mannschaft gesehen haben wollte: "Bis zu diesem Tag habe ich nicht gewusst, dass man ein Spiel auch mit nur 45 Minuten gewinnen kann. Die ersten 40 bis 45 Minuten waren okay, aber nach der Pause haben wir aufgehört, Fußball zu spielen."


    So spielt eine Spitzenmannschaft. Man spielt schlecht, aber man gewinnt. Passend zu diesem Kick der Siegtreffer: ein Eigentor. Naohiro Takahara schlug den Ball von der Torauslinie flach zur Mitte, und bevor Bernardo Romeo an die Kugel kam, schoss ihn Bielefelds Kapitän Reinhardt seinem neben dem Tor sitzenden Torwart Hain an den Kopf - Tor. Welch ein Glück!


    "Wenn wir noch das 1:1 gefangen hätten, dann hätten wir wieder, wie schon zwei Mal in dieser Saison, wie behämmert da gestanden", sagte Jara. Weil der HSV nicht mehr nach vorne spielte, weil dem HSV (hinter dem FC Bayern, 36 Punkte, die zweitbeste Heimmannschaft, 32) die Ideen ausgingen, weil der HSV nicht mehr aus der Abwehr heraus kam, weil sich der HSV viele Fehl- und Rückpässe erlaubte, und weil nicht alle im Vollbesitz ihrer Kräfte schienen. Es gab Konzentrationsschwächen, zudem war die Laufbereitschaft gleich bei einigen HSV-Profis mangelhaft.


    Während Kurt Jara seine Elf immer wieder wild mit den Armen in der Luft fuchtelnd nach vorne treiben wollte (vergeblich), skandierten die Nordtribünen-Fans lauthals: "Wir woll'n euch kämpfen seh'n . . ." Der Rest hätte sich wahrscheinlich eher ein wenig Fußball gewünscht, hielt sich aber in Sachen Missfallenskundgebungen hanseatisch vornehm zurück. Dabei bot besonders die niveaulose zweite Halbzeit Fußball zum Abgewöhnen.


    Geradezu charakteristisch dann noch die Szene des Tages, von der nicht nur die Hamburger noch in Jahrzehnten sprechen werden: Takahara, der äußerst agil und gut gespielt hatte, lief in der 90. Minute von der Mittellinie los, ließ Torwart Hain hinter sich, lief mit dem Ball auf das leere Bielefelder Tor zu - und brachte das Kunststück fertig, mit links aus 14 Metern daneben zu zirkeln. Unfassbar! Zur Erinnerung: 7,32 m breit, 2,44 m hoch ist ein Tor. Auch in Japan.


    "Wenn man siegt, kann man das schnell abhaken", befand Jara nachsichtig und dachte an das nächste Spiel: Dortmund kommt. Jara: "Sollten wir gewinnen, setzen wir uns neue Ziele." Champions League statt UEFA-Cup.


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    "Mein erstes Kopfballtor" 


    Mathias Hain (Keeper Bielefeld): "Das war mein erstes Kopfballtor, darauf bin ich stolz . . . "


    Naohiro Takahara (HSV): "Ich bin schon einige Male allein auf das Tor zugelaufen, aber vorbeigeschossen habe ich noch nie. Das 1:0 wird wohl als Eigentor gewertet, aber ohne meinen Schuss wäre es wohl nicht zum Tor gekommen."


    Dietmar Beiersdorfer (Sportchef HSV): "Wir waren in der zweiten Halbzeit zu nachlässig, hätten dominieren müssen - zumal Bielefeld nicht stark war. Gegen andere Mannschaften hätten wir wohl noch das 1:1 gefangen."


    Kurt Jara (Trainer HSV): "Wir hatten fünf, sechs Spieler bei ihren Nationalteams, das war schon ein Vorgeschmack auf den Europapokal in der nächsten Saison. Da sieht man, dass man einen dementsprechenden Kader braucht. Und zu Ingo Hertzsch: Ich habe nie gesagt: Schlicke oder Hertzsch, sondern Schlicke, Hertzsch, Ujfalusi und Hoogma."


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    Ujfalusi, der Stabilisator 
    Pieckenhagen: Souverän, gut. Wie immer.


    Fukal: Stand absolut sicher.


    Hertzsch: Eine Stütze. Im Abspiel zwar nicht immer glücklich, aber im Defensivverhalten eine Bank.


    Ujfalusi: Der Stabilisator. Gab sich keine Blöße, stand immer dort (oder tauchte dort auf), wo Gefahr im Verzuge war.


    Hollerbach: Früh angeschlagen (Rückenprellung, einige Tage Trainingspause), trotz allem hatte er die linke Seite im Griff.


    Maltritz: Begann gut, stopfte im Mittelfeld viele Löcher - aber er ließ bald stetig nach.


    Barbarez: Waren es die beiden Länderspiele, oder was? Wirkte kraftlos. Nur ein Geniestreich (Vorlage zum 1:0), das war es dann auch. Viel Standfußball.


    Cardoso: Sehr gute erste Halbzeit, dann aber war Schluss.


    Mahdavikia: Solide Partie.


    Romeo: Kaum zu sehen.


    Takahara: Ganz hervorragend. Bis auf seine vergebene Chance.


    Jacobsen: Absolut zuverlässig.


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  • HSV | 07.04.2003


    Volle Fahrt in Richtung Champions League 
    JÖRN WOLF, SIMON BRAASCH


    1:0 - nun spricht auch Jara von der Königsklasse. Gigantische Chance am Sonnabend gegen den BVB


    Natürlich jubelten sie. Voller Inbrunst. Enthusiastisch. Euphorisiert bis zum Geht- nichtmehr. Was so ein nacktes Ergebnis doch bewirken kann. Man stelle sich nur vor, der HSV wäre durch dieses 1:0 gegen Bielefeld nicht etwa auf Rang vier, sondern auf Platz elf der Tabelle vorgerückt. Die 46160 Fans hätten ihre Mannschaft trotz des Sieges mit gellenden Pfiffen aus der AOL Arena gejagt. Doch die neue Droge pushte sie alle. Champions League ¼!


    Seit Sonnabendnachmittag, 17.19 Uhr, schlagen die Uhren in Hamburg anders. Bislang war die Qualifikation für den UEFA-Cup das erklärte Ziel. Doch am kommenden Wochenende bietet sich dem HSV eine gigantische Chance. Ein Erfolg im Heimspiel gegen Meister Dortmund - und die Königsklasse wäre nur noch einen Punkt entfernt.


    Schluss mit dem Understatement. Das meint auch Kurt Jara. "Wir haben jetzt gegen Dortmund die Chance, ganz nah ranzukommen", erklärte der Trainer. Und, etwas konkreter: "Sollten wir gewinnen, sind wir für andere Ziele zu haben."


    Ein Signal, dass seine Profis verstanden. Jara sprach aus, was innerhalb der Mannschaft längst zum Thema geworden ist. Die Champions League. Das Maß aller Dinge. "Selbstverständlich dürfen wir jetzt davon träumen", behauptet Sergej Barbarez. "Wir haben ein weiteres Heimspiel vor der Brust. Warum sollten wir bei unserer großartigen Bilanz vor Dortmund Angst haben?"


    Allerdings: Eine solch missratene zweite Hälfte wie gegen die Arminia darf sich der HSV nicht erlauben. "Das war nicht zu akzeptieren", polterte Jara. "Darüber wird sicher noch gesprochen", ergänzte Dietmar Beiersdorfer. Völlig unverständlich, dass der HSV nach einem guten ersten Durchgang - der seine Krönung in der Eigentorproduktion der Bielefelder Bastian Reinhardt und Matthias Hain fand (9.) - total den Faden verlor. "Nach der Pause haben wir aufgehört Fußball zu spielen", gab Jara zu verstehen. "Das erinnerte stark an die Spiele gegen Bochum und Cottbus", so Beiersdorfer. Mit dem Unterschied, dass das böse Erwachen in Form des späten Ausgleichs diesmal am HSV vorbei ging. "Wir haben gewonnen, Deckel drauf, fertig", meint Beiersdorfer deshalb. "Ab sofort gilt die volle Konzentration Dortmund." Und der Champions League.


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    APPLAUS ODER PFIFFE?


    Pieckenhagen
    Bis auf seine Abschläge - sie sind ihm aufgrund seines von Schaumfängern überfluteten Strafraumes verziehen - eine Bank. Note 3


    Fukal
    Machte seine Seite dicht. Wenns ihm langweilig wurde, versuchte er sich vergeblich als Torjäger. Note 3


    Hertzsch
    Ließ hinten nichts anbrennen. Das Aufbauspiel überlässt er mittlerweile anderen. Note 3


    Ujfalusi
    Nicht so frisch wie sonst. Aber trotzdem ohne Probleme. Note 3,5


    Hollerbach
    Von Diabang war nichts zu sehen. Musste dann verletzt raus. Note 3,5


    Maltritz
    Steht vor einer großen Drecksarbeiterkarriere. Vielleicht bald bei Rudi. Note 3


    Mahdavikia
    Mr. Effektiv blieb im 100. Bundesligaspiel ohne Vorlage. Machte aber Alarm. Note 3


    Cardoso
    Seine Standards gingen in die Hose. Aus dem Spiel heraus wieder mit deutlichem Aufwärtstrend. Note 3


    Barbarez
    Fast hätte es mit dem 6. Saisontor geklappt - aber Takahara stand im Weg. Note 3,5


    Romeo
    Nur Tore bringen ihn in die Nationalmannschaft. Note 4


    Takahara
    Sein Fehlschuss sichert ihm auf ewig einen Platz im Kuriositätenkabinett. Note 3


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    NAOHIRO TAKAHARA | 07.04.2003


    Jetzt kennt ihn die ganze Welt 
    JÖRN WOLF und SIMON BRAASCH


    Takas Fehlschuss geht in die Geschichte ein

    Es war die Frank-Mill-Gedächtnisszene: Eine Minute vor Schluss stürmt Naohiro Takahara an Bielefelds Keeper Hain vorbei, läuft mit dem Ball aufs leere Tor zu. Die HSV-Fans springen auf und bejubeln die Entscheidung. Aber der Sushi-Bomber setzt die Kugel mit dem Schienbein aus acht Metern daneben. Unglaublich, nicht zu fassen - den hätte jede Mutter auf der ganzen Welt gemacht.


    "So was ist mir noch nie passiert", entschuldigte sich der ansonsten starke Takahara. Etwas überraschend durfte er für Collin Benjamin in die Startelf - Kurt Jara wollte offensiver spielen lassen. "Gut, dass wir trotz der Szene gewonnen haben", so Taka. "Sonst hätte ich wochenlang Albträume gehabt." Und den Ruf des Mega-Trottels. Sein Trainer nimmts locker: "Mit dieser Aktion ist er auf einen Schlag noch bekannter geworden", flachste Jara. Takahara - jetzt kennt ihn wohl die ganze Welt.


    Diese Bilder braucht sich Naohiro Takahara nicht auszuschneiden. Sie werden ihn sein ganzes Leben lang verfolgen. Ab sofort kann er vor dieser Szene nicht mehr sicher sein. Auch im entferntesten Winkel dieser Erde nicht. Er wird es mit Humor nehmen.


    http://www.mopo.de

  • Dieser Artikel hat zwar nur in einem Absatz mit dem Spiel HSV-Arminia zu tun, ich finde ihn aber trotzdem sehr hübsch... :lol:


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    Futter für die Künstler


    Die Frage, ob Fußballprofis Künstler sind, ist ja schon oft gestellt worden. Ganz ernsthaft. So wurde diskutiert, ob es sich beim kickenden Personal um (nur etwas besser entlohnte) Angestellte im gewerkschaftlichen Sinne handelt oder um lauter umsatzstarke Ich-AGs, die dann dem Bereich der freien Kulturschaffenden zuzuordnen wären. Man hat Letzteres schließlich verworfen, wofür es gute Gründe gab – auf dem Rasen wie außerhalb. Dieses Bundesliga-Wochenende allerdings könnte zu einer neuen Nachdenklichkeit führen. So vielfältig war das Angebot an Szenen, die der schon beendet gewähnten Diskussion neues Futter geben werden.


    Zu klären ist beispielsweise, ob es eine Kunst war, was der Japaner Naohiro Takahara in der 89. Minute des Spiels Hamburg gegen Bielefeld (1:0) vorführte. Entwischte mit dem Ball dem weit herausgeeilten Torwart Hain; lief schneller als alle Bielefelder Abwehrspieler – bis das leere und wie stets 7, 32 Meter breite Tor vor ihm auftauchte. Dann schob der HSV-Stürmer die Kugel so filigran daran vorbei, dass verzweifelt gerätselt wurde: Wie hat er das bloß hingekriegt? Kein Zweifel, Takahara hat etwas geschafft, für das Normalsterbliche keine Erklärung finden, die ja auch manchem Gemälde großer Meister voller Staunen und Unverständnis gegenüber stehen. Sein mißglücktes Solo hebt ihn zumindest auf eine Stufe mit Frank Mill von Borussia Dortmund, der ein ähnliches Kunststück anno ’89 gar mit einem Pfostentreffer krönte und den Beweis erbrachte, dass auch nicht erzielte Tore Profis in den Rang der Legende erheben können – Mill ist längst pensioniert.


    Unerklärlich und geheimnisvoll blieb der bizarre Kampf mit der kurzen Distanz diesmal auch bei den Kollegen Vriesde (Bochum, aus eineinhalb Metern am Tor vorbei), Alves (Berlin, Billardschuss von einem zum anderen Pfosten) und Agali (Schalke, zielte aus fünf Metern zweimal magisch auf Nürnbergs Torwart Kampa). Wie gesagt, unerklärlich und so unverzichtbar für das Gesamtkunstwerk Fußball wie die wunderschöne Bogenlampe, mit der Fabian Ernst Bremens 2:1-Sieg in Dortmund besiegelte – aus 50 Metern. Sollte die Diskussion neu aufleben: Wir plädieren für Künstler. Nicht nur bei Ernst.


    Jörg Marwedel


    http://www.sueddeutsche.de

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