Ex-Manager Rüdiger Lamm

  • Und Clubs wie Mainz oder Freiburg sind auf ihrem Weg nach Oben nie ein Risiko eingegangen? Das möchte ich stark bezweifeln. Denn ohne Risiko gibt es auch keinen Erfolg.
    Und wie bereits erwähnt, hat Lamm es dann halt zum Schluss überzogen. Ändert aber nichts daran, dass er uns überhaupt erst wieder wach geküsst hat.
    Vereine wie Freiburg und Mainz kann man sich natürlich als Vorbild nehmen, deren Werdegang mit unserem zu vergleichen passt aber nicht. Die beiden waren bis Anfang der 90er zwei No-Name-Clubs, die bis dahin ein wenig 2.Liga gespielt hatten. Die hatten da so viele Zuschauer wie wir in der Oberliga! Sie hatten Zeit sich und ihre Umfelder in Ruhe zu entwickeln, die hatten wir nicht. So mussten sich auch nicht ad hoc ein Stadion neu-/umbauen, sondern konnten erstmal das Geld dafür verdienen. Ein Vorteil, von dem sie bis heute profitieren.
    Diese Zeit hatten wir nicht und wenn man in so einer Situation dann kein Risiko eingeht, dann kommt man auch nicht mehr hoch. Man muss dann nur den richtigen Mittelweg finden.
    Ich würde Lamm und Kentsch auch nie in einen Topf werfen. Der eine hatte eine - vielleicht etwas zu große - Vision, der andere nur seinen eigenen Vorteil im Kopf.

  • Tja, ohne Lamms Visionen wäre damals wohl RW Essen an unserer Stelle Meister der Regionalliga W-SW geworden und sie hätten möglicherweise unsere Stelle in bundesdeutschen Fussball eingenommen und wir hätten möglicherweise ihren Platz im Niemandsland bekommen - irgendwie eine irre Vorstellung :pillepalle: :lol:


    Ich denke beide Aussagen zu Lamm sind richtig. Ohne ihn würden wir wohl jetzt zusammen mit Verl und Wiedenbrück in der Regionalliga, oder bestenfalls mit Prx. in der 3. Liga rumdümpeln und die Stadt hätte die Alm auf 10.000 Zuschauer ohne Flutlicht mit einer kleinen Haupttribüne im Bushaltestellenstyle zurückgebaut. Auf der anderen Seite zeigte Lamm am Ende den typischen Cäsarenwahn und Arminia wäre fast pleite gegangen. Damals hat man ihn noch gerade rechtzeitig abserviert bevor schlimmeres passiert wäre.

  • Ich würde Lamm und Kentsch auch nie in einen Topf werfen. Der eine hatte eine - vielleicht etwas zu große - Vision, der andere nur seinen eigenen Vorteil im Kopf.

    Das mag vielleicht für die Anfangszeit gelten, aber später hat "Mister 20%" wahrlich nicht nur für den Verein gewirtschaftet.

  • Ein Unterschied zwischen Kentsch und Lamm:
    - Lamm hat immer in Beine investiert. An der Infrastruktur hat er immer nur das Nötigste getan.
    - Kentsch hat mit dem Stadion in Steine investiert, an der Mannschaft hat er immer nur das Nötigste getan. Und manchmal nicht einmal das.


    Der Vergleich mit Freiburg und Mainz hinkt. Natürlich habe die dort großartige Arbeit vollbracht, aber für die ist es auch viel einfacher gewesen. Die hatten viel weniger Druck. Dort kannst du in aller Ruhe dein Ding als Manager/Trainer machen und selbst nach einem Abstieg ruft da keiner "Trainer raus", oder "Vorstand raus"! Die Fanszenen und Sponsoren bei diesen beiden Clubs sind völlig handzahm und so kannst du dort in aller Ruhe auch nach einem Mißerfolgsjahr einfach weiter machen. Bei uns steht das virtuelle Steinigungskommando spätestens im Februar bereit wenn es nicht läuft - aber das ist halt typisch Traditionsclub und gehört einfach dazu :D

  • Nana, Rüdi hat sehr wohl in Infrastruktur investiert und das nicht zu knapp. Das "L" wird im Sommer 20 Jahre alt. Ohne Stadionumbau in Rekordzeit hätten wir nicht 1. Liga spielen können/dürfen. Unvergessen auch die Vision von der neuen Alm am Bahnhof mit 50.000 Zuschauern :D


    Schuldentechnisch waren wir weit weit hinter dem zurück, was uns Kentsch hinterlassen hat.... Immerhin konnte Bruchhagen unmittelbar nach der Lamm-Zeit noch Ablösen zahlen, von denen Arminia heute nur träumen kann. Rüdi hat halt keine Abstiege eingeplant, das war natürlich nicht so schlau ^^


    Und ohne Rüdi hätten wir womöglich die gleichen Weg wie MS oder maximal OS eingeschlagen... Volles Risiko und jeder wusste es! Jeder wollte es!


    Allerdings hat er Arminia überschätzt. 1. Spieltag Buli nach 11 Jahren und Stadion nicht ausverkauft. Auch der Bedarf an VIP Logen war falsch berechnet. Vielleicht ging auch alles zu schnell mit innerhalb von knapp 2 Jahren Bayern München statt SpVgg Brakel als Gegner... für alle Beteiligten.
    Sehr sehr geile Zeit, war schon ok so :arminia:

  • Lamms desaströse (Hoch-Risiko)Finanzpolitik hat uns fast das Genick gebrochen. Genau wie die dilettantische Handlungsweise eines gewissen Herrn Kentsch. Für diese Fehler müssen wir jahrzehntelang büßen und die Schulden abbezahlen. Auch ein wichtiger Grund dafür, dass wir aktuell finanzielle Probleme haben eine gute Zweitligatruppe aufzubauen. Klar waren die Aufstiege unter Ernst damals geil, aber es steht in den Sternen, wie es gelaufen wäre, wenn alles in "gesitteten " Bahnen gelaufen wäre. Clubs wie Mainz oder andere existierten ja damals kaum auf der Fußballlandkarte. Ihre heutigen Erfolge haben sie dennoch mit seriöser und solider Arbeit geschafft.


    Inwieweit müssen wir denn für Lamms (angebliche) Fehler heute noch büßen?
    Lamm hat Kohle rangeschafft und in die Mannschaft gesteckt.
    Und zur damaligen Investition ins Stadion gab es überhaupt keine Alternative, die war mehr als überfällig.
    Ohne mich jetzt an die Zahlen zu erinnern und auch ohne danach zu googeln, denke ich nicht, dass wir für dafür heute noch bluten müssen.
    Denn der Umbau war im Vergleich zum "Kentsch'en Werk" ein Schnäppchen.
    Ohne Lamm jetzt hier adeln zu wollen, aber er hat zur damaligen Zeit sehr vieles richtig gemacht.
    Nichtsdestrotrotz war es schon richtig ihn dann noch rechtzeitig zu stoppen.

  • Ich weiß gar nicht was Ihr immer habt.
    Den Stadionumbau mussten wir doch eh manchen.
    Egal ob Lamm, Kentsch oder irgendein anderer.
    Ob es wirklich auch viel günstiger gegangen wäre ?
    Man sieht doch an anderen Großprojekten wie Heutzutage alles teurer wird während der Bauzeit.


    Die Schulden hätte man eh gehabt, der Fehler war der Abstieg, denn es wurde ja mit einem Dauerhaften verbleib in Liga 1 gerechnet.
    Jeder Ab und Aufstieg kostet nun mal und Schulden können ja auch nur den Spielbetrieb behindern wenn man sie zurückzahlt.
    Das ist aber bisher gar nicht passiert, mit den Einnahmen der jeweiligen Liga muss man eh immer auskommen und das war auch immer so.
    Auch ohne 25 Millionen Stadion Schulden würden wir keine Schulden für Spieler oder die Putzfrau machen.


    In Steine zu investieren ist doch Grundsätzlich nicht falsch.
    Habe ich auch gemacht und abgesehen davon, dass ich na klar jeden Monat zurückzahlen muss, bekomme ich auch kein Geld mehr für Strom oder Brötchen von der Bank.
    Man muss Haushalten mit dem was man hat an Einnahmen.


    Es gibt auch in der 3. Liga Vereine die da jahrelang sind und nicht Pleite gehen.
    Da kostet halt alles nicht so viel und aufsteigen ist da auch nicht angesagt und vorgesehen.

    Millionen verbraten, nichts dazugelernt.
    Neuanfang auf allen Ebenen in Liga 3

    Bis wir wieder aufsteigen in die 2. Liga, vergehen etliche Jahre.



  • Moment mal. Lamm hat damals in die Alm investiert, weil er mußte. Nicht weil er wollte. Sonst hätte es keine Lizenz gegeben. Und er hat nur das Nötigste getan. Nach dem L mußten sich die Spieler noch eine Saison in der Almhalle umziehen. Die Mannschaftsräume und der kleine Vipraum kamen erst nach dem Klassenerhalt in Liga 1. Vermutlich auch nur weil das eine Auflage war - schließlich konnte schon damals niemand von den Bayern- oder Dortmundstars verlangen sich in einer Schulumkleide umzuziehen :rolleyes:


    Wäre es noch irgendwie mit der alten Bretterbude gegangen, dann hätte Lamm - ich glaube es waren 9 Mio. € (17 Mio. DM) für das L - lieber in Beine investiert. Denn damals war er schon prozentual beteiligt und sein Gedankengang dürfte ungefähr so ausgesehen haben:
    Investitionen in Infrastruktur kurz halten -> mehr Investitionen in Spieler -> größerer sportlicher Erfolg -> mehr Fernsehgelder -> mehr Umsatz -> mehr für Rüdi. So hat der damals schon getickt. Und solange der Erfolg da war, hat da niemand dazwischen gefunkt. Als der Erfolg dann weg war, wurde offensichtlich, dass Lamms Geschäftsmodell von ständigem Wachstum lebte und alles vorm Zusammenbruch stand.


    Das 50.000 Stadion am Bahnhof war doch nur eine Vision von Lamm. Da war er wirklich seiner Zeit weit vorraus. Aber vermutlich hätte so ein Bau Arminia ruiniert und das Ding war nicht mehr als ein Marketinggag. Einfach um im Gespräch bleiben, den Sponsoren und Fans Dinge zum Träumen geben. Da war er sicherlich stark drin. Es gab wohl niemanden in den letzten 25 Jahren, der mehr Leute in kurzer Zeit so für Arminia begeistern konnte.


    Dass Heribert dann trotzdem Ablösen zahlen konnte, lag nicht daran, dass er irgendwelche Lammschen Geldspeicher im Keller vorfand. Sondern dass er seine Connections nach Hamburg spielen lies, wo es einen Kredit gab und wodurch wir uns etwas später an die Brust von Lagadere Sports (Sportfive) schmissen.


    Letztendlich hat Lamm in 2 Jahren den Durchmarsch von der 3. in die 1. Liga geschafft, wofür Freiburg und Mainz jeweils über 10 Jahre brauchten. Auf der anderen Seite wäre der Verein nach seinem Abgang fast pleite gegangen und man wäre fast wieder in der 3. Liga gelandet. Insofern sehe ich Lamm zwiegespalten. Ohne ihn wären wir jetzt nicht hier, aber mit ihm wäre es fast auch zu Ende gegangen. Aber eins kann man mit Sicherheit sagen, die Ära Lamm war eins der wichtigsten, aber auch eins der verrücktesten Kapitel bei Arminia :D

    Einmal editiert, zuletzt von SWB Zecke ()

  • Rüdiger Lamm hat uns 1994 von den Toten erweckt.
    Ohne seinen Einsatz und auch ohne das Risiko, welches er eingegangen ist, würden wir möglicherweise heute auf einem Level mit vielen anderen Traditionsclubs in der RL um die goldene Ananas spielen. Clubs, die genauso wie wir eigentlich Potenzial für mehr hätten.
    Lamms Fehler war, dass er nach 4 Jahren in denen er walten und schalten durfte, ein wenig dem Größenwahn verfallen ist und dann ein zu hohes Risiko gehen wollte. Es war keiner im Club, der ihn mal zwischendurch gebremst hätte. Schon gar nicht unser lascher Präsident.
    Für mich überwiegt aber aus oben genannten Grund das Positive bei Lamm. Und unterhaltsam war die Zeit mit ihm und Ernst allemal. :D
    Langeweiler und Feiglinge hatten wir auf und neben dem Platz vorher und nachher mehr als genug. Von daher will ich diese Zeit nicht missen.


    Sehe ich genauso! Ohne Lamm würden wir heute auf einem Level wie Waldhof Mannheim oder Kickers Offenbach sein. Später ist er wirklich der Großmannssucht verfallen. Es war ein Mann mit Visionen, gabs schon lange nicht mehr bei Arminia

    "Keine Haare am Sack, aber im Puff drängeln" Horst Schimanski

  • Ohne den Wahrheitsgehalt zu kennen, klingt das nach einem typischen Geschäft von Mister 20%. Der hat für alles was ging die Hand aufgehalten und immer großspurig verkündet: "Ein guter Manager nimmt 20%."

  • Sollte man immer im Hinterkopf behalten, wenn sich manche hier die Zeit von Arminia Vielegeld zurückwünschen und fordern, dass man mal richtig Geld in die Hand nehmen und gestandene Bundesligaspieler verpflichten soll.

    "Was da im Internet zwischen 22 Uhr und halb eins von Halbakademikern betrieben wird, ist unsäglich und desaströs. Denen sollte man ein Kicker-Managerspiel schenken, aber aus dem Profifußball sollten sie sich raushalten. Davon haben sie keine Ahnung." (Heribert Bruchhagen)

  • Man kann über Lamm denken, was man möchte und es war definitiv nicht alles koscher während seiner Regentschaft, aber ohne den Kraftakt 1994 wären wir vllt nie wieder hochgekommen, sondern wohl eher den "Telgter Weg" gegangen.

  • Man kann über Lamm denken, was man möchte und es war definitiv nicht alles koscher während seiner Regentschaft, aber ohne den Kraftakt 1994 wären wir vllt nie wieder hochgekommen, sondern wohl eher den "Telgter Weg" gegangen.

    Das sehe ich genauso. Er hat Arminia nach endlos langen Jahren in der Versenkung wieder nach oben gebracht. Ich spekuliere, dass es uns ohne ihn heute nicht mehr gäbe oder wir vielleicht maximal gegen Rödinghausen spielen würden. Von daher bleibt er ein Held in der Arminiageschichte.

  • Sollte man immer im Hinterkopf behalten, wenn sich manche hier die Zeit von Arminia Vielegeld zurückwünschen und fordern, dass man mal richtig Geld in die Hand nehmen und gestandene Bundesligaspieler verpflichten soll.


    Man kann über Lamm denken, was man möchte und es war definitiv nicht alles koscher während seiner Regentschaft, aber ohne den Kraftakt 1994 wären wir vllt nie wieder hochgekommen, sondern wohl eher den "Telgter Weg" gegangen.


    Auf den ersten Blick widersprechen sich diese Aussagen, aber ihr habt vermutlich trotzdem beide Recht.


    Die Zeit mit Lamm war brisant und solch ein Geschäftsmodell kann Arminia heute überhaupt nicht mehr gebrauchen. Trotzdem denke ich gerne an diese Zeit zurück, weil auch viele extrem geile Dinge geschehen sind und es einfach ein Teil meiner Jugend und mein Beginn bei Arminia war.


    Lamm ist jemand, den man zeitgleich feiern und prügeln könnte, womit er perfekt in Arminias Geschichte passt. Man sollte ihn allerdings auch da lassen. :arminia:

    Arminia Bielefeld - Stadion Alm
    Tradition & Identität erhalten!

    Einmal editiert, zuletzt von Gönner ()

  • Wenn er nicht - typisch Manager - größenwahnsinnig geworden wäre, hätte das noch lange gutgehen können bei uns. Polarisieren und Aufbruchstimmung erzeugen konnte er, wie kein anderer. Ein richtiger Menschenfänger. Leider mit der Zeit immer realitätsfremder und nur noch an das eigene Portemonnaie denkend. Schade, wir hatten seither nie wieder einen ‚Macher‘ wie ihn.

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