Vor dem Landgericht geht es um ein angeblich falsch abgerechnetes Abschiedsspiel – Hoeneß: „Größter Fehler seines Lebens“
Berlin/München - In seiner Zeit beim FC Bayern hat Lothar Matthäus sechs Meistertitel und den DFB-Pokal gewonnen. Er hat den Verein 1996 zum Uefa-Cup-Sieg geführt. Wer aus den großen Erfolgen der Vergangenheit ein besonders inniges Verhältnis zwischen dem Rekordnationalspieler und den Führungskräften beim Rekordmeister ableitet, ist jedoch auf dem Holzweg. Schon während der sportlichen Krise der Bayern im Herbst 2002 tat sich Matthäus, heute Trainer bei Partizan Belgrad, als großer Kritiker seines Ex-Klubs hervor, worauf ihn Manager Uli Hoeneß wissen ließ, Matthäus werde unter ihm „nicht mal Greenkeeper im neuen Stadion“. Nun steht der endgültige Bruch unmittelbar bevor: Wie die WELT erfuhr, kommt es am 13. Februar, 10 Uhr, im Sitzungssaal 6 des Landgerichts München I an der Prielmayerstraße zum Showdown: Lothar Matthäus verklagt den FC Bayern (AZ 12/O/23094/02), es geht um sein Abschiedspiel vor knapp drei Jahren und über eine Million Mark. Vorgeladen sind Bayern-Vorstandsmitglied Karl Hopfner und Vorstandschef Karl-Heinz Rummenigge.
Offenbar war der Weltmeister von 1990 hin- und hergerissen. Freunde berichten, Matthäus habe immer davon geträumt, später in seiner Karriere einen Manager- oder Trainerposten bei den Münchnern antreten zu können. Die Aussage Hoeneß’ jedoch machte diese Pläne zunichte: Nun revanchiert sich der 41-Jährige, der von 1984 bis 1988 und 1992 bis 2000 für den FC Bayern spielte, auf seine Weise: Auf juristischem Weg fordert er von seinem früheren Arbeitgeber Nachzahlungen in Höhe von über 500 000 Euro. Die Vorwürfe, mit denen Matthäus-Anwalt Wolfgang Stürzer die Bayern-Führung am Donnerstag konfrontieren wird: Matthäus, der 302 Bundesligaspiele für den FC Bayern bestritt, behauptet, sein Abschiedsspiel am 26. Mai 2000 im Münchner Olympiastadion gegen die deutsche Nationalmannschaft sei von Hopfner, damals Bayern-Geschäftsführer, nicht korrekt abgerechnet worden – mit etwa einer Million Mark wurde die Einnahme damals offiziell beziffert.
Uli Hoeneß mag den Vorgang nicht kommentieren. Er sagte der WELT nur soviel: „Noch hat er die Möglichkeit zu verhindern, dass der Prozess stattfindet. Wir möchten Lothar die Möglichkeit geben, den größten Fehler seines Lebens zu verhindern. Wir sind hier alle völlig fassungslos.“ Es bestehe kein Zweifel, dass sich die Bayern korrekt verhalten haben. „Wir werden Fakten auf den Tisch legen.“
In diesem Zusammenhang wird nun deutlicher, warum sich Matthäus seit nunmehr zwei Jahren weigert, die im Rahmen dieses Spiels zugesicherten 310 000 Euro an Spendengeldern (unter anderem 100 000 Euro für die SOS Kinderdörfer und 40 000 Euro für das Kinderhilfsprojekt von Martina und Stefan Effenberg) zu überweisen. „Ich bin mit mir selbst im Reinen. Mehr sage ich nicht“, hatte der Träger des bayerischen Verdienstordens stets alle Vorwürfe erwidert.
